# taz.de -- Verlust für Hamburgs Grüne: Umweltsenator Jens Kerstan hört auf
       
       > Der Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) tritt bei der nächsten
       > Bürgerschaftswahl nicht mehr an. Der 58-Jährige nennt gesundheitliche
       > Gründe.
       
 (IMG) Bild: Nun sind die Auftritte gezählt: Jens Kerstan bei der Einweihung von Hamburgs erster Abwasser-Recyclinganlage am 9. September 2024
       
       Es gibt Momente im Leben eines Politikers, wo er merkt, dass sich der Kampf
       lohnt. Für Hamburgs scheidenden Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen)
       dürfte ein solcher am 19. August gewesen sein. Da übergab
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Förderbescheide für ein
       Wasserstoff-Leitungsnetz im Hamburger Hafen und einen
       Wasserstoff-Elektrolyseur am Standort des ehemaligen Kohlekraftwerks
       Moorburg.
       
       Eine Zukunftsvision – der Ersatz von Kohlenstoff als Energieträger und das
       [1][Ende der CO2 emittierenden Wirtschaft – werde real, s]agte Kerstan bei
       dem Vor-Ort-Termin sichtlich zufrieden. Dabei hatten die Grünen in seiner
       Zeit als Fraktionschef in der Hamburgischen Bürgerschaft das Kohlekraftwerk
       Moorburg noch zähneknirschend akzeptieren müssen, obwohl sie mit dessen
       Verhinderung Wahlkampf gemacht hatten.
       
       Doch das ist Geschichte. [2][Hamburg ist auf dem Weg, seine
       Energieversorgung klimaneutral zu gestalten] und Kerstan hat wesentlich
       dazu beigetragen. Als Fraktionschef unterstützte er 2012/13 gegen die
       regierende SPD die Volksinitiative zum Rückkauf der Hamburger
       Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme.
       
       Der folgende Volksentscheid war knapp erfolgreich. Kerstan, Umweltsenator
       seit Beginn der rot-grünen Koalition in Hamburg 2015 – setzte ihn gegen
       Widerstände um, und bekam damit ein Mittel in die Hand, die Energiewende
       voranzutreiben. Allerdings geht das langsamer als gedacht, so dass
       Hamburger Fernwärme heute immer noch in einem überalterten Kohlekraftwerk
       in Wedel erzeugt wird.
       
       ## Verwurzelt im Umweltschutz
       
       Kerstan kam als Umweltschützer zur Parteipolitik. Von 1995 bis 2011 war er
       Vorsitzender des Naturschutzverbandes Gesellschaft für Ökologische Planung
       (GÖP). Hamburgs Nabu-Vorsitzender Malte Siegert bescheinigte ihm deswegen
       ein besonderes Verständnis für die Arbeit von Umwelt- und
       Naturschutzverbänden. „Im Senat hat er keine Konflikte gescheut und somit
       in seiner Amtszeit wesentlich dazu beigetragen, die Grenzen hin zu mehr
       Stadtgrün, zu mehr Biodiversität zu verschieben“, lobte Siegert.
       
       Bundesweit Schlagzeilen machte Kerstan [3][mit Durchfahrtsverboten auf zwei
       Hauptverkehrsstraßen für Dieselfahrzeuge], die bestimmte Abgasnormen nicht
       erfüllten. Mit dem Dieselfahrverbot reagierte er darauf, dass der von der
       EU als kritisch angesehene Grenzwert für Stickstoffdioxid dort regelmäßig
       überschritten wurde.
       
       In seiner Zeit als Fraktionschef arbeitete er sich tief in die Vorgänge
       ein, die im Zuge der Finanzkrise ab 2008 zur milliardenteuren Krise der
       HSH-Nordbank führten. Als Fehler räumte er gegenüber dem Hamburger
       Abendblatt ein, dass Schwarz-Grün 2009 keinen Kompromiss mit der
       Volksinitiative gegen die damals geplante Schulreform fand. Das
       sechsjährige gemeinsame Lernen scheiterte – und damit auch die
       schwarz-grüne Koalition unter Ole von Beust.
       
       Dass er bei der [4][im März anstehenden Bürgerschaftswahl] nicht wieder
       antreten will, erklärte er mit gesundheitlichen Gründen. Seine überwundene
       Krebserkrankung habe ihn viel Kraft gekostet, sagte der 58-Jährige dem
       Abendblatt und ihn darüber nachdenken lassen, „ob und wie ich weitermachen
       will“.
       
       16 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
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