# taz.de -- Trumps Amtsantritt: Er lebt von Feindschaft
       
       > Donald Trump versucht gar nicht erst zu verschleiern, wie er den Staat
       > und die Gesellschaft umbauen will. Er hatte seine Pläne vorab verkündet.
       
 (IMG) Bild: Hier kommt die Quittung: Donald Trump auf dem Weg zu seiner Inauguration als 47. Präsident der Vereinigten Staaten im Capitol
       
       Vor vier Jahren hatte es etwas Beruhigendes, den für europäische Augen
       ungewöhnlichen Pomp und Bombast US-amerikanischer Präsidentenvereidigungen
       miterleben zu dürfen. Vorausgegangen war mit dem Kapitolsturm vom 6. Januar
       2021 ein heftiger Angriff auf die US-Demokratie. Da war der kitschige
       Patriotismus der Militärkapellen so etwas wie eine bildhafte Versicherung,
       dass die Leitplanken doch halten. Jetzt ist derjenige, der den Angriff zu
       verantworten hatte, an dem Ort vereidigt worden, an dem seine Anhänger
       damals skandierten, man möge den Vizepräsidenten hängen, weil der nicht
       bereit war, die Verfassung zu brechen.
       
       Das Ritual, was vor vier Jahren zeigte, dass die Demokratie doch lebt,
       wirkt heute wie ihre Unterwerfung unter denjenigen, der sie abschaffen
       wollte. Dass Trump als allererstes über 1.500 derjenigen begnadigte, die
       seither für ihre [1][Teilnahme am Kapitolsturm] verurteilt wurden, passt
       dazu.
       
       Trumps Agenda, tausendfach vorab verkündet und am ersten Tag mit einer
       [2][Flut von Dekreten] begonnen, ist die eines radikalen Umbaus. Sie ist
       eine Botschaft, die von Feindschaft lebt: Feindschaft zu allem linken oder
       „woken“ im Innern, Feindschaft zu schmarotzenden Alliierten, Feindschaft zu
       kriminellen Migrant*innen, Feindschaft gegenüber Faktencheckern und
       unabhängigen Medien, Feindschaft gegenüber Bürgerrechten und
       internationalen Verpflichtungen, Verachtung gegenüber Minderheiten.
       
       ## Er umarmt niemanden
       
       Die Botschaft ist wütend, egozentrisch, kurzsichtig und aggressiv. Aber sie
       umgibt sich mit den Insignien staatlichen und dem Kapital privater
       [3][Macht der Tech-Milliardäre.] Trump versucht gar nicht erst, eine
       Message für alle zu entwickeln, er umarmt niemanden. Er will vernichten,
       wer gegen, und belohnen, wer für ihn ist. Und er weiß, dass nichts so sehr
       zusammenschweißt wie gemeinsame Feinde. Das ist der Kern seiner Bewegung.
       Und dazu spielt America the beautiful.
       
       Trump ist ausgestattet mit einem komfortablen Wahlsieg. Er wird getragen
       von einer gehirngewaschenen Basis, die Trumps Abschiebedekrete in
       Washingtons Capitol One Arena so ekelhaft feierte wie deutsche Dorffeste
       den Gigi-Song. Seine Helfershelfer bilden eine rückgratlose
       Kriecherorganisation, die früher einmal „Grand Old Party“ genannt wurde.
       Trump selbst hat in seiner Rede den 20. Januar 2025 zum „Tag der Befreiung“
       erklärt.
       
       Tatsächlich ist es der Tag der friedlichen Machtübergabe an jemanden, der
       diese Macht niemals hätte bekommen dürfen, spätestens nach dem Kapitalsturm
       nicht mehr. Aber die Institutionen waren schon korrumpiert, allen voran der
       Oberste Gerichtshof. Man hat ihn machen lassen. Die Quittung kommt jetzt.
       
       21 Jan 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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