# taz.de -- Nach Absage von Landratsamt Pirna: Kirchenasyl für Ausstellung
       
       > Das Landratsamt im sächsischen Pirna wollte die Ausstellung zum Leben
       > Geflüchteter nicht zeigen. Jetzt hat sie einen neuen Ort.
       
 (IMG) Bild: Asyl für die Asyl-Ausstellung: Die Klosterkirche von Pirna
       
       Nachdem das [1][Landratsamt im sächsischen Pirna] eine Ausstellung über die
       Schicksale von 35 geflüchteten Menschen in Deutschland abgesagt hatte, soll
       die Ausstellung stattdessen am Mittwochabend in der Klosterkirche St.
       Heinrich in Pirna eröffnet werden.
       
       Eigentlich sollte die Ausstellung des Flüchtlingsunterstützerkreises im
       erzgebirgischen Schwarzenberg [2][„Es ist nicht leise in meinem Kopf“]
       kommenden Mittwoch im Rahmen der Interkulturellen Woche im Landratsamt
       Pirna eröffnet werden. Noch vor Ausstellungsbeginn ließ das Landratsamt die
       Ausstellung aber wieder abbauen.
       
       Es begründete die Entscheidung damit, dass Aussagen der Geflüchteten wie „…
       Ich habe kein Leben in Deutschland“ und „… Ich weiß nicht, ob ich
       hierbleiben will“ aus Sicht des Landratsamts „verständlicherweise den Unmut
       und das Unverständnis von Bürgern und Mitarbeitern des Landratsamts“ über
       die gezeigte Ausstellung hervorgerufen habe. Die Ausstellung habe bereits
       in den ersten Stunden nach ihrem Aufhängen polarisiert und für eine
       „aufgeheizte Stimmung gesorgt“. Das Amt informierte die Kurator*innen
       der Ausstellung, Lenore und Werner Lobeck, erst nach dem Abbau der
       Ausstellung.
       
       [3][Frank Richter] saß bis vor Kurzem für die SPD im Sächsischen Landtag.
       Zuvor war er acht Jahre lang Direktor der Sächsischen Landeszentrale für
       politische Bildung. Er kennt die Kurator*innen der Ausstellung gut:
       „Als Lenore Lobeck mir erzählt hat, dass das Landratsamt die Ausstellung
       abgebaut hat, wusste ich, dass wir das nicht unwidersprochen lassen
       können.“
       
       ## Entsetzt über die Entscheidung
       
       Richter ist über die Entscheidung des Landrats Michael Geisler (CDU)
       entsetzt: „Ich bin 1960 in der DDR geboren. Eine Ausstellung nach nicht mal
       einem Tag abzubauen, ohne dass sie überhaupt eröffnet wurde, und dann
       darauf zu verweisen, dass es anonyme Beschwerden gegeben hat – das ist eine
       Denkart, die mir aus früheren Zeiten der Meinungsdiktatur sehr bekannt
       vorkommt“, sagte Richter der taz.
       
       Er habe überlegt, wo man die Ausstellung alternativ zeigen könne, denn ihm
       sei wichtig gewesen, dass die Ausstellung in [4][Pirna] gezeigt werde. Er
       habe Vinzenz Brendler angerufen, den er aus Studienzeiten kenne. „Wir waren
       uns schnell einig, dass wir die Ausstellung bei uns zeigen wollen“, sagte
       Brendler, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Heinrich und Kunigunde in Pirna.
       
       In einer Stellungnahme schreibt er: „Jeder Mensch ist von Gott gleich
       geliebt und gewollt.“ Das heiße im Klartext: „Dazu gehören auch die, die
       eine andere Hautfarbe haben als ich, die anders denken als ich und auch
       einer anderen Religion angehören“, so Brendler. „Wir Christen treten für
       die ein, die als die Schwächsten oft unter die Räder kommen und kein Gehör
       finden.“ Diesen Menschen mit einer Ausstellung Gesicht und Stimme zu geben,
       sei in einer christlichen Gemeinde nicht nur möglich, sondern auch geboten,
       schreibt der Pfarrer.
       
       Nun soll die Ausstellung von kommendem Mittwoch an bis zum 10. Oktober in
       der Klosterkirche in Pirna gezeigt werden. Zuvor war die Ausstellung
       bereits in Meißen, Chemnitz und im Sächsischen Landtag in Dresden zu sehen
       gewesen.
       
       24 Sep 2024
       
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