# taz.de -- Bigotte Symbolpolitik: Und was ist mit Afghanistan?
       
       > Draußen protestieren auch Politiker gegen rechts. Es sind dieselben, die
       > eine rechte Politik machen, konkret gegen Afghaninnen und Afghanen.
       
 (IMG) Bild: Eine afghanische Thaiboxerin, die anonym bleiben will, posiert in Kabul für ein Foto
       
       Während in Deutschland der Kampf gegen rechts proklamiert wird, wurden
       jene, die seit nun mehr als zwei Jahren auf Hilfe hoffen, vergessen:
       Tausende von Afghanen und [1][Afghaninnen hätten nach dem Fall Kabuls] an
       die militant-islamistischen Taliban evakuiert werden sollen, darunter
       Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, ehemalige Justizangestellte,
       Parlamentarier oder Ortskräfte. Voller Elan verkündete die Bundesregierung
       2022 ihr Aufnahmeprogramm für gefährdete Menschen aus Afghanistan. Doch
       geschehen ist seitdem nicht viel.
       
       „Das Programm ist doch tot“, meinte ein befreundeter Kollege vor Kurzem,
       als wir in einer Pizzeria saßen und an unsere zurückgelassenen Freunde und
       Kollegen dachten. Der erste Evakuierungsflug erreichte Deutschland erst im
       vergangenen Sommer – mit ganzen 13 Insassen. Weitere 188 Menschen, die in
       Pakistan gestrandet waren und dort neuen Repressalien ausgesetzt waren,
       wurden vor einigen Wochen nach langem Warten ausgeflogen. Der große Rest
       wartet weiterhin und ist verzweifelter denn je.
       
       Ein Kollege, der für deutsche Medien über Taliban-Repressalien berichtete,
       hat mittlerweile Taliban-Offizielle als Nachbarn, während bewaffnete
       Kämpfer nahe seiner Haustür patrouillieren. Für ihn und andere gefährdete
       Afghanen und Afghaninnen klingt das politische Geschehen in Deutschland
       nach einem schlechten Witz. Die etablierten Parteien positionieren sich
       gegen Rechtsextremisten und Remigrationsfantasien, während sie zur selben
       Zeit die Weltanschauung von Martin Sellner und Co bedienen und ihren
       Forderungen nachgeben.
       
       Anders lässt sich das deutsche Afghanistandilemma mittlerweile nicht mehr
       beschreiben. In den verantwortlichen Ämtern [2][arbeitet man absichtlich
       langsamer denn je]. Jeder bärtige Afghane und jede kopftuchtragende
       Afghanin auf deutschen Straßen scheint einer und eine zu viel zu sein und
       könnte einen Sieg der AfD herbeiführen. Das ist zynisch. Denn während die
       bürgerliche Mitte ihren Kampf in Theatern inszeniert, geht es nicht nur in
       Afghanistan [3][um das blanke Überleben].
       
       30 Jan 2024
       
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