# taz.de -- Friedrich Merz und Klimaschutz: Und plötzlich entdeckt er die Pumpe
       
       > Der CDU-Vorsitzende ist neuerdings für Wärmepumpen und beklagt, dass zu
       > wenig eingebaut wurden. Dabei hat er kräftig zum schlechten Image
       > beigetragen.
       
 (IMG) Bild: Wartet sehnsüchtig auf ihren Einbau: Wärmepumpe
       
       Bigotterie kann so schön sein: Gerade noch ließ CDU-Chef [1][Friedrich
       Merz] keine Gelegenheit aus, die Wärmepumpe schlechtzumachen. Jetzt hat der
       Oppositionsführer sein Herz für die klimafreundliche Alternative zu
       fossilen Heizungen wie Gas- oder Ölöfen entdeckt. Die Technologie der
       Wärmepumpe sei „faszinierend“, sagte Merz bei einer Veranstaltung des
       Unternehmens Enpal, das diese Apparate in großem Stil installiert.
       
       „Eigentlich hätte im Jahr 2023 eine viel höhere Zahl [2][von Wärmepumpen]
       eingebaut werden müssen“, sagte Merz bei der Eröffnung eines
       Enpal-Weiterbildungszentrums für Heizungsinstallateure.
       
       Das sind ganz neue Töne. Vor Kurzem noch hat Merz das Vorhaben scharf
       attackiert, dass die Ampelregierung in Wärmepumpen eine der wesentlichen
       Instrumente für die Abkehr vom fossilen Heizen sieht. Jetzt der
       Sinneswandel: „Wir, die Union, wir stehen voll und ganz hinter [3][dieser
       Wärmewende]“, erklärte er. Die Wärmepumpe sei ein wesentlicher Träger
       dieser Transformation, so der Oppositionsführer im Bundestag bei der
       Enpal-Veranstaltung.
       
       Das Unternehmen wird vom Vermögensverwalter BlackRock unterstützt, für den
       Merz früher tätig war. Vielleicht hat diese Geschäftsverbindung etwas mit
       der neuen Faszination des CDU-Vorsitzenden für die Wärmepumpe zu tun, wie
       etliche in den sozialen Medien vermuten. Aber das ist eher
       unwahrscheinlich, die neue Liebe käme reichlich spät. Schließlich sind
       Friedrich Merz und seine Parteifreund:innen mitverantwortlich dafür,
       dass die Wärmepumpe bei vielen ein sehr schlechtes Ansehen hat.
       
       ## Nur Zukunftsmusik
       
       Im Verein mit der Springer-Presse und der FDP hat die Union dafür gesorgt,
       dass die Wärmepumpe – noch immer – vielen als Inbegriff des absurden
       Heizens gilt. Sie haben den Kritiker:innen Rückenwind gegeben, die
       Apparate wurden und werden systematisch schlechtgeredet. So wird behauptet,
       die Wärmepumpe sei nicht leistungsstark genug, zu laut, zu teuer, gehe zu
       schnell kaputt und ihr Einsatz nur in top sanierten älteren Häusern
       sinnvoll. Das stimmt so pauschal nicht. Es kommt auf den Einzelfall an.
       
       Doch die Rufschädigung hat gewirkt. Es wurden und werden weniger
       Wärmepumpen eingebaut, als die Bundesregierung und die Branche erwartet
       haben – die Geschäfte für Enpal und andere laufen viel schlechter als
       erhofft. 2023 wurden in Deutschland rund 356.000 Wärmepumpen installiert,
       Tendenz zum Ende des Jahres und in den ersten Monaten 2024 fallend. Die von
       der Bundesregierung anvisierten 500.000 neu eingebauten Wärmepumpen pro
       Jahr sind erst mal Zukunftsmusik.
       
       Immerhin: In Neubauten gehört der Einbau dieser klimafreundlichen Heizungen
       mittlerweile zum Standard. Mit dem von Merz und anderen als
       „Heizungshammer“ geschmähten Heizungsgesetz, das seit Anfang des Jahres
       geräuschlos in Kraft ist, will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
       (Grüne) dafür sorgen, dass auch bestehende Häuser nach und nach
       klimafreundlich heizen. Oft ist die Wärmepumpe dafür die beste Lösung. Aber
       in den Hallen der Hersteller stapeln sich die Geräte.
       
       Die Kampagne von Merz und Co war leider erfolgreich: Im vergangenen Jahr
       haben fast 800.000 Eigentümer:innen eine neue Gasheizung einbauen
       lassen. Sie werden in Zukunft mit sehr hohen Heizkosten dafür büßen.
       
       Ihnen nützt die späte Kehrtwende von Merz und Co nichts mehr. Denn das ist
       ja das Fatale an falschen Investitionsentscheidungen bei einer Heizung, die
       aufgrund der Stimmungslage getroffen werden. Sie können nicht einfach
       korrigiert werden – eine politische Position aber schon.
       
       Auch scheint die Union das Heizungsgesetz nach einem Wahlsieg auf
       Bundesebene offenbar doch nicht komplett rückgängig machen zu wollen. Was
       auch immer den Merz’schen Sinneswandel ausgelöst haben mag – echte
       Einsicht, ein Einlauf von BlackRock oder schwarz-grüne
       Koalitionsambitionen: egal.
       
       Entscheidend ist, dass die Union ihren Frieden mit der begonnenen
       Wärmewende macht. Sie zurückzudrehen, wie es die Christdemokrat:innen
       bislang wollten, wäre in Zeiten der Klimakrise Wahnsinn.
       
       19 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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