# taz.de -- Flüchtlingsunterkunft in Berlin: Zuflucht für Schwerkranke
       
       > In einer Unterkunft in Neukölln können nun pflegebedürftige Geflüchtete
       > mit ihren Angehörigen leben. Der Bedarf wuchs mit dem Krieg in der
       > Ukraine.
       
 (IMG) Bild: Nataliia Hryhorova und ihr Sohn Dmytro im Sunpark
       
       Berlin taz | Ein nasskalter Novembermorgen vor einer Pflegeeinrichtung in
       Neukölln. Etwas Sonne verschafft nur der Name der Einrichtung: Sunpark.
       Hier können seit August [1][schwerkranke Geflüchtete aus der Ukraine]
       gemeinsam mit ihren Angehörigen leben.
       
       Die „Schwerpunktunterkunft“ befindet sich im vierten Stock einer großen
       Wohnanlage für Pflegebedürftige. Sie wird von der Johannesstift Diakonie
       (JSD) in Kooperation mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF)
       betrieben und vom Land Berlin mit 500.000 Euro pro Jahr finanziert. Noch
       sieht es leer aus. JSD und LAF stellen dennoch stolz die neue Einrichtung
       vor. Es ist ein Pilotprojekt, das laut LAF einzigartig in Deutschland ist.
       
       Pflegebedürftige und Angehörige unter einem Dach: Im Sunpark geht das, was
       in normalen Pflegeheimen nicht möglich ist. „Das Entscheidende ist die
       Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt LAF-Chef Mark Seibert. Es gibt 30 Plätze plus
       30 Angehörige, diese sind inzwischen zur Hälfte belegt. Die jüngste
       Bedürftige sei 30, sagt Seibert, sie muss isoliert leben, die älteste ist
       96 und mit ihrem Sohn hier.
       
       Auch Nataliia Hryhorova lebt im Sunpark, zusammen mit ihrem 36-jährigen
       Sohn Dmytro. Sie selbst ist 70 und leidet unter anderem an einer
       Zerebralparese, einem Gehirnschaden. Sie ist von ihrer Krankheit
       gezeichnet, schaut aber aus wachen Augen neugierig in die Runde. Es gehe
       ihr gut, sagt sie. Sie habe sogar eine Freundin auf der Etage. Seit
       September leben Hryhorova und ihr Sohn in der Unterkunft, zuvor mussten sie
       [2][ein halbes Jahr im Massenlager Tegel] ausharren.
       
       ## Pflegt seine Mutter seit 2006
       
       Dmytro Hryhorov ist schüchtern und wirkt etwas nervös. Seine Mutter pflegt
       er bereits seit 2006. Über Tegel möchte er nichts Schlechtes sagen, aber
       dort musste er bei Problemen immer zu verschiedenen Ansprechpersonen gehen.
       „Hier gibt es immer Antworten auf die Fragen.“
       
       Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind [3][Zehntausende Menschen
       aus der Ukraine nach Berlin geflüchtet,] darunter viele Alte und Kranke. Im
       eilig eingerichteten „Ankunftszentrum“ in Tegel strandeten auch Menschen im
       Rollstuhl, nach einem Schlaganfall, mit einer Lungenerkrankung, mit
       seltenen Immunerkrankungen – ohne angemessene Versorgung.
       
       Das LAF hat nach eigenen Angaben inzwischen 1.000 Menschen in
       Pflegeunterkünften untergebracht. In Tegel seien jetzt nur noch einzelne
       Pflegebedürftige, sagt Mark Seibert. Das sei ja auch schön und gut, heißt
       es gleichwohl vom [4][Berliner Netzwerk für Flucht und Behinderung].
       Allerdings bräuchte jeder Berliner Bezirk eine bedarfsgerechte Unterkunft
       wie die in Neukölln. Das Netzwerk schätzt, dass allein im vergangenen Jahr
       4.500 Geflüchtete mit einer Behinderung einen Antrag auf Asyl in der Stadt
       gestellt haben.
       
       Der Sunpark ist immerhin ein Anfang. Hier gibt es eine Pflegehelferin, eine
       Übersetzerin, ein Büro mit Sozialarbeiterin, einmal pro Woche kommt ein
       Arzt. Für die Geflüchteten sei es kompliziert, weiß Palliativmedizinerin
       Karin Barnard: „Die Menschen kommen mit Sorgen in den Sunpark und haben
       große Hoffnung, zurück in die Ukraine kommen zu können.“
       
       14 Nov 2024
       
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