# taz.de -- Wahlkampf in Botswana: Ein Untoter erscheint zur Unzeit
       
       > Expräsident Ian Khama mischt Botswanas Wahlkampf auf, die Stabilität
       > steht auf dem Spiel. Präsident Masisi will eigentlich wiedergewählt
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Botswanas Expräsident Ian Khama, hier als Staatschef bei einer Rede in Südafrika im Jahr 2016
       
       Gaborone taz | Die Zeit wird zeigen, wie sich die Rückkehr von Botswanas
       Expräsident Ian Khama aus dem selbstgewählten südafrikanischen Exil auf die
       Wahlen am 30. Oktober auswirkt. Botswana gilt als eines der friedlichsten
       Länder Afrikas, aber der Machtkampf zwischen Expräsident [1][Ian Khama],
       Sohn des ersten nachkolonialen Staatschefs, und seinem ehemaligen
       Stellvertreter [2][Mokgewetsi Masisi], der seit 2018 als Präsident regiert,
       droht das Land mit 2,7 Millionen Einwohnern zu destabilisieren.
       
       Der 62-jährige Masisi und der 71-jährige Khama waren lange Zeit beste
       Freunde. Aber nachdem Masisi 2018 Präsident wurde, wandte er sich gegen
       seinen illustren Vorgänger, kürzte ihm die Ruhestandsgelder und machte eine
       Reihe von dessen Entscheidungen rückgängig.
       
       Bei den Wahlen 2019 bereits hatte sich die regierende BDP (Botswana
       Democratic Party) gespalten. Präsident Masisi feuerte seine Außenministerin
       [3][Pelonomi Venson-Moitoi], als diese ihm parteiintern die Kandidatur
       streitig machte und dabei von Khama unterstützt wurde. Khama gründete
       daraufhin die Abspaltung BPF (Botswana Patriotic Front). Diese ist
       mittlerweile in der Oppositionskoalition UDC (Umbrella for Democratic
       Change) aufgegangen, die dieses Jahr mit [4][Duma Boko] gegen Masisi
       antritt.
       
       Nachdem Masisi 2019 die Wahlen gewonnen hatte, warf er Khama vor, ihn
       stürzen zu wollen. Ein angeblicher Putschversuch wurde 2020 aufgedeckt, bei
       dem die zur Tswana-Ethnie gehörende südafrikanische Geschäftsfrau
       [5][Bridgette Motsepe-Radebe], Schwägerin von Südafrikas Präsident Cyril
       Ramaphosa, angeblich einen Umsturz in Botswana zugunsten von Ian Khama
       finanziert haben soll. Die Vorwürfe wurden vor Gericht nicht bestätigt.
       
       Später wurden Ian Khamas Brüder in Botswana festgenommen. Khama, der sich
       mittlerweile nach Südafrika abgesetzt hatte, nannte Botswanas Präsident
       Masisi daraufhin einen „Despoten“ und warf ihm eine „Vendetta“ vor. Nachdem
       er eine Vorladung in Botswana verstreichen ließ, erließ die botswanische
       Justiz im Dezember 2022 gegen Ian Khama Haftbefehl wegen illegalen Besitzes
       von fünf Schusswaffen.
       
       ## Familie des letzten vorkolonialen Königshauses
       
       Die Familie Khama genießt großen Respekt in Botswana. Sie stellte den König
       des letzten vorkolonialen Königshauses der [6][Tswana-Ethnie], das Botswana
       in den 1920er Jahren einen Status als britische Kolonie sicherte und damit
       die Eingliederung nach Südafrika vermied.
       
       [7][Seretse Khama], der das Land von der Unabhängigkeit 1966 bis 1980
       regierte, war der Sohn des 1925 verstorbenen letzten Tswana-Königs. Ian
       Khama als Seretse Khamas ältester Sohn ist nicht nur als Präsident in seine
       Fußstapfen getreten, sondern auch als traditioneller König (Kgosikglo) der
       [8][BagaMmangwato], eine der Volksgruppen der Tswana-Ethnie.
       
       Den traditionellen Königstitel nimmt Ian Khama jetzt wieder auf. Er kehrte
       am 13. September mit dem Auto aus Südafrika zurück in Botswanas grenznahe
       Hauptstadt Gaborone. Eine Woche später stellte er sich der Justiz, wurde
       auf freien Fuß gesetzt und ließ sich feiern. „Die Zeit ist für mich
       gekommen, meine Rolle als Chief aufzunehmen“, erklärte er.
       
       Nun ist das Land gespannt, ob Khamas Anwesenheit der Oppositionskoalition
       UDC bei den Wahlen am 30. Oktober nützen wird. „Er bezweckt definitiv, die
       Behörden dazu zu bringen, ihn zu verhaften, so stellt er Masisi und die
       regierende BDP als böse dar“, sagt der politische Aktivist Lethonogolo
       Mooketsi. „Zum Glück hat Masisi das gleich erkannt.“
       
       Es ist äußerst selten, dass im südlichen Afrika Regierungsparteien Wahlen
       verlieren. „Die UDC setzt auf Khamas Rückkehr, aber die BDP hat eine gute
       Regierungsbilanz vorzuweisen“, sagt Politologin Mpho Modise. Präsident
       Masisi selbst ist siegessicher. „Ich bin zuversichtlich, die Wahlen zu
       gewinnen“, sagte er.
       
       30 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [5] https://en.wikipedia.org/wiki/Bridgette_Radebe
 (DIR) [6] https://en.wikipedia.org/wiki/Tswana_people
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Odirile Toteng
       
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