# taz.de -- Flüchtlinge in Berlin: Die neue Schule im Ankunftszentrum
       
       > In Tegel eröffnet eine Schule mit Willkommensklassen. Beim
       > „Sprungbrettangebot“ für Kinder, die auf einen Schulplatz warten, wird
       > jedoch gekürzt.
       
 (IMG) Bild: Viele Kinder in Berlin warten auf einen Platz in einer Willkommensklasse. Nach dem Deutschlernen geht es dann in die Regelschule
       
       Berlin taz | Dass es nicht genug Schulplätze für Flüchtlingskinder gibt,
       genauer: Plätze in Willkommensklassen, ist bekannt. Aktuell warten knapp
       1.000 schulpflichtige Kinder in Berlin auf einen solchen Platz, wie sich
       aus der [1][Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der
       Grünen-Politikerin Marianne Burkert-Eulitz] ergibt. Um die Wartezeit zu
       verkürzen, gibt es „Fit für die Schule“.
       
       Doch nun wird ausgerechnet bei diesem „Sprungbrettprogramm“ gekürzt: Statt
       wie bislang gut 700 Plätze wird es in diesem Jahr nur noch etwa 300 Plätze
       geben, wie aus der erwähnten Anfrage hervorgeht. „Das macht wenig Sinn,
       wenn man schon nicht genug Schulplätze für die Kinder hat“, sagt
       Burkert-Eulitz der taz.
       
       Der Sprecher der Bildungsverwaltung Martin Klesmann erklärt auf
       taz-Anfrage, Fit für die Schule sei ein „bedarfsorientiertes Angebot“ für
       zugewanderte Kinder und Jugendliche. „Sollte es einen deutlich höheren
       Bedarf im Abgleich zu tatsächlichen und zusätzlich geplanten Schulplätzen
       geben, wird sicher, wie in den vergangenen Jahren auch, über eine
       Nachsteuerung nachgedacht werden.“ Auf die Nachfrage, wieso gekürzt werde,
       der Bedarf sei bei 1.000 wartenden Kindern ja offenkundig, erwiderte er:
       „Die Zahlen, die die für die Schulplatzvergabe zuständigen Bezirke melden,
       ändern sich ständig“. Allerdings hat sich der Mangel [2][im vergangenen
       Jahr] stetig verschärft.
       
       ## Willkommen als Übergang
       
       Nun will die Bildungsverwaltung im Ankunftszentrum Tegel eine
       Willkommensklassen-Schule aufbauen. Eigentlich hatte man das nicht gewollt,
       da Willkommensklassen aus Integrationsgründen Teil von Regelschulen sein
       sollten. Jedoch hat sich im Verlauf des vorigen Jahres herausgestellt, dass
       die Flüchtlinge im Ankunftszentrum (Akuz) Tegel immer länger bleiben
       müssen, weil es nicht genug Plätze in Gemeinschaftsunterkünften gibt.
       
       Inzwischen leben die Menschen dort. Die meisten sind ukrainische
       Kriegsflüchtlinge. Dazu kommen vermehrt Asylbewerber. Im Schnitt bleiben
       sie fast sieben Monate, 264 schon länger als ein Jahr, so der Sprecher des
       Landesflüchtlingsamts (LAF) auf Anfrage. Daher beschloss der Senat im
       November doch den Aufbau eines Schulangebots im Akuz.
       
       Derzeit werden darum im „P10“ – dem Spiel-, Sport- und Lernort in einer
       „Leichtbauhalle“ auf dem Parkplatz 10 des früheren Flughafens – „sukzessive
       Willkommensklassen eingerichtet“, wie Sprecher Klesmann erklärt. Erste
       „Wiko-Lehrkräfte“ seien bereits eingestellt, weitere würden folgen. Derzeit
       liefen auch Einstellungsverfahren für muttersprachliche (meist ukrainische)
       „Tandemlehrkräfte“, mit denen die Flüchtlingsschüler intensiver betreut
       werden sollen.
       
       Zusammen mit der Messe Berlin würde „P10“ zudem auf drei Geschosse
       aufgestockt, um mehr Raumkapazitäten zu haben. Die Messe Berlin hat die
       gesamten Leichtbauhallen rings um das frühere Terminal C aufgebaut, in
       denen inzwischen mehr als 4.200 Geflüchtete schlafen, essen – und eben
       spielen. Insgesamt sollen in der „Willkommensschule“ mehr als 350 Schüler
       „beschult“ werden, so Klesmann. Die Eröffnung sei „in den nächsten Wochen“
       geplant.
       
       ## Was passiert danach
       
       Burkert-Eulitz sagt der taz, sie begrüße diesen neuen Ansatz. Allerdings
       habe die Bildungsverwaltung bislang nur unzureichend die Frage beantwortet,
       wie es für die Kinder aus Tegel weitergehe, wenn sie nach Monaten endlich
       doch umziehen können – meist in eine Gemeinschaftsunterkunft des LAF,
       manche mit Glück in eine Wohnung, jedenfalls zumeist weit weg von Tegel.
       „Es braucht dann auch mehr Angebote vor Ort, die Kinder müssen von Tegel
       direkt weiterbeschult werden, sonst geht der erste Bildungserfolg ja gleich
       wieder verloren“, sagt die grüne Bildungspolitikerin.
       
       Wie aber der Senat sicherstellen werde, dass in den Bezirken mehr Plätze in
       Willkommensklassen sowie reguläre Schulplätze entstehen, habe er bislang
       nicht verraten, so Burkert-Eulitz. „Und ausgerechnet in Bezirken mit vielen
       Gemeinschaftsunterkünften wie Lichtenberg oder Marzahn-Hellersdorf gibt es
       schon jetzt einen eklatanten Mangel an Schulplätzen.“
       
       4 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-17529.pdf
 (DIR) [2] /Willkommensklassen-in-Berlin/!5933590
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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