# taz.de -- Jahresbericht der Bundesregierung: Nachholbedarf bei deutscher Einheit
       
       > Der Jahresbericht der Bundesregierung zeigt weiter Unterschiede zwischen
       > Ost- und Westdeutschland. Daten zu Vermögen und Erbschaft fehlen.
       
 (IMG) Bild: Werder an der Havel im Jahr 1979. Schwachpunkte auf dem Land gab es schon zu DDR-Zeiten
       
       Berlin taz | Gleichwertig, aber nicht gleich: Das Ziel der Bundesregierung
       für die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen West- und
       [1][Ostdeutschland] bleibt auch über dreißig Jahre nach der
       Wiedervereinigung weiter unerreicht. Das zeigt der Jahresbericht zum Stand
       der deutschen Einheit, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
       
       Größte Herausforderung bleibe die Demografie und der Fachkräftemangel,
       betonte Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung: „Es wird
       mit jedem Jahr herausfordernder. Wir müssen sicherstellen, dass
       [2][Menschen, die nach Ostdeutschland zu- oder rückwandern, wissen, dass
       sie willkommen sind.]“
       
       Die Einheit ist laut Schneider trotzdem ein „unfassbarer Gewinn und Glück“.
       Es gebe noch reale Unterschiede, vieles sei aber eher eine Frage der
       Emotionen.
       
       Die harten Zahlen zeigen: Die Abstände zwischen Ost- und Westdeutschland
       sind zum Beispiel bei Löhnen oder Arbeitslosigkeit seit den ersten
       Erhebungen Mitte der Neunziger Jahre zwar deutlich geschrumpft.
       Wirtschaftlich gesehen [3][geht es vielen Menschen in Ostdeutschland aber
       weiterhin schlechter].
       
       ## Rentenangleichung auf dem Papier
       
       Als „wichtigen Schritt“ feiert der Bericht die Angleichung der Renten
       zwischen Ost und West, die [4][in diesem Sommer zumindest auf dem Papier
       erstmals erreicht wurde]. Zahlen zu Kaufkraft, zu Erbschaften und Vermögen,
       bei denen es weiterhin große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
       gibt, kommen im Bericht nicht vor.
       
       Besonderes Augenmerk legt der Bericht auf die Unterschiede zwischen Stadt
       und Land. In einer Umfrage wurden Menschen in Ost und West zur
       Lebensqualität an ihrem Wohnort und zu den größten Herausforderungen
       befragt. Die Ergebnisse sind durchaus ambivalent: Während die
       „Schwachpunkte des Lebens auf dem Land“ im Westen durch bewährte soziale
       Beziehungen offenbar besser ausgeglichen werden konnten als im Osten,
       schneiden Großstädte im Osten deutlich besser ab.
       
       ## Im Westen fehlt Wohnraum
       
       Während im Osten vor allem die Abwanderung junger Menschen beklagt wird,
       fehlt es im Westen der Umfrage zufolge vor allem an bezahlbarem Wohnraum.
       Die Integration von Menschen aus anderen Ländern bewerten West- und
       Ostdeutsche als etwa gleich herausfordernd.
       
       Deutliche Unterschiede gibt es weiterhin bei der Lebenserwartung, die im
       Osten zumindest bei Männern noch deutlich unter dem westdeutschen Niveau
       liegt, und bei Themen wie Gleichstellung der Geschlechter und
       Kinderbetreuung, wo Ostdeutschland deutlich besser abschneidet.
       
       28 Sep 2023
       
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