# taz.de -- Deutschlands CO2-Budget: Ökologische Schuldenkrise
       
       > Deutschland hat sein CO2-Budget längst aufgebraucht. Es gibt nur noch
       > einen Weg: Die Emissionen müssen schnellstmöglich gesenkt werden.
       
 (IMG) Bild: Ökologischer Wahnsinn: Gewohnheitsrecht Fliegen
       
       Das Budget ist ausgeschöpft. Deutschland steht es nicht mehr zu, die
       Atmosphäre als Müllhalde für Treibhausgas zu missbrauchen. Da ist kein
       Platz mehr für 3.158 Kilo Kohlendioxid, die ein Flug von Berlin nach New
       York und zurück verursacht, erst recht nicht für 22 Millionen Tonnen, die
       jährlich aus den Schornsteinen des Kohlekraftwerks Neurath kommen. Es gibt
       kein freies Eckchen für die knapp 3 Kilo, die ein Steak verursacht.
       Eigentlich nicht mal für die 10 Gramm, die für eine Karotte anfallen.
       
       Die Regierungsberater*innen von Deutschlands Sachverständigenrat für
       Umweltfragen [1][haben ihre Berechnung zum CO₂-Budget aktualisiert].
       Ähnlich wie bei einem finanziellen Budget geht es dabei darum, wie viel zur
       Verfügung steht – nur eben nicht an Geld, sondern an CO₂-Ausstoß.
       
       Das Ergebnis: Es ist nichts mehr übrig, und zwar schon seit Anfang 2023.
       Dabei haben die Wissenschaftler*innen erstens angenommen, dass die
       Welt das geschlossene Paris-Abkommen auch tatsächlich erfüllen und damit
       die Erderhitzung einigermaßen sicher bei 1,5 Grad stoppen will. Und
       zweitens gestehen die Expert*innen jedem Menschen auf der Welt dieselbe
       Menge Treibhausgas zu.
       
       Aber Deutschland hat natürlich nicht Anfang 2023 mit dem
       Treibhausgasausstoß aufgehört und wird das auch jetzt nicht tun, kann es
       auch gar nicht ad hoc. [2][Im vergangenen Jahr wurden 673 Millionen Tonnen
       Kohlendioxid ausgestoßen] – das sind immerhin deutlich weniger als im Jahr
       zuvor. Es erscheint auch endlich im Rahmen des Möglichen, dass Deutschland
       seine eigenen Klimaziele für das laufende Jahrzehnt erreicht. Im Jahr 2030
       sollen die Emissionen demnach um 65 Prozent unter dem Niveau von 1990
       liegen. Das wäre schon mal ein echter Fortschritt. Aber leider hat sich
       Deutschland eben Ziele gesetzt, die hinter dem zurückbleiben, was aus
       internationaler Sicht fair wäre.
       
       ## Deutsches Gewohnheitsrecht
       
       Da Teile der Bundesregierung im wahrsten Sinne des Wortes peinlich darauf
       bedacht sind, dass sich Deutschlands Schulden in engen Grenzen halten: Sie
       wachsen uns über den Kopf – und zwar die ökologischen. Andere Länder müssen
       schließlich entsprechend auf den Ausstoß von Treibhausgasen verzichten.
       Eine Person in Äthiopien verursacht zum Beispiel nur ungefähr ein
       Zwanzigstel des Klimaschadens eines Menschen in Deutschland.
       
       Wir setzen auf eine Art Gewohnheitsrecht: Weil wir schon immer viel
       emittiert haben, tun wir es auch weiter. Die Konsequenz muss natürlich
       sein, dass die Emissionen schnellstmöglich gesenkt werden – und dass
       Deutschland seine ökologischen Schulden bei anderen Ländern immerhin
       finanziell ausgleicht.
       
       25 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.solarserver.de/2024/03/25/deutschland-hat-co2-budget-aufgebraucht/
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
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