# taz.de -- Publix-Haus für Journalismus: Ein Ort für die Zukunft
       
       > Mit dem Berliner Publix-Haus gibt es jetzt eine zukunftsweisende
       > Begegnungsstätte für Journalismus. Stifter Hans Schöpflin will sich nicht
       > einmischen.
       
 (IMG) Bild: Das Haus für Journalismus „Publix“, aufgenommen vor der Pressekonferenz zur Eröffnung am 10. September in Berlin
       
       Der Journalismus [1][stirbt bekanntermaßen ja gerade aus]. Die Zeitungen
       gehen in die Knie, alles ist online und virtuell, jetzt kommt noch KI und
       Sigrun Albers geht beim BDZV. Ist es also größenwahnsinnig, in diesen
       Zeiten ein „Haus für Journalismus und Demokratie“ zu bauen? Natürlich
       nicht. Mit Publix gibt es jetzt eine echte, offene und zukunftsweisende
       Begegnungsstätte für Journalismus. Trotz wuchernder Mietpreise mitten in
       Berlin, da, wo es noch ein bisschen bunter ist. Genauer gesagt in der
       Hermannstraße 90 in Neukölln.
       
       Hans Schöpflin spricht mit dem alemannischen Dialekt des
       deutschschweizerischen Grenzlandes und hat eben mit seiner gleichnamigen
       Stiftung 25 Millionen Euro in Publix gesteckt. Das Projekt feierte diese
       Woche Eröffnung, am Donnerstag gab es schon eine Fachkonferenz, am Sonntag
       ist in der Hermannstraße 90 „Open House“ für alle. Schöpflin stammt aus
       Lörrach, was die Sprachfärbung erklärt, wo die Familie mit Versandhandel
       ein Vermögen machte. Der Enkel des Unternehmensgründers verdiente später in
       den USA nochmal hübsch dazu, wurde vom Unternehmer zum
       Globalisierungsgegner und unterstützte [2][die gemeinnützige Onlinezeitung
       Voice of San Diego]. 
       
       Zurück in Deutschland begegnete ihm dann vor ein paar Jahren ein anderer
       großer Sprachgefärbter. Ex-tazler David Schraven, ein bekennender
       Bottroper, war gerade dabei, Correctiv zu gründen. Und Schöpflin war Feuer
       und Flamme und von Anfang an mit an Bord.
       
       Der nächste Streich ist jetzt das Publix-Haus, das Ort und Heimat für noch
       mehr mediale Akzente sein will. [3][Correctiv], Reporter ohne Grenzen und
       die Medienkompetenzler*innen von Lie Detectors sind schon dabei.
       Auch kommerzielle Medien wie die Produktionsfirma TellMeWhy und der
       Apotheken-Umschau-Verlag Wort & Bild gehören zu den Mietern. Gesetzt wird
       zwar vor allem auf Gemeinnützigkeit, aber der Mix macht’s. Hausherrin Maria
       Exner will auch für konservative Initiativen offen sein. Geplant ist nichts
       weniger als die Zukunft des Journalismus. „Ist das auch so einen WG und wir
       bekommen gleich nen Zimmer neben den Zukunftsrat?“, fragt die
       Mitbewohnerin.
       
       ## Anders als Bill Gates
       
       Angst, dass ihr der Stifter zu sehr aufs Dach steigt oder irgendwann keine
       Lust mehr hat, braucht Exner nicht zu haben. Denn Schöpflin hält nichts von
       [4][den Methoden eines Bill Gates] und dessen Stiftung. Die gingen mit
       Riesensummen in die Projekte anderer rein, und wenn es ihnen nicht passe,
       machten sie’s nach dem Motto „Fuck You“ eben selbst. Doch damit beerdigten
       sie die ursprünglichen Ideen, sagt Schöpflin. Er halte sich dagegen
       konsequent raus.
       
       Und weil der Journalismus eben nicht todgeweiht ist, liegt das Publix-Haus
       direkt an einem Friedhof. Der macht nicht nur symbolisch Sinn. Wenn da
       zwischen den Gräbern zwei Menschen im Gespräch schlendern, können das
       nämlich auch David Schraven und eine Quelle beim unauffällig-investigativen
       Austausch sein.
       
       13 Sep 2024
       
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