# taz.de -- Ehrenpreis für Kati Outinen: Sie gibt Aki Kaurismäkis Filmen ein Gesicht
       
       > Kati Outinen wurde am Donnerstag bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck
       > ausgezeichnet. Sechs ihrer Filme werden dort aktuell gezeigt.
       
 (IMG) Bild: Kati Outinen wurde am Donnerstag bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck ausgezeichnet
       
       Lübeck taz | Schmal, zart und trotz ihrer 64 Jahre jugendlich wirkt sie,
       ein Gesicht, das man nicht mehr vergisst. Es ist bekannt aus Filmen wie
       „Der Mann ohne Vergangenheit“, „Juha“ oder „Le Havre“. Wahrscheinlich ist
       es bei uns das prägendste Gesicht einer finnischen Frau. „Wirklich?“, fragt
       Kati Outinen, ehrlich überrascht.
       
       Ich treffe sie im obersten Stock eines Hotels mit Blick auf Lübecks
       Kirchtürme. Später am Tag wird sie den Ehrenpreis der Nordischen Filmtage
       in [1][Lübeck] entgegennehmen. Sechs ihrer Filme werden in einer Hommage
       des großen Festivals für den nordischen Film gezeigt.
       
       Ihr Werk ist umfangreich, auf Theaterbühnen und später auf der Leinwand,
       vor allem in [2][Aki Kaurismäkis] Filmen, verkörperte sie viele weibliche
       Hauptrollen. Zusammen mit seinem Bruder Mika ist der Regisseur der wohl
       bekannteste Filmemacher Finnlands. Während sich Mika auf Komödien
       spezialisiert hat, sind Akis Filme von Melancholie durchzogen.
       
       Aki und sie hatten beide gerade ihren ersten Film gemacht, erzählt sie. „Da
       rief er mich an und sagte: „Ich habe den Medien erzählt, dass du die
       Hauptfigur in meinem nächsten Film bist. Machst du es?“ Natürlich sagte sie
       zu. Am Set mussten sie nicht viel sprechen. „Manchmal hatte er ein Skript,
       oft aber auch nicht. Ich verstand, was er von mir wollte“, sagt sie. Sie
       blieben sich treu. „Man weiß nicht, hat er sie mehr geprägt oder sie ihn?“,
       sagte der Künstlerische Leiter der Nordischen Filmtage, Thomas Hailer, über
       sie.
       
       ## Die Kunst der Blicke
       
       Auch in den Filmen wird nicht viel gesprochen. Es sei „sehr finnisch, etwas
       zu tun, anstatt zu sprechen“, sagt Outinen. Die Kunst der Blicke und der in
       Körpersprache übertragenen Gedanken beherrscht sie meisterlich. Die
       Figuren, die sie verkörpert, sind oft lakonisch und auf resolute Weise
       herzlich.
       
       In „Schatten im Paradies“ sitzt sie an der Kasse eines Supermarktes, dann
       geht ihr Blick nach oben, zum Müllmann Nikander: „Sie bluten, kommen Sie.“
       Als sie später Job und Zimmer verliert, wird er ihr helfen. In „Der Mann
       ohne Vergangenheit“ verkörpert sie eine Mitarbeiterin der Heilsarmee, die
       einen Mann aufnimmt, der sein Gedächtnis verloren hat.
       
       „In Akis Filmen passen die Menschen aufeinander auf, sie helfen sich
       gegenseitig. Und sie ducken sich nicht weg vor Problemen, sondern finden
       gemeinsam Wege, um sie zu lösen“, sagt Outinen. Die Geschichten sind
       grundiert von einem tiefen Humanismus.
       
       Diese Botschaft, sagt die Chefin der internationalen Sektion der
       [3][finnischen Filmstiftung] Jaana Puskala in ihrer Ehren-Laudatio, „kommt
       unabhängig von Sprache und Kultur an“ durch Outinens „präsentes,
       berührendes und präzises Schauspiel“. Es habe wesentlich zur Bekanntheit
       des finnischen Kinos beigetragen.
       
       Kati Outinen strahlt viel mehr Fröhlichkeit aus als [4][die Figuren, denen
       sie im Kino Leben einhauchte.] „Ja, ich bin glücklich“, sagt sie. „Ich darf
       in dem Beruf arbeiten, den ich am meisten liebe.“
       
       8 Nov 2024
       
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