# taz.de -- Verzweifelter Arbeitskampf in Sachsen: Aussperrung statt Tarifvertrag
       
       > 180 Tage haben Beschäftigte einer Recyclingfirma gestreikt. Jetzt werden
       > sie ausgesperrt. Bitter für die IG Metall!
       
 (IMG) Bild: Seit dem 8. November 2023 kämpfen Mitarbeiter von SRW für bessere Arbeitsbedingungen. Jetzt werden sie ausgesperrt
       
       Es ist ein trauriger Rekord. 180 Tage haben die Schrotterinnen und
       Schrotter im sächsischen Espenhain gestreikt. Doch das war’s jetzt. Der
       längste Streik in der Geschichte der IG Metall hat kein glückliches Ende
       gefunden – auch wenn die Gewerkschaft, um ihre Niederlage nicht eingestehen
       zu müssen, noch davon spricht, ihn [1][nur „unterbrochen“ zu haben].
       
       Das ganze Gerede der vergangenen Wochen über die angeblich ins
       Unermessliche gestiegene Macht der Gewerkschaften und das vermeintlich
       allzu arbeitnehmer:innenfreundliche deutsche Streikrecht hat sich
       vor einem Werkstor südlich von Leipzig als Demagogie der Arbeitgeberlobby
       enttarnt. Nicht einmal die zahlreiche Politprominenz bis hin zum
       sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, die die Streikenden
       besucht hat, hat ihnen mehr als folgenlose Schulterklopferei eingebracht.
       
       Dabei waren ihre Forderungen alles andere als revolutionär. Die
       Beschäftigten wollten [2][nicht mehr als einen Tarifvertrag], der dafür
       sorgt, dass sie nicht länger mehrere Hundert Euro im Monat weniger als ihre
       Kolleg:innen in vergleichbaren Betrieben im Westen verdienen und dafür
       auch noch länger arbeiten müssen.
       
       Das bittere Ergebnis: Dem Arbeitgeber SRW metalfloat reicht es nicht, die
       Streikenden mit seiner Hartleibigkeit zermürbt zu haben, er verweigert
       ihnen jetzt auch noch die Wiederaufnahme der Arbeit. Zunächst bis zum 31.
       Mai werden sie ausgesperrt. Diese Demütigung bedeutet für die rund 90
       Betroffenen, weiterhin keinen Lohn zu erhalten, sondern auf das deutlich
       niedrigere Streikgeld der Gewerkschaft angewiesen zu sein. Das ist hart für
       Menschen, deren Stundenlohn ohnehin nur knapp über dem Mindestlohn liegt.
       
       Hinter der SRW metalfloat in Espenhain steckt ein chinesischer Konzern. Mit
       US-amerikanischen Kapitalisten wie [3][Elon Musk (Tesla)] oder [4][Jeff
       Bezos (Amazon)] hat er gemeinsam, nichts von deutschen
       Sozialpartnerschaftsmodellen zu halten. Gewerkschaften und Tarifverträge
       sind ihnen ein Gräuel. Weder die IG Metall noch Verdi haben bislang eine
       Antwort gefunden, wie sie diesen Kulturkampf gewinnen können.
       
       6 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.igmetall-leipzig.de/aktuelles/meldung/ig-metall-fordert-srw-metalfloat-zu-verhandlungen-und-zum-sofortigen-ende-der-aussperrung-auf
 (DIR) [2] /Monatelanger-Streik-in-Recycling-Werk/!5997152
 (DIR) [3] /Betriebsratswahl-bei-Tesla/!5996570
 (DIR) [4] /Streik-bei-Amazon/!5468827
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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