# taz.de -- Thailand erlaubt Homoehe: Regenbogen mit Grauschleier
       
       > Der thailändische Senat beschließt Ehegleichheit für alle, aber politisch
       > bleibt das Land instabil: Der größten Oppositionspartei droht Auflösung.
       
 (IMG) Bild: Unterstützer feiern am Dienstag die große Zustimmung des thailändischen Senats zur Homoehe im Zentrum von Bangkok
       
       Bangkok taz | Über Thailand strahlt am 18. Juni ein heller bunter
       Regenbogen. Mit seinem Ja-Wort machte der Senat mit großer Mehrheit den Weg
       für die gleichgeschlechtliche Ehe frei. LGBTQ-Paare haben in Zukunft die
       gleichen Rechte, einschließlich der Adoption von Kindern, wie verheiratete
       heterosexuelle Paare.
       
       „Das ist ein historischer Tag“, sagt Kranporn Kongpet, 32, bei der
       Jubelfeier der Community mit Drag Queens und symbolischen Eheschließungen
       vor dem Bangkok Art and Cultural Center. „Meine Partnerin und ich werden
       heiraten“, freut sich die in einen schwarzen Hochzeitsanzug gekleidete
       Kranporn Kongpet.
       
       Den Bund der Ehe wollen auch die schwulen Stars der populären TV-Serie „Boy
       Love“, Sappanyoo Panatkool und Ariwat Apiwatsayree. eingehen. Sie werden
       auf der partyartigen Kundgebung von kreischenden Mädels umlagert. Nach
       Taiwan und Nepal ist Thailand nur das dritte asiatische Land, in dem LGBTQ
       heiraten können.
       
       Doch zeigte Thailand unter dem bunten Regebogen an diesem 18. Juni aber
       auch sein graues Gesicht. In gleich drei Verfahren vor dem
       Verfassungsgericht stand Thailands fragile Demokratie vor dem Kadi. Auf
       Antrag von 40 Senatoren muss das Gericht darüber befinden, ob
       Premierminister Srettha Thavisin mit der Ernennung eines vorbestraften
       Politikers zum Minister die Verfassung verletzt hat.
       
       ## Wahlsieger ausgebremst und jetzt vor Gericht
       
       Im zweiten Verfahren geht es um die Auflösung der Move Foward Partei (MFP),
       die 2023 die Parlamentswahl gewann. Aber der von der
       royalistisch-militärischen Elite ernannte Senat hatte die
       Regierungsübernahme von MFP und ihres charismatischen Chefs Pita
       Limjaroenra vereitelt. Grund für den Ausschluss von der Macht und des
       aktuellen Gerichtsverfahrens war und ist das Ziel der MFP, das drakonische
       Gesetz über Majestätsbeleidigung zu reformieren.
       
       Anstelle von MFP wurde die zweitplatzierte Pheu Thai Partei des
       Thaksin-Clans mit Srettha als Premierminister als das kleinere Übel an die
       Macht gelassen. Teil des politischen Kuhhandels zwischen der Elite und Pheu
       Thai war die Erlaubnis, dem seit vielen Jahren im Exil lebenden
       Ex-Premierminister Thaksin Shinawatra die Rückkehr nach Thailand zu
       gestatten.
       
       Um Thaksin ging es am Dienstag in dem dritten Gerichtsverfahren. Er soll,
       so die Anklage, 2015 den König beleidigt haben, was nach thailändischem
       Recht eine sehr schwere Straftat ist.
       
       Thaksin, so entschied das Gericht am Dienstag, kann bis auf Weiteres gegen
       Kaution auf freiem Fuß bleiben. Soviel Glück wie der reiche und mächtige
       Thaksin haben viele der wegen Majestätsbeleidigung inhaftierten
       Demokratieaktivisten nicht. Ihnen verweigern die Gerichte oft die
       Freilassung auf Kaution.
       
       ## Elitäre Hardliner gegen Thaksin
       
       In allen drei Verfahren gehe es letztlich um einen Machtpoker innerhalb der
       thailändischen Elite, meint Ruchapong Chamjirachaikul. „Während Teile der
       Elite den 2023 geschlossenen politischen Deal mit Thaksin und Pheu Thai bis
       zu einem gewissen Grad akzeptiert haben, sind die Hardliner strikt
       dagegen“, sagt der Politikexperte der Bürgerrechtsorganisation iLaw.
       
       Der verhasste Thaksin gelte als der Strippenzieher der jetzigen Regierung,
       den es aus Sicht seiner Gegner deshalb in die Schranken zu verweisen gelte.
       
       Die Verfahren gegen Srettha und MFP wurden auf Anfang Juli vertagt. Srettha
       und damit Pheu Thai, so wird spekuliert, könnten mit einem blauen Auge
       davonkommen. Über das Schicksal der Move Forward Partei aber macht sich
       kaum jemand Illusionen. „So ziemlich alle Analysten gehen von ihrer
       Auflösung aus“, sagt Ruchapong.
       
       Nach der erwarteten Auflösung der Partei werden die meisten ihrer
       Abgeordneten vermutlich zu einer neu gegründeten Partei wechseln, wie es
       auch 2020 nach der Auflösung der Partei Future Forward als Vorgängerin von
       Move Forward der Fall war. Es wird aber auch Protestaktionen der Anhänger
       von Move Forward geben. Thailand bleibt politisch instabil.
       
       18 Jun 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Lenz
       
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