# taz.de -- Model Bella Hadid verklagt Adidas: Gefeiert und gecancelt
       
       > Supermodel Bella Hadid verklagt den deutschen Sportkonzern Adidas. Sie
       > wirft ihm vor, am PR-Desaster um einen Retro-Sneaker und sie schuld zu
       > sein.
       
 (IMG) Bild: Von Fans umringt: Bella Hadid gibt in Cannes Küsschen
       
       Als Adidas seine Kampagne vorstellte, um den Relaunch eines neuen
       Retro-Sneakers zu bewerben, stand Bella Hadid im Mittelpunkt: Von Fans
       umringt, posierte sie am 11. Juli in einem mit Blumen geschmückten
       Adidas-Bus und vor einer Plakatwand mitten auf dem Times Square in New
       York. Nur wenige Tage später kündigte der deutsche Sportartikelkonzern
       überstürzt an, die Werbekampagne zu „überarbeiten“ und ließ alle Hinweise
       auf Hadid aus seinen Social Media-Profilen löschen. Jetzt hat das
       Supermodel deswegen angekündigt, Adidas wegen „Rufschädigung“ zu verklagen.
       Wie kam das?
       
       Die 27-jährige Bella Hadid gehört [1][mit über 60 Millionen Followern auf
       Instagram] und neun Millionen auf Tiktok zu den weltweit einflussreichsten
       Mode-Influencern. Wenn sie in kniehohen Cowboystiefeln zu Jeansshorts durch
       New York stolziert, setzt sie einen Sommertrend. Wenn sie eine
       Vintage-Tasche der Luxusmarke Coach spazieren trägt, feiert die
       amerikanische Traditionsmarke ihr Comeback. Und seit die „Königin der
       Y2K-Styles“, dem Look der 2000er, lange Tennissocken wieder salonfähig
       gemacht hat, tragen sie jetzt auch alle modebewussten Hipster.
       
       Für den Adidas-Konzern schien es deshalb nahezuliegen, die unbestrittene
       Stil-Ikone für seine neue Kampagne zu engagieren. Das Problem: Das
       Schuhmodell SL 72, dessen Wiederauflage Bella Hadid zusammen mit dem Rapper
       A$AP Nast und dem französischen Fußballstar Jules Koundé anpreisen sollte,
       wurde ursprünglich zu den Olympischen Spielen 1972 in München
       herausgebracht. Bei dem sportlichen Spektakel [2][ermordete ein
       propalästinenisches Terror-Kommando elf israelische Sportler und
       Funktionäre].
       
       Die israelische Regierung schlug deshalb einen Bogen von der aktuellen
       Adidas-Werbekampagne zu diesem Anschlag und beschuldigte Bella Hadid,
       „Antisemitismus zu verbreiten und zu Gewalt aufzurufen“.
       
       ## Teil einer Model-Dynastie
       
       Bella Hadid ist Palästinenserin. Ihr Vater, der Immobilienhändler Mohamed
       Hadid, stammt aus Nazareth im heutigen Israel, ihre Mutter Yolanda stammt
       aus den Niederlanden. Bella Hadid selbst wurde 1996 in Washington in den
       USA geboren und wuchs mit ihrer älteren Schwester Gigi und ihrem jüngeren
       Bruder Anwar auf einer Ranch in Santa Barbara und in Malibu auf. Mit 16
       übernahm sie erste Model-Aufträge. Seitdem verlieh sie vielen Marken ihr
       Gesicht, darunter Givenchy, Dior und Victoria’s Secret. Sie gilt als eines
       der bestbezahlten Models der Welt und bildet mit ihrer Mutter und ihren
       Geschwistern eine Art Model-Dynastie.
       
       Ihre Reichweite nutzte sie immer wieder, um sich für soziale Themen,
       Umweltschutz und auch für das Schicksal der Palästinenser zu engagieren.
       2021 nahm sie in New York an einer Kundgebung teil, bei der sie den Slogan
       [3][„From the river to the Sea“] skandierte, was ihr viel Kritik
       einbrachte.
       
       Auch zum [4][Krieg in Gaza] bezieht sie immer wieder Stellung. Zum
       Filmfestival in Cannes erschien sie zuletzt nicht nur in einer fast
       durchsichtigen Robe von Yves Saint Laurent, sondern flanierte auch in einem
       Sommerkleid mit dem Muster einer Kufiya, der traditionellen
       palästinensischen Kopfbedeckung, über die Croisette. Ein Statement.
       
       Dass sie nun mit dem Anschlag von München in Verbindung gebracht werden
       soll, will sie nicht auf sich sitzen lassen. Zwar entschuldigte sich der
       deutsche Sportartikelkonzern auf Social Media öffentlich bei Hadid „für
       jeglichen negativen Effekt, den unser ungewollter Fehler ausgelöst hat“.
       Doch das reicht der 27-Jährigen nicht, wie US-Medien berichten: Sie sei
       „fassungslos“. Ihre Anwälte geben Adidas die Schuld am PR-Desaster und
       wollen den Konzern wegen Rufschädigung ihrer Mandantin verklagen.
       
       23 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.instagram.com/bellahadid/?hl=de
 (DIR) [2] /Olympische-Spiele-in-Muenchen/!5997972
 (DIR) [3] /Gericht-urteilt-ueber-Palaestina-Demos/!6008026
 (DIR) [4] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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