# taz.de -- Schiffbrüche vor Lampedusa: Rund 30 Vermisste im Mittelmeer
       
       > Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind am Wochenende zwei
       > Migrantenboote gekentert. Dutzende Menschen, darunter auch Kinder, werden
       > vermisst.
       
 (IMG) Bild: Die Überfahrt ist gefährlich: eine Rettungsaktion von Proactiva Open Arms, August 2022
       
       Lampedusa dpa | Wie die italienische Küstenwache am Sonntag mitteilte,
       werden rund 30 Menschen nach den Unglücken vor der Insel Lampedusa am
       Samstag vermisst. Unter ihnen sind auch zwei Kinder, wie das
       UN-Flüchtlingshilfswerk UNCHR twitterte. Ein Kleinkind von elf Monaten und
       eine erwachsene Frau wurden tot geborgen. 57 Migranten konnten gerettet
       werden. Auf einem Video der Küstenwache war zu sehen, wie die Menschen bei
       sehr hohem Wellengang auf dramatische Weise in die Rettungsboote gezogen
       wurden.
       
       Trotz unruhiger See wagten zuletzt [1][viele Boote mit Migranten und
       Migrantinnen die gefährliche Überfahrt von Nordafrika in Richtung
       Lampedusa]. Rund 20 Menschen erreichten etwa am Freitag mit ihrem Boot
       eigenständig die Insel, gingen dort aber an einer derart unwegsamen Bucht
       an Land, dass sie bis Sonntag warten mussten, ehe Bergretter über die
       Felsen für eine Evakuierung zu ihnen gelangten. Die Küstenwache hatte wegen
       der hohen Wellen keine Rettung vom Meer her durchführen können, wie die
       Nachrichtenagentur Ansa meldete.
       
       Wer die Migranten bei solchen Wellengängen in Booten losschicke, sei ein
       „skrupelloser, verrückter Krimineller“, sagte der Polizeichef von Agrigent
       – zu dem Lampedusa gehört – [2][dem Portal agrigentooggi.it]. „Für die
       nächsten Tage ist weiter rauer Seegang vorhergesagt“, ergänzte Emanuele
       Ricifari, der deshalb auf weniger Überfahrten in Richtung Lampedusa hoffe.
       „Es ist ein Gemetzel in diesem Meer.“
       
       ## Über 90.000 Migranten erreichten 2023 bislang Italien
       
       Seit Monaten versuchen Zigtausende Menschen, [3][vor allem aus Tunesien und
       aus Libyen], mit teils seeuntauglichen Booten Lampedusa oder andere
       süditalienische Orte zu erreichen. Von denjenigen, die nicht schon an den
       nordafrikanischen Küsten abgefangen werden, werden die meisten von
       italienischen Behördenbooten etwa der Küstenwache oder der Finanzpolizei
       aufgelesen und in Erstaufnahmelager gebracht. Laut Innenministerium in Rom
       erreichten allein in diesem Jahr bislang mehr als 90.000 Migranten die
       italienischen Küsten – das sind mehr als doppelt so viele Menschen als noch
       im Vorjahreszeitraum.
       
       Auch zivile Organisationen retten regelmäßig Menschen: Die Crew des
       deutschen Rettungsschiffs „Nadir“ etwa holte in der abgelaufenen Woche nach
       eigenen Angaben 170 Menschen an Bord, darunter sechs schwangere Frauen,
       zwei von ihnen im neunten Monat. Sie alle wurden – teils übernommen von der
       Küstenwache – nach Lampedusa gebracht.
       
       6 Aug 2023
       
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