# taz.de -- EU-Ziel erhöht: Europa soll mehr Energie sparen
       
       > Es ist ein typischer EU-Kompromiss. Statt wie vereinbart um 9 Prozent
       > soll der Energieverbrauch in Europa bis 2030 um mindestens 11,7 Prozent
       > sinken.
       
 (IMG) Bild: Europa muss Energie sparen – dazu sind alle Mittel recht
       
       Brüssel taz | Private Haushalte und Unternehmen in der EU sollen noch mehr
       Energie sparen. Statt wie bisher vereinbart um neun Prozent soll der
       Energieverbrauch bis 2030 um mindestens 11,7 Prozent sinken. Darauf
       einigten sich Unterhändler des Europaparlaments und der 27 EU-Staaten in
       Brüssel. Die Zahl ist ein typischer EU-Kompromiss. Das Parlament hatte
       ursprünglich 14 Prozent Einsparung gefordert.
       
       Das neue Energiesparziel ist rechtlich bindend. [1][Deutschland und die
       anderen EU-Länder können sich aber eigene, auch ehrgeizigere Ziele setzen].
       [2][Wenn sie ihren Beitrag nicht leisten], kann die EU-Kommission
       zusätzliche Anstrengungen fordern. „Wer trödelt, bekommt Hausaufgaben“,
       twitterte die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus (Grüne), die für das
       Parlament verhandelt hat.
       
       Durch die Einigung werde der gesamte Energieverbrauch Spaniens eingespart,
       so Paulus. Das sei „ein riesiger Erfolg.“ Zugleich hätte sie sich jedoch
       mehr Ehrgeiz gewünscht. Der Chefverhandler des Parlaments, [3][Niels
       Fuglsang], sprach von einem „echten Wandel zum Vorteil des Klimas und zum
       Nachteil von (Kremlchef Wladimir) Putin“. Weniger Energie bedeute weniger
       Einnahmen für Russland.
       
       Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht mehr so klar wie noch im
       vergangenen Jahr. Vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der
       Ukraine war das Energiesparziel kurzfristig auf 13 Prozent hochgesetzt
       worden. Im Laufe des Jahres hat die EU sich jedoch zunächst von russischer
       Kohle, dann notgedrungen vom Gas und schließlich auch von Öl „unabhängig“
       gemacht, wie es in Brüssel heißt.
       
       ## Nutzen für den Klimaschutz nicht eindeutig klar
       
       Seither müssen Deutschland und die meisten anderen Mitgliedstaaten ihre
       Energie zu wesentlich höheren Preisen in den USA und anderswo beziehen. Sie
       haben daher auch ein wirtschaftliches Interesse, den Energieverbrauch zu
       senken. Auf der anderen Seite hat Russland längst begonnen, seine
       Energieexporte neu auszurichten. So geht mehr Öl nach Indien statt nach
       Europa. Die nun erfolgte EU-Einigung dürfte danach nichts mehr ändern.
       
       Auch der Nutzen für den Klimaschutz zwar erwartbar, aber nicht eindeutig
       klar. Dies zeigt sich in Deutschland, wo die klimaschädliche Kohle noch
       wichtiger für die Stromproduktion geworden ist. Ein Drittel des Stroms
       stammte 2022 aus Kohlekraftwerken, teilte das Statistische Bundesamt mit.
       2021 hatte der Anteil noch bei 30,2 Prozent gelegen. Damit nahm die
       Stromerzeugung aus Kohle um 8,4 Prozent zu.
       
       Der sogenannte „Energiemix“, also der Anteil von Kohle, Strom und grünen
       Energien, ist Ländersache. Die EU-Staaten können auch selbst entscheiden,
       wo und wie sie Energie einsparen. Die nun erfolgte EU-Einigung gibt nur ein
       quantitatives Ziel vor. Für die Jahre 2024 bis 2030 müssen die europäischen
       Länder im Schnitt 1,5 Prozent des Endverbrauchs pro Jahr einsparen.
       
       Der Staat und der öffentliche Dienst sollen sich besonders anstrengen; hier
       gilt eine Vorgabe von 1,9 Prozent pro Jahr. Außerdem sollen jedes Jahr
       mindestens drei Prozent der öffentlichen Gebäude fast oder vollständig
       emissionsfrei werden. Damit die neuen Vorgaben in Kraft treten, müssen das
       Parlament und die EU-Länder sie noch einmal bestätigen. Dies gilt jedoch
       als Formsache.
       
       10 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verbaende-mahnen-Energiespargesetz-an/!5912959
 (DIR) [2] /Energieverbrauch-senken/!5908880
 (DIR) [3] https://www.europarl.europa.eu/meps/en/101585/NIELS_FUGLSANG/home
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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