# taz.de -- Ermittlung bei türkischen Journalisten: Deutscher Botschafter einbestellt
       
       > Die Wohnung zweier türkischer Journalisten der Zeitung „Sabah“ ist
       > durchsucht worden. Wegen ihrer Gülen-Berichterstattung, sagt das
       > türkische Außenministerium.
       
 (IMG) Bild: Jürgen Schulz, Deutscher Botschafter in Ankara, 2017
       
       Istanbul/Berlin dpa/reuters | Die Türkei hat nach einer Durchsuchung bei
       Journalisten der türkischen Zeitung „Sabah“ in Hessen den deutschen
       Botschafter einbestellt. Das teilte das türkische Außenministerium am
       Mittwoch mit. Hintergrund sei „die unbegründete Festnahme von Vertretern
       des Frankfurter Büros der Zeitung Sabah vonseiten der deutschen Polizei“,
       hieß es in der Mitteilung.
       
       Die zuständige Staatsanwaltschaft sagte der Deutschen Presse-Agentur
       dagegen, es habe keine Festnahmen gegeben. In einer Mitteilung hieß es
       zudem, die Staatsanwaltschaft Darmstadt und die Polizei hätten am
       Mittwochmorgen in diesem Zusammenhang die Privatwohnungen von zwei 46 und
       51 Jahre alten Journalisten in Mörfelden-Walldorf in Südhessen durchsucht.
       
       Nach Angaben der Ermittler besteht der Verdacht eines „gefährdenden
       Verbreitens personenbezogener Daten“, wie es in Paragraf 126a des
       Strafgesetzbuches geregelt ist. Bei dem Einsatz seien Speichermedien und
       andere Beweismittel sichergestellt worden. Nähere Angaben wollten die
       Ermittler wegen des laufenden Verfahrens nicht machen.
       
       Das türkische Außenministerium schrieb in der Mitteilung, die Journalisten
       seien wegen ihrer Berichte über das Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen
       ins Visier der Behörden geraten, nachdem ein Gülen-Anhänger Anzeige
       erstattet habe. Sie brachte den Vorfall zudem in Zusammenhang mit der
       Parlaments- und Präsidentenwahl von Sonntag. Dass sich die Aktion
       unmittelbar nach der ersten Runde der Wahl ereignet habe, sei eine
       „vorsätzliche Handlung“.
       
       Bei der Präsidentenwahl in der Türkei am Sonntag hatte Amtsinhaber Recep
       Tayyip Erdoğan die absolute Mehrheit knapp verfehlt und muss am 28. Mai
       gegen den Zweitplatzierten, Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu, in einer
       Stichwahl antreten.
       
       17 May 2023
       
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