# taz.de -- Mehr Erneuerbare für Westafrika: Sonne für Senegal
       
       > Deutschland, Frankreich und andere Industrieländer geben dem
       > westafrikanischen Land 2,5 Milliarden Euro. Das Ziel: der Ausbau
       > erneuerbarer Energien. ​
       
 (IMG) Bild: Solaranlage in Thies, Senegal, 16. Oktober 2017
       
       Berlin taz | Der westafrikanische Staat Senegal soll unter anderem aus
       Deutschland 2,5 Milliarden Euro erhalten, um in [1][erneuerbare Energien zu
       investieren]. Das gaben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs
       Präsident Emmanuel Macron und Senegals Präsident Macky Sall in Paris
       bekannt – anlässlich der dort stattfindenden Konferenz zur Finanzierung von
       Armutsbekämpfung und Klimaschutz. Gleichzeitig will Senegal aber bald auch
       Erdgas vor seiner Küste fördern.
       
       Die 2,5 Milliarden Euro sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren aus
       öffentlichen und privaten Mitteln fließen. Sie werden vor allem dazu
       dienen, „den Anteil erneuerbarer Energien auf 40 Prozent der installierten
       Leistung“ der Stromproduktion in Senegal zu steigern. Heute liefern unter
       anderem Solarkraftwerke dort etwa 30 Prozent des Stroms.
       
       Die Vereinbarung heißt „Partnerschaft für gerechte und klimafreundliche
       Energie“ ([2][Just Energy Transition Partnership, JETP]). Die reichen
       Staaten der G7-Gruppe, darunter Deutschland, USA, Großbritannien und
       Frankreich, haben solche Abkommen bisher mit Südafrika, Indonesien und
       Vietnam geschlossen. Die Logik: Die Industriestaaten helfen ärmeren auf dem
       Weg in die Klimaneutralität, weil letztere sich die aufwändigen
       Investitionen alleine nicht leisten können.
       
       Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) betonte, das Abkommen mit
       Senegal diene sowohl der Energiewende als auch der Armutsbekämpfung.
       „Erneuerbare Energien sind vor allem für weit abgelegene Kommunen die
       einzige realistische Technologie, um Energie bezahlbar zur Verfügung zu
       stellen“, [3][schreibt das Entwicklungsministerium]. Wenn Strom vorhanden
       sei, entstünden Arbeitsplätze und der Wohlstand der Bevölkerung nehme zu.
       
       ## Scholz hat Interesse an senegalesischem Erdgas
       
       Senegal verfolgt eine Doppelstrategie. Neben dem Ausbau der erneuerbaren
       Energien wird bald die Ausbeutung riesiger Gasfelder im Atlantik beginnen.
       Diese Projekte treiben unter anderem BP und senegalesische Firmen voran.
       Zunächst wird das verflüssigte Erdgas wohl größtenteils exportiert. Davon
       verspricht sich die Regierung Einnahmen für den Staatshaushalt. Bei seinem
       Besuch in Senegal vor einem Jahr bekundete [4][Kanzler Scholz Interesse am
       Kauf senegalesischen Erdgases] für den Verbrauch in Deutschland.
       
       Später will die Regierung Senegals einen Teil des geförderten Gases auch im
       Inland nutzen. Heute verbrennen die Kraftwerke zum guten Teil noch Erdöl,
       um Elektrizität herzustellen. Gas verursacht dagegen weniger
       klimaschädliche Abgase. Außerdem sollen mit neuen Gaskraftwerken Millionen
       Privathaushalte zusätzlich Strom erhalten. Besonders auf dem Land steht
       vielen EinwohnerInnen heute nur Holz als Energiequelle zur Verfügung.
       
       Die [5][Klimaschutzorganisation Fridays for Future] und ihre Partner in
       Senegal lehnen die Gasstrategie ab. Sie plädieren für den kompletten
       Umstieg auf erneuerbare Energien. Lisa Badum, Energiepolitikerin der Grünen
       im Bundestag, sagte: „Der Erfolg von JETP darf nicht durch einen Gasdeal
       geschmälert werden.“
       
       Der Bundeskanzler solle den angepeilten Gaseinkauf in Senegal „endlich
       beerdigen“. Das Entwicklungsministerium in Berlin erklärte, die
       Gasförderung werde über JETP weder finanziert noch unterstützt. Im Text der
       Vereinbarung wird Erdgas allerdings als „Übergangsenergie“ erwähnt.
       
       24 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Import-von-verfluessigtem-Erdgas/!5919721
 (DIR) [2] /Investitionen-in-Erneuerbare-in-Kenia/!5933093
 (DIR) [3] https://www.bmz.de/de/aktuelles/aktuelle-meldungen/neue-energiewende-partnerschaft-mit-senegal-beschlossen-157496
 (DIR) [4] /Bundeskanzler-Olaf-Scholz-zu-Luetzerath/!5905418
 (DIR) [5] /Greta-Thunberg-attackiert-Davos/!5906697
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Erdgas
 (DIR) Senegal
 (DIR) Entwicklungspolitik
 (DIR) Energiewende
 (DIR) Kolumne Finanzkasino
 (DIR) Macky Sall
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Senegal
 (DIR) Macky Sall
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) 300 Jahre Adam Smith: Ausbeutung macht arm
       
       Adam Smith war einer der wichtigsten Ökonomen und Moralphilosoph. Er
       wusste: Reich wird man nur, wenn auch die anderen reich sind.
       
 (DIR) Präsidentschaftswahl in Senegal: Macky Sall verzichtet auf Kandidatur
       
       In Senegal protestierten zuletzt Bürger gegen den Präsidenten. Am
       Montagabend kündigte Macky Sall an, sich im kommenden Jahr zurückziehen zu
       wollen.
       
 (DIR) Olaf Scholz auf UN-Klimagipfel: Mehr Geld fürs Klima
       
       Der Kanzler kündigt in Scharm al-Scheich die Aufstockung der
       internationalen Klimafinanzierung an. Aktivisten sehen Berlins Klimapolitik
       kritisch.
       
 (DIR) Gas aus Afrika für Europa: Alternative zu Russland
       
       Begehrlich schaut Europa auf Gasvorkommen im Senegal. Vor Ort schürt das
       Hoffnung auf Arbeitsplätze, aber auch den Widerstand von Klimaaktivisten.
       
 (DIR) Parlamentswahl im Senegal: Große Verluste für den Präsidenten
       
       In Senegal büßt die Regierungskoalition ihre absolute Mehrheit im Parlament
       ein. Trotzdem lehnt die Opposition das Wahlergebnis ab.