# taz.de -- Pro-palästinensischer Protest an Unis: Washington, Leipzig, Berlin geräumt
       
       > Die Polizei hat an Unis in Washington, Berlin und Leipzig
       > pro-palästinensische Protestcamps geräumt. In Bremen wurde eines gerade
       > erst aufgebaut.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei räumt ein Protestcamp pro-palästinensischer Aktivist:innen in einem Gebäude der Universität Bremen am 8. 5. 24
       
       Washington/Berlin afp/taz | Die Polizei in Washington hat ein
       pro-palästinensisches Protestlager an der George Washington University
       (GWU) geräumt. Hunderte Polizist*innen seien in der Nacht zum Mittwoch
       (Ortszeit) in das Lager auf dem Universitätscampus im Zentrum der
       US-Hauptstadt eingedrungen und hätten dabei Tränengas eingesetzt,
       [1][berichtete die Uni-Zeitung GW Hatchet]. Nach Angaben des
       Nachrichtensenders CNN wurden bei der Räumung des Camps mehr als 30
       Menschen festgenommen.
       
       [2][Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober begann Israel
       seine Militäroffensive im Gazastreifen]. Gegen diese richten sich die
       landesweiten Hochschulproteste in den USA. Sie halten seit mehreren Wochen
       an. Wiederholt kam es dabei zu gewalttätigen Konfrontationen zwischen
       Demonstranten und Sicherheitskräften.
       
       Die pro-palästinensischen Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre
       finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen nach Israel zu kappen.
       Israel-Unterstützer haben antisemitische Vorfälle während der Uni-Proteste
       angeprangert.
       
       US-Präsident Joe Biden verurteilte am Dienstag in einer Rede zum Gedenken
       an den Holocaust eine „wilde Aufwallung“ des Antisemitismus. Er sagte, auf
       keinem Hochschulcampus in den USA noch an anderen Orten des Landes dürfe es
       einen Raum für „Antisemitismus oder Hassrede oder Gewaltandrohungen
       irgendwelcher Art“ geben.
       
       ## Von New York bis Bremen
       
       Die pro-palästinensischen US-Hochschulproteste hatten an der Columbia
       University in New York ihren Ausgang genommen. Die Elitehochschule sagte
       inzwischen angesichts der Proteste ihre zentrale Abschlussfeier ab, die für
       den 15. Mai geplant gewesen war. [3][Auch an der Pariser Kaderschmiede
       Sciences Po kam es zu Protesten]. Und auch in Berlin, Leipzig und Bremen
       gab es Protestaktionen.
       
       Als sie das pro-palästinensische Protestcamp an der Freien Universität
       Berlin (FU) am Dienstag räumte, hat die Polizei 79 Personen vorläufig
       festgenommen. Sie seien alle nach der Feststellung ihrer Identität wieder
       entlassen worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Auch in Leipzig war
       am Dienstag das Audimax der Hochschule besetzt worden, am Mittwoch folgte
       eine Protestaktion an der Universität Bremen.
       
       In Berlin hatten die Demonstrierenden das Protestcamp am Dienstagmorgen auf
       einem Hof der FU errichtet. Laut Polizei waren zwischen 150 und 200
       Menschen an der Aktion beteiligt. Sie trugen Palästinensertücher,
       skandierten pro-palästinensische Sprechchöre und errichteten Zelte sowie
       Pavillons in dem Hof.
       
       Am Mittag legte die FU laut Polizei ein Räumungsbegehren und einen
       Strafantrag vor, woraufhin die Einsatzkräfte die Versammlung auflösten –
       zum Teil unter Einsatz „freiheitsbeschränkender und entziehender
       Maßnahmen“. Als einzelne Teilnehmer*innen versuchten, über verschiedene
       Gebäudeteile wieder in den Hof zu gelangen, setzte die Polizei eigenen
       Angaben zufolge Reizgas ein. Es waren rund 200 Beamt*innen vor Ort.
       
       Im Anschluss an die Räumung fand laut Polizei eine Kundgebung vor dem
       Haupteingang der Universität mit rund 250 Teilnehmer*innen statt.
       Spontan wurde daraufhin eine pro-israelische Kundgebung angemeldet, an der
       sich laut Polizei etwa 60 Menschen beteiligten.
       
       ## Selbsteinschluss im Audimax
       
       In Leipzig besetzten am Dienstagnachmittag laut Polizei 13 Menschen das
       Audimax und verschlossen den Raum von innen mit Kabelbindern. Überdies
       blockierten über 30 Menschen die vier Zugänge zu dem Hörsaal. Nach der
       Räumung wurden die 13 Besetzer*innen in die Polizeidirektion gebracht
       und erkennungsdienstlich behandelt, wie es von der Polizei hieß.
       Anschließend wurden sie entlassen.
       
       Ein Polizist wurde den Angaben zufolge durch Tritte verletzt, blieb aber
       dienstfähig. Insgesamt wurden 30 Strafverfahren eingeleitet. Auch in
       Leipzig gab es nach der Räumung zwei spontan angemeldete Demonstrationen.
       Diese seien friedlich verlaufen, hieß es von der Polizei.
       
       Am Mittwoch wurde dann an der Universität Bremen ein Protestcamp errichtet.
       Die Universitätsleitung habe umgehend das Gespräch mit den Protestierenden
       gesucht, teilte die Hochschule mit. Es sei vereinbart worden, dass sich
       Universitätsleitung und Sprecher des Protestcamps in der kommenden Woche
       dazu erneut zusammenfinden.
       
       Die Universität habe den Anspruch, mit Konflikten verantwortungsvoll
       umzugehen, hieß es weiter. „Gerade deshalb wird die Unileitung den
       Gesprächsfaden mit ihren protestierenden Studierenden aufrechterhalten.“
       
       ## Der Auslöser
       
       Die israelische Offensive im Gazastreifen war durch den beispiellosen
       Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf
       Israel vom 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen
       Angaben etwa 1.170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den
       Gazastreifen verschleppt.
       
       Durch die anschließenden israelischen Angriffe in dem Palästinensergebiet
       wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten
       Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen,
       inzwischen mehr als 34.800 Menschen getötet.
       
       8 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://gwhatchet.com/2024/05/07/live-coverage-encampment-enters-13th-day-as-protesters-condemn-officials-alleged-refusal-to-negotiate/
 (DIR) [2] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
 (DIR) [3] /Nahost-Proteste-an-Sciences-Po/!6008414
       
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