# taz.de -- Extremes Wetter: Amazonas-Dürre durch Klimawandel
       
       > Der lateinamerikanische Regenwald hat 2023 extrem gelitten. Das steht
       > nachweislich mit Treibhausgas-Emissionen in Verbindung.
       
 (IMG) Bild: Wegen der Dürre im Amazonasgebiet müssen die Menschen mit Wasserlieferungen unterstützt werden
       
       Berlin taz | An manchen Tagen schimmerte es rosa an der Oberfläche des
       brasilianischen Lago Tefé im Amazonas-Becken: Teilweise trieben Dutzende
       pinke Flussdelfine auf einmal regungslos an der Wasseroberfläche oder
       wurden auf die ausgetrockneten Ufer gespült. Das heiße und zurückgehende
       Wasser [1][brachte ihnen den Tod]. Mehr als 150 der seltenen Tiere starben.
       
       Von Juni bis Dezember des vergangenen Jahres herrschten im
       lateinamerikanischen Amazonas-Becken brutale Hitze und Dürre. Es regnete
       wenig, durch die intensive Wärme verdunstete außerdem viel Wasser. Auch die
       menschlichen Anwohner*innen waren beeinträchtigt. Die Flüsse waren so
       flach wie teils seit 120 Jahren nicht. Das hat den Bootsverkehr
       eingeschränkt, den Zugang zu Trinkwasser, die Landwirtschaft, die
       Fischerei, den Handel.
       
       Jetzt ist klar: Das extreme Wetter hängt damit zusammen, dass der Mensch
       die Erde mit seinen Treibhausgas-Emissionen aufgeheizt hat, durch
       Kohlestrom, Gasheizungen, Autos und Co. Der Planet ist im Schnitt schon um
       1,2 Grad wärmer als vor der Industrialisierung. Das hat die Amazonas-Dürre
       stark begünstigt, nämlich 30-mal wahrscheinlicher gemacht. Zu diesem
       Ergebnis sind Wissenschaftler*innen der Initiative World Weather
       Attribution in einer Studie gekommen.
       
       Vereinfacht gesagt vergleichen die Forschenden durch den Einsatz von
       Klimamodellen die reale Welt mit einer, in der es die menschengemachten
       Treibhausgase nicht gibt. Dann gucken sie, ob das aufgetretene
       Wetterereignis in der einen Welt wahrscheinlicher war als in der anderen.
       Den Unterschied kann man dann dem [2][Klimawandel] zuschreiben.
       
       ## Auch El Niño macht die Region trocken
       
       Die einzige Ursache für ein bestimmtes Wetterereignis ist er trotzdem nie.
       Ein wichtiger Faktor ist aktuell beispielsweise auch das natürliche
       Wetterphänomen El Niño. Dabei verändern sich Strömungen im Pazifik, was
       sich weltweit auf das Klima auswirkt, und zwar erhitzend. Der El Niño tritt
       alle paar Jahre im Wechsel mit seinem kühlenden Gegenstück La Niña auf –
       auch jetzt gerade.
       
       Dass das Amazonas-Becken währenddessen trockener ist, ist normal, aber der
       Einfluss des natürlichen Vorgangs auf die Dürre von 2023 ist laut World
       Weather Attribution bedeutend kleiner als die des Klimawandels.
       
       Auch in einer um 1,2 Grad erhitzten Welt ist die extreme Dürre, die der
       Amazonas gerade hinter sich hat, noch ein außergewöhnliches Ereignis.
       Bliebe es bei der globalen Temperatur, wäre eine solche Trockenphase alle
       100 Jahre zu erwarten. Nur steigen die Temperaturen ja weiter. Bis Menschen
       aufhören, fossile Kraftstoffe zu verbrennen, würden sich Dürren im
       Amazonas-Becken weiter verschärfen und häufiger werden, warnen die
       Wissenschaftler*innen.
       
       „Besorgniserregend“ findet das die Klimaforscherin Friederike Otto, die am
       Imperial College in London forscht und World Weather Attribution mit
       aufgebaut hat.
       
       „Der Klimawandel und die Abholzung zerstören jetzt schon Teile des
       wichtigsten Ökosystems der Erde. Wenn wir weiter Öl, Gas und Kohle
       verbrennen, werden wir bald eine Erderhitzung von 2 Grad erreichen und
       solche Amazonas-Dürren alle 13 Jahre erleben“, warnt sie. „Es hat sich auch
       2024 nicht verändert: Wir haben die Wahl, weiter Leben zu zerstören, indem
       wir fossile Kraftstoffe verbrennen, oder eine gesunde, lebenswerte Zukunft
       zu sichern, indem wir sie schnell durch erneuerbare Energien ersetzen.“
       
       Der Amazonas-Regenwald gilt als Lunge der Erde. Dort sind große Mengen an
       Kohlenstoff gebunden und es wird viel Sauerstoff produziert. Die Gesundheit
       des Ökosystems ist deshalb nicht nur vor Ort, sondern für die ganze Erde
       wichtig. Durch die Klimakrise [3][droht der Regenwald zur Savanne zu
       mutieren].
       
       Bedroht ist der Amazonas auch durch jahrzehntelange massive Abholzung,
       besonders in Brasilien. Nach Angaben der Regierung des Landes ist die
       Rodung aber im vergangenen Jahr immerhin zurückgegangen. Präsident Luiz
       Inácio Lula da Silva hat angekündigt, den Wald – anders als sein Vorgänger
       Jair Bolsonaro – besser schützen zu wollen.
       
       25 Jan 2024
       
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 (DIR) Susanne Schwarz
       
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