# taz.de -- Wohnungsbautag in Berlin: Wo bleibt die Gemeinnützigkeit?
       
       > Weniger Vorschriften und Bauen im Bestand sind richtige Maßnahmen. Aber
       > um die Wohnungskrise nachhaltig zu lösen, braucht es einen Systemwechsel.
       
 (IMG) Bild: Es gibt beschämend wenig barrierefreie Wohnungen
       
       Weniger Zuckerguss fördern, sondern bezahlbares Schwarzbrot – das will das
       Verbändebündnis Wohnungsbau. Gemeint ist: die Baustandards senken, weniger
       Keller, weniger Aufzüge, weniger Schallschutz. An knackigen Zitaten fehlte
       es [1][nicht zum Wohnungsbautag am Donnerstag], dafür aber an
       Selbstreflexion.
       
       Natürlich stimmt es: Die Herausforderungen sind gewaltig. Die Bauzinsen
       sind gestiegen, die Materialkosten auch, es fehlen Fachkräfte, die auch
       keine Wohnungen mehr finden; die Baugenehmigungen brechen ein. Gleichzeitig
       brauchen wir mehr Wohnungen. Dieses Dilemma lässt sich nur schwer auflösen.
       
       Dass nun mehr staatliches Fördergeld gefordert wird, ist wenig
       überraschend. Und es ist schon was dran, wenn der Mieterbund-Präsident
       anmahnt, dass die Bundesregierung die Wohnungsnot genauso wichtig nehmen
       sollte wie das Thema Verteidigung – auch finanziell. Doch wichtig ist ja
       nicht nur, dass gebaut wird, sondern auch, was gebaut wird.
       
       Lange Zeit hat die Branche, die jetzt laut klagt, mit niedrigen Zinsen in
       Goldgräberstimmung am Bedarf der Menschen vorbei gebaut. Sie hat die
       Wohnungsnot damit selbst mit angefeuert. Das Ergebnis lässt sich nahezu in
       jeder Stadt besichtigen: Große Bürokomplexe und Luxuswohnungen mit
       Wasserblick für die Wohlhabenden dieser Welt. Die Zahl der Sozialwohnungen
       ist dagegen weiter im Sinkflug. Und: Es gibt beschämend wenig barrierefreie
       Wohnungen in einer alternden Gesellschaft.
       
       Es ist richtig, alle Bauvorschriften mal auf Sinnhaftigkeit abzuklopfen.
       Nur an Inklusion und Klimaschutz sollte nicht gespart werden. Bauen im
       Bestand, mit Aufstockung oder durch Umwidmung von Büroflächen, ist ein
       Schlüssel. Doch es bedarf auch eines Richtungswechsels: Gebraucht [2][wird
       eine gemeinwohlorientierte Politik], die Akteure unterstützt, die Wohnen
       nicht als Finanzanlage, sondern auch als Versorgungsauftrag verstehen. Die
       neue Wohngemeinnützigkeit lässt leider immer noch auf sich warten.
       
       12 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de/wohnungsbautage/15-wohnungsbau-tag-2024
 (DIR) [2] /Ende-der-Wohnungsgesellschaft-GSW/!5213180
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Wohnungsbauprogramm
 (DIR) Sozialer Wohnungsbau
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Wohnungsbau
 (DIR) Architektur
 (DIR) Sozialwohnungen
 (DIR) Sozialer Wohnungsbau
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Förderung für bezahlbaren Wohnraum: Steuern runter für günstige Mieten
       
       Sie war im Koalitionsvertrag versprochen, ließ aber auf sich warten. Nun
       hat die Bundesregierung sich auf eine neue Wohngemeinnützigkeit geeinigt.
       
 (DIR) Wohnungsbau in Deutschland: Wunschträume für Wohnräume
       
       Die Ampelkoalition verfehlt ihre Ziele für neu gebaute Wohnungen, vor allem
       bei Sozialwohnungen. Bauministerin Geywitz gibt sich aber optimistisch.
       
 (DIR) Gewerkschaften gegen Wohnungsnot: „Städtebau sozial und für alle“
       
       Tausende bezahlbare Wohnungen baute die gewerkschaftliche Gehag vor 100
       Jahren – trotz Krise. Bauhistoriker Steffen Adam fordert davon eine
       Neuauflage.
       
 (DIR) Förderung von Sozialwohnungsbau: Geld für sozialen Wohnungsbau
       
       Rot-Grün-Rot hat sich auf ein neues Fördermodell geeinigt. Es gibt mehr
       Geld und es sollen auch künftig Wohnungen mit Mieten ab 6,60 Euro/qm
       entstehen.
       
 (DIR) Ende der Wohnungsgesellschaft GSW: Am Schluss bleiben Fassaden
       
       Die GSW wird abgewickelt. Ihre Privatisierung ist ein Lehrstück über
       falsche Versprechungen privater Investoren und das Versagen der Politik.