# taz.de -- Kinobesuch mit meiner kleinen Tochter: Die Popcorn-Lektion
       
       > Polternde Jugendliche waren drauf und dran, den Kinobesuch mit meiner
       > Tochter Hatice zu versauen. Doch sie hatten die Rechnung ohne Hatice
       > gemacht.
       
 (IMG) Bild: Nix mit Ruhe: Mindestens der Popcorn-Verzehr prägt den Kinobesuch akkustisch
       
       Ich muss leider mit meiner kleinen Tochter Hatice ins Kino!
       
       Ich habe keine Ahnung, welche Wette ich gegen diesen Frechdachs verloren
       habe, oder ob meine Frau Eminanim mich dazu verdonnert hat, auf jeden Fall
       behauptet Hatice, ich hätte ihr vor „langer“ Zeit versprochen, heute mit
       ihr ins Kino zu gehen.
       
       „Papa, Papa, steh endlich auf, wir müssen doch gleich los“, ruft sie und
       hüpft vor Freude im Wohnzimmer herum.
       
       „Hatice, dort darfst du aber nicht so rumbrüllen. Du musst [1][im Kino ganz
       ruhig sein] und niemanden stören, hörst du? Nicht umsonst heißt Kino mit
       richtigem Namen Lichtspieltheater! Dort musst du mucksmäuschenstill sein!“
       
       „Papa, wenn ich im [2][Kino] nicht mal Popcorn essen darf, dann bleibe ich
       lieber zu Hause und ziehe mir eine [3][DVD] rein.“
       
       „Doch, doch, Popcorn essen darfst du natürlich – aber wie gesagt, nicht so
       laut!“
       
       Dann betreten wir mit der größten Popcorntüte bewaffnet, die es hier zu
       kaufen gibt, den Saal und setzen uns ziemlich weit vorne hin, wo noch schön
       viel frei ist.
       
       Aber kurz bevor der Film anfängt, kommen ein paar Vollidioten –
       Entschuldigung: mehrere Jugendliche – laut polternd in den Saal,
       vollbepackt mit Bier und Popcorn und pflanzen sich direkt in die Reihe vor
       uns.
       
       Ich bin sicher, dass sie mit diesem Gegröle sogar die Besucher im Kinosaal
       nebenan stören. Und der Kopf dieser Sechserbande sitzt direkt vor meiner
       Tochter, die mich völlig verwirrt anschaut.
       
       „Du sagtest, im Kino muss man ruhig sein“, flüstert sie vorwurfsvoll.
       
       Dann fängt der Hauptfilm an und läuft noch nicht mal fünf Minuten, da
       erstarren die Zuschauer auf einmal. Hatice hat ihre riesengroße Popcorntüte
       diesem Typen vor ihr dermaßen kraftvoll auf den Hinterkopf geklatscht, dass
       der ganze Inhalt jetzt verstreut auf dem Boden liegt.
       
       Am meisten ist natürlich der Mini-Rambo selbst erschrocken. Der springt mit
       funkelnden Augen wütend auf, streift seine T-Shirt-Ärmel bis zu den dicken
       [4][Bizeps] hoch und sucht im Dunklen nach demjenigen, dem er gleich den
       Hals umdrehen wird.
       
       Als er aber die kleine Hatice sieht, weiß er nicht, wie er aus dieser
       peinlichen Situation wieder herauskommen soll.
       
       Kein Mensch mehr im Kino schaut sich den Film an – ich meine, nicht den auf
       der Leinwand.
       
       In dem Moment ruft Hatice seelenruhig: „Haben dir deine Eltern denn nicht
       beigebracht, dass man im Kino nicht laut reden und schmatzen darf, junger
       Mann?“
       
       Der bis auf die Knochen Blamierte zischt mit hochrotem Kopf: „Ähh??? Was
       willst du von mir, du Zwerg??
       
       „Doch, es ist aber so, hier darf man nicht laut sein, nicht wahr, Papa?“,
       ruft Hatice und reicht mir ihre leere Tüte rüber, damit sie ihr überall
       zerstreutes Popcorn aufsammeln kann. Ich bin froh, dass sie mir die Tüte
       nicht direkt nach der Tat auf den Schoß gelegt hat! Im Gegensatz zu Hatice
       wäre ich vermutlich nicht mit dem Leben davongekommen.
       
       Nach zwei Minuten steht der Junge wie ein geprügelter Hund auf und verlässt
       mit seiner Bande den Saal.
       
       „Toll, jetzt kann ich auch besser sehen, Papa“, freut sich meine Tochter
       leise.
       
       Ich werde jetzt nur noch mit Hatice ins Kino gehen – solange sie noch klein
       ist!
       
       14 Nov 2023
       
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