# taz.de -- Nachwuchs für die Bundeswehr: Högl für Rückkehr der Musterung
       
       > Die Wehrbeauftragte will mehr Nachwuchs für die Bundeswehr gewinnen. Sie
       > regt an, alle jungen Menschen auf ihre Wehrdienstfähigkeit zu
       > untersuchen.
       
 (IMG) Bild: Infostand der Bundeswehr auf der Gamescom 2022 in Köln
       
       Berlin dpa | Mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr hat die
       Wehrbeauftragte Eva Högl vorgeschlagen, [1][künftig alle jungen Menschen
       eines Jahrgangs zur Musterung einzuladen]. Die SPD-Politikerin sprach sich
       in einem Interview des Nachrichtenportals t-online [2][gegen eine Rückkehr
       zur Wehrpflicht] aus. Aber die Idee eines verpflichtenden [3][„Dienstjahres
       für Deutschland“], das im zivilen oder militärischen Bereich abgeleistet
       werden könne, finde sie „diskussionswürdig“.
       
       „Man könnte wie in Schweden einen gesamten Jahrgang junger Leute für die
       Bundeswehr zur Musterung einladen. Und sie dann, sofern sie wehrfähig sind,
       selbst entscheiden lassen, ob sie sich engagieren wollen oder nicht.“ Diese
       Musterung sollte sich dann an alle Geschlechter richten, forderte Högl.
       „Die [4][Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland] wieder rückgängig zu
       machen, hilft überhaupt nicht“, betonte die Wehrbeauftragte des Bundestags.
       „Wir haben nicht genügend Ausbilder und nicht genügend Infrastruktur
       dafür.“
       
       [5][Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen
       CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt] worden,
       was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam.
       Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist das Thema neu in
       den Blickpunkt gerückt. Högl forderte etwa Anfang des Jahres, jetzt eine
       Debatte zu beginnen – „auch über die Frage, wie viel Zwang, wie viel
       Freiwilligkeit nötig ist“. „Wir brauchen auf jeden Fall mehr Personal bei
       der Bundeswehr“, sagte sie damals der Augsburger Allgemeinen.
       
       ## Scholz und Pistorius gegen Wehrpflicht
       
       Kanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD)
       sprachen sich klar gegen eine Rückkehr zur Wehrpflicht aus. Pistorius
       machte aber im Februar deutlich, dass er gute Argumente für eine allgemeine
       Dienstpflicht zur Stärkung von Katastrophenschutz, Bundeswehr und
       Rettungsdiensten sieht. Die jungen Menschen müssten in der Frage gehört
       werden, sagte er. Die FDP meldete rechtliche und politische Bedenken gegen
       eine solche Dienstpflicht an.
       
       Die CDU hatte sich im September auf einem Parteitag für die bundesweite
       Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs ausgesprochen. Wo die
       jungen Menschen den Dienst absolvieren können, solle möglichst flexibel
       ausgelegt werden, „sei es bei sozialen Einrichtungen, in Krankenhäusern,
       bei der Bundeswehr, im Zivilschutz beim THW oder bei der Feuerwehr, über
       anerkannte Hilfsorganisationen im Ausland oder im Sport und in der Kultur
       oder bei Natur- und Umweltschutzverbänden“. Bundespräsident Frank-Walter
       Steinmeier hatte bereits vor rund einem Jahr eine Debatte über die
       Einführung einer sozialen Pflichtzeit angestoßen.
       
       Pistorius stellte jüngst infrage, ob das Ziel der Aufstockung der
       Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 eingehalten werden
       kann. „Ich wage keine Prognose, ob wir die Zahl erreichen können“, sagte er
       bei einem Besuch im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in
       Köln. Seit der Corona-Pandemie gebe es einen Einbruch bei den
       Bewerberzahlen. Man arbeite daran, dieses Tal zu verlassen.
       
       Als Gründe nannte er etwa den Fachkräftemangel und den demografischen
       Wandel. Bei der Bundeswehr gibt es aktuell rund 183.000 Soldatinnen und
       Soldaten.
       
       2 Jun 2023
       
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