# taz.de -- Pride in Bangkok: Ein rosa Gorilla und viel „Sanuk“
       
       > Zur Pride-Parade in Bangkok kam dieses Jahr auch der Premierminister. Und
       > bald schon dürfte Thailand das dritte asiatische Land mit Homoehe sein.
       
 (IMG) Bild: Das Verständnis der Thailänder für LGBTQ wächst
       
       Die thailändische Hauptstadt feiert den Pride Month, den Monat des Stolzes.
       Die großen und luxuriösen Shopping Malls sind je nach Betrachter ein Traum
       oder Albtraum in Regenbogenfarben. Die Säulen des schicken Einkaufszentrums
       EM Quartier zieren blinkende LED-Regenbogen. Nicht weit entfernt, in der
       luxuriösen EmSphere Mall, prangt an der Fassade ein gigantischer, die
       Regenbogenfahne schwingender Gorilla. Was King Kong mit Gay Pride zu tun
       hat, erschließt sich nicht. Aber immerhin: Er ist quietschrosa.
       
       Die Teletubbies vor dem Siam Paragon haben nicht einmal mehr einen
       farblichen Bezug zu einer der [1][LGBTQ-Communitys]. Sie stehen zwischen
       Palmen entlang einer breiten Regenbogentreppe, die zu einem gigantischen
       Regenbogen im Foyer führt. Kinder lassen sich begeistert mit den
       Teletubbies fotografieren, während Papa oder Mama nach den
       Kids-Teletubbie-Selfies noch schnell einen Schnappschuss von der
       Regenbogenpracht macht.
       
       Ein arabischer Tourist schaut etwas verwundert auf die Regenbogenopulenz.
       „So etwas“, sagt er, „wäre bei uns nicht möglich.“ Es ist nicht ganz klar,
       ob er darüber froh ist oder es bedauert. Parnthum Nakabutara hingegen freut
       sich sichtlich über die Regenbogen. „Ich finde es toll, dass wir Pride
       feiern. So weit ich sehe, wächst und erweitert sich das Verständnis der
       Thailänder für LGBTQ. Das ist eine wunderbare Sache“, sagt der schwule
       Mann.
       
       Mookdapa Yangyuenpradorn steht der Regenbogenisierung der Konsumpaläste in
       Bangkok kritisch gegenüber. „Viele in der Community sind frustriert und
       verärgert über die Kommerzialisierung der Pride“, sagt die Aktivistin, die
       sich als queere Frau versteht. Die Zusammenarbeit mit den Betreibern der
       Shopping Malls habe Bangkok Pride als Organisatorin des Pride-Monats zu
       verantworten. Die Malls, erklärt Mookdapa verärgert, seien eigentlich nur
       Sponsoren, würden sich nun aber selbst als Co-Veranstalter präsentieren.
       
       Die Homoehe kommt 
       
       Der Pride-Monat ist natürlich mehr als Einkaufstempel in Regenbogenfarben.
       Am 1. Juni zog eine Parade mit zehntausenden Teilnehmer:innen durch
       Bangkok – natürlich mit der bei so ziemlich allen Prides der Welt
       obligatorischen Riesenregenbogenfahne. Das Etikett „historisch“ verdiente
       sich die Parade in Bangkok durch die Präsenz von Srettha Thavisin, der sich
       als erster Premierminister Thailands die Ehre bei einer Gay Pride gab.
       Srettha trug ein kariertes Hemd, das je nach Betrachter als farbenfroh oder
       als regenbogenfarben gesehen werden konnte.
       
       Eindeutiger sind die Regenbogenabzeichen, die von vielen Angestellten in
       den Malls getragen werden – getragen werden müssen, muss man sagen. „Das
       sind Anweisungen der Inhaber, die man besser befolgt“, weiß Mookdapa.
       
       Die Kellner:innen in einem Café in der Mall Park Silom tragen
       Regenbogenschärpen. Eine, die sich nur als Kanita vorstellt, findet das
       nicht schlimm. Das sei nur Sanuk, sagt sie. Das heißt so viel wie Spaß oder
       Freude, was allerdings nur eine unzulängliche Übersetzung ist. Sanuk ist
       das vielleicht wichtigste Lebensprinzip der Thais: Das Leben findet im Hier
       und Jetzt statt, nicht morgen oder gestern, und deshalb muss man immer und
       sofort Spaß haben. So ist für viele Thailänder:innen das Tragen eines
       Regenbogenabzeichens genauso Sanuk wie Rentiergeweihe, Nikolausmützen oder
       Kätzchenohren zur Weihnachtszeit.
       
       Gegenüber dem Park Silom tobt das [2][LGBTQ]-Nachtleben ohne
       Regenbogen-Overkill. Wo Regenbogen lebt, muss man nicht extra Flagge
       zeigen. Dafür herrscht bei Cocktails, Musik und opulenten Dragshows um so
       mehr Sanuk. Denn Thailands Schwule und Lesben haben allen Grund zum Feiern:
       Aller Voraussicht nach wird noch im Juni nach dem Repräsentantenhaus auch
       der Senat sein Ja-Wort zur Homoehe geben. [3][Thailand wird nach Taiwan und
       Nepal das dritte asiatische Land sein, in dem gleichgeschlechtliche Paare
       heiraten können.] Wenn das kein Grund für Sanuk und Pride ist.
       
       15 Jun 2024
       
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