# taz.de -- Hamburg und die Kühne-Oper: Als das Wünschen noch geholfen hat
       
       > Der Milliardär Klaus-Michael Kühne will Hamburg eine neue Oper schenken.
       > Für die Stadt könnte das teuer werden.
       
 (IMG) Bild: Die Oper, die keine mehr sein soll: das Hamburger Haus am Gänsemarkt
       
       Gibt es Geschenke, die zu groß sind, um sie ablehnen zu können? Ein
       Opernhaus, zum Beispiel, wäre schon ein ziemlich großes Geschenk, und die
       Stadt möchte man sehen, die ein solches Angebot ausschlüge. Wobei…
       
       Klaus-Michael Kühne will Hamburg dieses Geschenk machen. „Rund 300 Mio.
       Euro: [1][HSV-Milliardär Kühne] bezahlt Hamburgs neue Oper“ titelte die
       Bild-Zeitung schon vor Wochen, seitdem verdichten sich die Anzeichen, das
       ein Deal kurz bevorsteht. In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt
       verriet Kühne, dass man mit den Verhandlungen gut vorankäme, er hoffe auf
       einen Baubeginn in einigen Monaten.
       
       Nun ist es ja im Prinzip schön, wenn Menschen mit sehr viel Geld –
       Klaus-Michael Kühne gilt, obgleich er bei Zürich lebt, [2][als reichster
       Deutscher] – etwas der Allgemeinheit zugute kommen lassen. Wobei eine Oper
       natürlich jetzt auch nicht wirklich für alle ist, schon mit dieser Art zu
       singen, kann nicht jeder etwas anfangen. Der HSV, den Kühne sonst noch
       sponsort, hat da mehr Breitenwirkung, aber eben: zweite Liga forever.
       
       Es muss also etwas anderes her, wenn der Unternehmer, 87, sich noch ein
       Denkmal in seiner Heimatstadt Hamburg setzen will. Sponsor der Salzburger
       Festspiele ist er bereits, und er ist Operngänger. Seine Frau habe ihn dazu
       gebracht, wie er vor zwei Jahren dem Spiegel erzählte. Die Frage ist nur:
       Braucht Hamburg überhaupt eine neue Oper?
       
       ## Unter Denkmalschutz
       
       Das jetzige Haus, die Staatsoper am Gänsemarkt, ist sanierungsbedürftig,
       100 Millionen, heißt es, müssten in den nächsten Jahren wohl investiert
       werden. Aber sie liegt in der Innenstadt, an einem sehr traditionsreichen
       Ort, fußläufig zum Rathaus und zur Binnenalster und zum Park Planten un
       Blomen. Der Bau, nach hinten raus aus den 1920ern, vorne raus aus den
       1950ern mit einer charakteristischen Glasfassade, steht unter
       Denkmalschutz.
       
       Doch für Kühne, der in der ganzen Welt Unternehmen kauft und verkauft, wie
       es ihm passt, bedeutet das nicht viel. Er ist mit dem Hamburger Istzustand
       unzufrieden: Das Gebäude sei asbestverseucht, die Akustik schlecht, das
       Niveau mittelmäßig, sagte er in dem Spiegel-Gespräch, das in einem seiner
       Hotels auf Mallorca stattfand. Er wolle die Hamburger Oper nach vorne
       bringen und sei bereit „einen Beitrag zu leisten“.
       
       Die Reaktionen von Seiten der Stadt Hamburg waren verhalten: So schlimm sei
       das mit dem Asbest auch wieder nicht, und Kühnes Pläne, na ja, also wenn es
       eine Schenkung wäre, vielleicht…
       
       Doch die Verhandlungen hinter den Kulissen gingen weiter. Der Hamburger
       Kultursenator, Carsten Brosda (SPD), reiste mit Kühne zur Oper in Oslo,
       einem futuristischen Bauwerk direkt am Fjord. Im Mai diesen Jahres dann
       lehnte sich Brosda ein bisschen weiter aus dem Fenster: „Ein Kultursenator,
       der sagt, ich will keine neuen Kulturorte, wäre schlecht beraten“, sagt er
       dem Abendblatt. Man müsse allerdings erst einmal den Preis fixieren.
       
       ## Mit Pferdefuß
       
       Denn, wie es bei großen Geschenken so ist: sie haben oft einen Pferdefuß.
       Kühnes 300 Millionen dürften für eine neue Oper in der Hafencity kaum
       reichen. Die Stadt muss das Grundstück erschließen, die Opernbesucher
       müssen ja hinkommen in diesen entlegenen Teil der Hafencity, und für den
       Hochwasserschutz sorgen muss sie auch. Nicht ganz einfach, die Hafencity
       steht auf einer Insel in der Elbe. Es wird auf jeden Fall teuer werden.
       
       Für den Fall, dass die Kühne-Oper kommt, hätte Hamburg dann allerdings eine
       Oper zu viel. Was wird mit dem Haus am Gänsemarkt? Bekommt Kühne es zum
       Austausch geboten? Was könnte da rein?
       
       Fragen über Fragen. Mal angenommen, Kühne wäre kein Operngänger, oder er
       fände die jetzige Hamburger Staatsoper gut, so wie sie ist: Wäre dann wohl
       irgendjemand auf die Idee gekommen, dass Hamburg eine neue Oper braucht?
       
       25 Dec 2024
       
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