# taz.de -- Streik der GDL: Weselskys Ablenkungsmanöver
       
       > GDL-Chef Claus Weselsky kämpft für kürzere Arbeitszeiten – auch mit
       > unlauteren Mitteln. Das Streikrecht einzuschränken, wäre dennoch keine
       > gute Idee.
       
 (IMG) Bild: Dortmund, 26.01.2024: Streikteilnehmer mit Weselsky-Portrait
       
       Der Auftakt zu den [1][angekündigten „Wellenstreiks“] ist gemacht. Zunächst
       bis Freitag fährt nicht mehr viel auf den Schienen der Republik. Auch
       danach werden sich Reisende nicht darauf verlassen können, mit der
       Deutschen Bahn (DB) von einem Ort zum anderen zu kommen, hat die
       Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) angekündigt. Kurzfristig
       angesetzte Streiks sollen jederzeit möglich sein.
       
       [2][Für die Bahnkund:innen] ist das ärgerlich. Dass die üblichen
       Verdächtigen nun wieder eine Einschränkung des Streikrechts fordern, bleibt
       dennoch falsch. Die Möglichkeit zu einem wirkungsvollen, also auch
       unbequemen Arbeitskampf ist die einzige Macht, die eine Gewerkschaft hat.
       
       Nichtsdestotrotz fährt GDL-Chef Claus Weselsky auf einem gefährlichen
       Gleis. Dass er ausgerechnet über den Hauptstreitpunkt in den
       Tarifverhandlungen „aus Versehen“ die Unwahrheit gesagt hat, schadet seiner
       Sache enorm.
       
       Dass die Moderatoren Daniel Günther und Thomas de Maizière eine Reduzierung
       der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter:innen nicht nur um eine
       Stunde, sondern um zwei Stunden bei vollem Lohnausgleich vorgeschlagen
       haben, ist keine Nebensächlichkeit.
       
       Mit seiner Falschdarstellung hat Weselsky wohl davon ablenken wollen, dass
       unter normalen Umständen eine Absenkung von 38 auf 36 Stunden ein riesiger
       Erfolg für die GDL wäre. Trotzdem hat sie den Moderatorenvorschlag brüsk
       abgelehnt. Warum?
       
       Viel spricht dafür, dass Weselsky sich in eine Falle manövriert hat, aus
       der nur noch schwer herauszukommen ist. Denn die Vereinbarungen mit 28
       kleineren Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Arbeitszeitverkürzung auf 35
       Stunden, die Weselsky wie eine Monstranz vor sich herträgt, haben zwar
       einerseits den Druck auf die DB erhöht.
       
       Durch ihre [3][Kopplung per Wettbewerbsklausel] an den ausstehenden
       Abschluss mit der Marktführerin haben sie jedoch andererseits Weselskys
       Spielraum zur Kompromissfindung dramatisch eingeschränkt. Mit Tricksereien
       wird er dieses Problem jedoch nicht lösen können.
       
       7 Mar 2024
       
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