# taz.de -- Razzia gegen Neonazis: Faeser verbietet „Hammerskins“
       
       > Die Bundesinnenministerin hat den rechtsextremen Verein „Hammerskins
       > Deutschland“ verboten. Die Razzia sei über ein Jahr lang vorbereitet
       > worden.
       
 (IMG) Bild: Ein Einsatzfahrzeug der Polizei steht am Dienstagvormittag bei einer Razzia gegen eine Neonazi-Gruppe in Berlin-Alt-Hohenschönhausen
       
       Berlin taz | Seit Jahren konnten sich die [1][rechtsextremen Hammerskins]
       konspirativ organisieren und Rechtsrock-Konzerte organisieren. Vor wenigen
       Wochen erst trafen sich Anhänger zu einem Konzert in Eisenach. Am Dienstag
       ist nun mit dem Treiben vorerst Schluss: [2][Bundesinnenministerin Nancy
       Faeser]verbot die Neonazi-Gruppe. Der Schritt sei „ein harter Schlag gegen
       den organisierten Rechtsextremismus“, erklärte die Sozialdemokratin.
       
       Die Polizei durchsuchte in den frühen Morgenstunden die Wohnungen von 28
       Vereinsmitgliedern in zehn Bundesländern: Bayern, Baden-Württemberg,
       Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen,
       Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen. Verboten [3][wurden auch die
       Unterstützergruppe] „Crew 38“. Die Behörden rechnen derGruppe in
       Deutschland 130 Mitglieder und 13 Untergruppen, sogenannte „Chapter“ zu.
       Auch Vermögen der Gruppe wurde eingezogen. In Saarbrücken wurde ein
       Clubhaus – die „Hate Bar“ – geschlossen und beschlagnahmt. Nach
       taz-Informationen wurde auch eine Szenegröße in Mecklenburg-Vorpommern
       durchsucht: [4][der Neonazi Sven Krüger] aus Jamel. In dem Dorf haben sich
       [5][fast ausschließlich Rechtsextreme angesiedelt]. Krüger galt schon
       länger als Aktivist der Hammerskins.
       
       Faeser erklärte, mit dem Verbot „beenden wir in Deutschland
       dasmenschenverachtende Treiben einer international
       agierendenNeonazi-Vereinigung“. Es sei „ein klares Signal gegen Rassismus
       und Antisemitismus“. Der Rechtsextremismus bleibe die größte extremistische
       Bedrohung für die hiesige Demokratie.
       
       Schon vor Jahren stand ein Verbot der Hammerskins im Raum – das aber nie
       umgesetzt wurde. Verboten wurden im Jahr 2000 die Gruppe „Blood & Honour“
       und im Jahr 2020 „Combat 18“, die beide auch in der Rechtsrockszene aktiv
       waren. Letzteres Verbot sprach damals noch Bundesinnenminister Horst
       Seehofer (CSU) aus.
       
       ## Fokus auf Vernetzung der rechten Szene
       
       Auch Nancy Faeser hatte mit [6][ihrem Amtsantritt versprochen],
       rechtsextreme Netzwerke zu zerschlagen. Verbote in der rechtsextremen Szene
       gab es bis dato aber nicht.
       
       Das Verbot gegen die Hammerskins wurde seit einem Jahr in Bund und Ländern
       vorbereitet. Auch US-amerikanische Behörden waren involviert – die Gruppe
       ist ein Ableger der im Jahr 1988 in den USA gegründeten „Hammerskin Nation“
       und international vernetzt. Laut Innenministerium nimmt die deutsche
       Sektion in Europa „eine herausragende Rolle“ ein. Auch das
       [7][rechtsextreme Kampfsportevent] „Kampf der Nibelungen“ soll von den
       Hammerskins mitinitiiert worden sein.
       
       In der Verbotsverfügung wird den Hammerskins vorgeworfen, sich gegen die
       verfassungsmäßige Ordnung, den Gedanken der Völkerverständigung zu richten.
       Die Gruppe propagiere eine an die NS-Ideologie angelehnte Rassenlehre. Vor
       allem durch Szenekonzerte und den Vertrieb von Tonträgern oder
       Merchandise-Artikeln werde die rechtsextreme Ideologie ausgelebt und
       verfestigt.
       
       Öffentlich traten die Hammerskins kaum auf. Ihr Fokus lag auf der
       Organisation von szeneinternen Veranstaltungen. Als eine Führungsfigur gilt
       der [8][langjährige Rechtsextremist Malte Redeker.] Redeker wurde nach
       taz-Informationen am Dienstag ebenfalls durchsucht. Ebenso soll die Polizei
       beim Thüringer Szenekader Thomas G. in Thüringen aufgetaucht sein.
       
       Die Linken-Innenexpertin Martina Renner nannte das Verbot der Hammerskins
       am Dienstag „schon lange überfällig“. Das militante Neonazi-Netzwerk sei
       „extrem gut organisiert, hoch vernetzt und bewaffnet“. Mit der Razzia sei
       ein Anfang gemacht, die Struktur zu zerschlagen.
       
       Auch der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz begrüßte das Verbot –
       forderte aber weitere Maßnahmen. „Es gibt zahlreiche Organisationen und
       Vereine in Deutschland, die offenkundig verfassungsfeindlich agieren und
       agitieren“, so von Notz zur taz. „Ich hoffe, dass das Innenministerium, wie
       jetzt bei den Hammerskins, zukünftig beständig insgesamt eine sehr viel
       konsequentere Linie fährt.“
       
       19 Sep 2023
       
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