# taz.de -- Unterbringung und Versorgung: Geflüchtetenaufnahme belastet Kommunen weiterhin deutlich
       
       > Obwohl weniger neue Asylbewerber*innen nach Deutschland kommen ist
       > rund ein Drittel der Kommunen „im Krisenmodus“. Oft fehlt es an Geld und
       > Wohnraum.
       
 (IMG) Bild: Widerstand gegen die Geflüchtetenunterkunft in Markt Schwaben, im März 2024
       
       Berlin taz | Trotz rückläufiger Ankunftszahlen sind viele Gemeinden in
       Deutschland sind weiterhin überfordert damit, Geflüchtete angemessen
       unterzubringen und zu integrieren. Das geht aus [1][einer Befragung]
       hervor, die das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale
       Integration (DESI) zusammen mit dem Mediendienst Integration unter knapp
       600 Kommunen im Sommer geführt hat. Rund ein Drittel der Kommunen sehen
       sich demnach im „Krisenmodus“, etwa 5 Prozent gar im „Notfallmodus“. Gut
       die Hälfte sieht die Situation als „herausfordernd, aber machbar“.
       
       Größtes Problem ist demnach fast überall die angespannte Lage auf dem
       Wohnungsmarkt. Den Verwaltungsbehörden falle es zunehmend schwer,
       Unterbringungsmöglichkeiten für die Geflüchteten zu finden, wofür fast alle
       Kommunen auf die Anmietung von Privatwohnungen setzen. Auch kommunale
       Wohnungen und [2][extra dafür gebaute Heime] sind weit verbreitet. Auf
       Notfalloptionen wie Turnhallen oder gar Zelte müssen derzeit nur rund drei
       Prozent der Gemeinden zurückgreifen.
       
       Vertreter einer Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen berichten: „Es sind
       derart viele Bereiche aufeinander vor Ort abzustimmen, dass eine
       ordnungsgemäße Integration nahezu unmöglich ist. Die städtischen
       Unterbringungskapazitäten sind erschöpft.“
       
       [3][Das gesellschaftliche Klima] sorgt indes für weitere Probleme bei der
       Unterbringung. So berichtet ein Vertreter einer Gemeinde aus Bayern, dass
       der Widerstand gegen die Einrichtung neuer Geflüchtetenunterkünfte steige.
       „Wir werden überschwemmt mit Beschwerdeschreiben, deren Beantwortung
       zusätzliche Personalressourcen bindet – Quintessenz der Beschwerden ist
       zunehmend völlig unverblümt die Drohung, zukünftig AfD zu wählen, wenn die
       Unterkunft kommt!“
       
       ## Ehrenamtliche als wichtiger Stützpfeiler
       
       Als schwierig bewerten die Kommunen es auch, ausreichende Integrationskurse
       für die Geflüchteten zu organisieren. Diese Kurse vermitteln neben
       Grundwissen über die deutsche Gesellschaft vor allem Deutschkenntnisse. So
       fehle hier zum einen oft Geld, andererseits sei es teils schwierig,
       genügend qualifizierte Lehrkräfte zu finden. Und hier drohen noch größere
       Probleme. Die Finanzierung der Kurse für das Jahr 2025 wackelt derzeit,
       viele Träger der Kurse fürchten, Lehrpersonal entlassen zu müssen, wenn es
       so kommen sollte.
       
       Dort, wo die Aufnahme und Integration gut läuft, hat das oft damit zu tun,
       dass auf Strukturen und Know-how aus der Bewältigung der Fluchtbewegung
       2015 zurückgegriffen wird. Auch ehrenamtliches Engagement trägt vielerorts
       dazu bei, etwa bei Sprachkursen für die Geflüchteten. Nicht zuletzt die
       Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, etwa lokalen Vereinen,
       sehen viele Kommunen als Stütze. So berichtet etwa ein Vertreter einer
       kreisfreien Stadt in Nordrhien-Westfalen: „Ohne die Arbeitsgemeinschaft der
       Wohlfahrtspflege vor Ort wäre die Verwaltung nicht ansatzweise in der Lage
       gewesen, die Herausforderungen zu meistern.“
       
       Kernforderungen der Kommunen an Bund und Länder ist die nach mehr Geld
       sowie nach mehr sozialem Wohnungsbau. Außerdem brauche es bessere
       Koordination der höheren politischen Ebenen mit den lokalen Stellen.
       
       Die Zahl der in Deutschland neu angekommen Asylbewerber*innen war
       zuletzt spürbar gesunken. Bis Ende Oktober wurden rund 200.000 Asylanträge
       gestellt. Bleibt es bei dieser Tendenz dürfte die Zahl Ende des Jahres
       deutlich niedriger liegen als 2023, als insgesamt über 350.000 Antröge
       gestellt wurden.
       
       28 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://mediendienst-integration.de/artikel/viele-kommunen-befinden-sich-noch-im-krisenmodus.html
 (DIR) [2] /Prekaere-Unterbringung-von-Gefluechteten/!5952445
 (DIR) [3] /Rechte-Gewalt-gegen-Gefluechtete/!6050654
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frederik Eikmanns
       
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