# taz.de -- Bundesrat beschränkt Ackergift weiter: Glyphosat bleibt draußen
       
       > Die Länderkammer beschließt, die Nutzung für das umstrittene Pestizid
       > nicht auszuweiten. In Schutzgebieten bleibt es verboten.
       
 (IMG) Bild: Ein Landwirt spritzt Glyphosat auf ein Feld, das Ackergift ist seit Jahren umstritten
       
       Berlin taz | Das Ackergift Glyphosat darf in Deutschland auch künftig nicht
       in Schutzgebieten verwendet werden. Einen entsprechenden Vorstoß des
       Agrarausschusses des Bundesrates hat die Länderkammer am Freitag abgelehnt.
       Die „bestehenden Einschränkungen bei der Anwendung von Glyphosat“ würden
       fortgeschrieben, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) mit. So
       könnten sich Landwirtinnen und Landwirte auf bewährte Regeln zum Einsatz
       des Totalherbizids verlassen, zugleich werde sicher gestellt, „dass
       Glyphosat nicht dort eingesetzt wird, wo die Natur besonders sensibel ist
       oder unsere natürlichen Ressourcen einen besonderen Schutz benötigen, wie
       beispielsweise in Wasserschutzgebieten“.
       
       „Das war eine wichtige Entscheidung“, sagt Laura Henningson, Referentin für
       Agrobiodiversität beim Naturschutzbund Nabu. Allerdings sei Glyphosat für
       die nächsten zehn Jahre weiter zugelassen und die Bundesregierung müsse
       jetzt schnell das „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorlegen. Darin solle
       sie konkret darlegen, wie die Landwirte den Einsatz von
       Pflanzenschutzmitteln bis 2030 halbieren können; die Referenzzeit sind die
       Jahre zwischen 2011 und 2013.
       
       Gegen dieses Reduktionsziel geht der Deutsche Bauernverband vor. Er sieht
       das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz als „Affront gegen die Landwirtschaft“
       und befürchtet Produktionseinbußen. Umweltverbände sehen das mit großer
       Sorge: „Wir sind entsetzt, dass der Bauernverband und die anderen
       Agrarverbände die dringenden Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes
       ignorieren“, sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des Umweltverbandes BUND. Der
       Bauernverband verrate mit seiner Blockade auch den Wunsch der eigenen
       Mitglieder nach größerer Unabhängigkeit von Industrieverbänden und
       langjähriger Planungssicherheit.
       
       Planungssicherheit fehlen für Industrie und Landwirte auch für den Umgang
       mit Glyphosat. [1][Das Pflanzenschutzmittel steht im Verdacht, bei Menschen
       Krankheiten wie Krebs auszulösen, Bienen und insgesamt die Biodiversität zu
       gefährden.] Von den Behörden immer wieder neu und befristet zugelassen,
       konnten sich die EU-Mitgliedsländer zuletzt nicht auf eine einheitliche
       Position einigen. Die Kommission entschied – wie in diesem Falle vorgesehen
       – alleine und verlängerte die Zulassung um weitere 10 Jahre. Sowohl gegen
       die Praxis, ein Ackergift für begrenzte Zeiträume zulassen, als auch gegen
       die zehnjährige Glyphosat-Zulassung der Kommission [2][gehen die
       Aurelia-Stiftung und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam vor.]
       
       Das Urteil des EU-Gerichts stehe kurz bevor. Nach dem Urteil werde das
       Verfahren voraussichtlich zur letzten Instanz, dem Europäischen
       Gerichtshof, gehen. Denn wegen des grundlegenden Stellenwerts des Urteils,
       das einen Präzedenzfall für andere Pestizid-Wirkstoffe schaffe, werde keine
       der Streitparteien eine Niederlage vor Gericht akzeptieren.
       
       14 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wegen-Schaeden-in-Suedamerika/!6003673
 (DIR) [2] /Umweltschuetzer-drohen-mit-Klage/!5988037
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Biodiversität
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
 (DIR) Schwerpunkt Gentechnik
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Glyphosat
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
 (DIR) Schwerpunkt Bayer AG
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verfahren gegen Bayer-Monsanto: Pestizid-Klage abgewiesen
       
       Ein französisches Gericht weist die Klage eines Elternpaares ab, die das
       Mittel für die Fehlbildung ihres Kindes verantwortlich macht.
       
 (DIR) Zulassung des umstrittenen Pestizids: Umweltschützer ziehen wegen Glyphosat vor Gericht der EU
       
       Das Pestizid-Aktions-Netzwerk hält die Zulassung des Unkrautvernichters für
       illegal. Ämter hätten kritische Studien ignoriert oder „heruntergespielt“.
       
 (DIR) Streit um Pflanzengift: Bayer gewinnt Glyphosat-Prozess
       
       Der Aktienkurs von Bayer machte nach dem Urteil einen Sprung. Doch der
       Chemiekonzern ächzt unter dem Druck noch Zehntausender Klagen.
       
 (DIR) Erfolg für Genschere Crispr: Neue Gentechnik jetzt erhältlich
       
       Die EU gibt grünes Licht für eine Maispflanze, die mit der Genschere Crispr
       hergestellt wurde. Der Agrarkonzern Corteva holt sich die erste Zulassung.
       
 (DIR) Coordination gegen Bayer-Gefahren: Bayer-Gegner bangen um Spenden
       
       Das Netzwerk CBG hat finanziell zu kämpfen, vor allem seit Corona. Doch die
       Kritiker*innen des Pharmakonzerns wollen sich nicht entmutigen lassen.
       
 (DIR) Geschädigte zu Klage gegen Bayer: „System gegen die Menschen“
       
       Sie hatte Fehlgeburten und Schlaganfälle, nachdem sie Glyphosat ausgesetzt
       war. Muss Bayer dafür geradestehen? Anwältin Sabrina Ortiz hofft darauf.
       
 (DIR) Wegen Schäden in Südamerika: Beschwerde gegen Bayer bei der OECD
       
       Sechs Menschenrechtsorganisationen werfen dem Konzern vor, mit dem Einsatz
       von Glyphosat in Lateinamerika Mensch und Umwelt zu schädigen.
       
 (DIR) Bayer-Aktie fällt nach Glyphosat-Urteil: Rekordstrafe für Bayer-Konzern
       
       Ein US-Gericht verurteilt die Bayer AG zu 2,25 Milliarden Dollar Strafe,
       weil sein Pestizid Glyphosat Krebs verursacht habe. Die Aktie fällt stark.
       
 (DIR) Umweltschützer drohen mit Klage: Juristen gehen gegen Glyphosat vor
       
       Die Deutsche Umwelthilfe und die Aurelia Stiftung legen Rechtsmittel ein
       gegen die Neuzulassung von Glyphosat. Das Pestizid schade der
       Artenvielfalt.