# taz.de -- CSU-Politiker auf dem Balkan: Verbunden mit den Rechtsextremen
       
       > Satiriker Jan Böhmermann kritisiert Christian Schmidt, den Hohen
       > Repräsentanten in Bosnien-Herzegowina. Den Ärger teilt die Mehrheit der
       > Bevölkerung.
       
 (IMG) Bild: Steht als Nationalistenfreund in der Kritik: Ex-CSU-Politiker Christian Schmidt in Bosnien-Herzegowina
       
       Split taz | Das war schon ein Knaller, den [1][Jan Böhmermann] in seiner
       Freitag-Night-Show „ZDF-Magazin Royale“ da losgelassen hat. Seine Satire
       über den „Hohen Repräsentanten“ der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien
       und Herzegowina, den ehemaligen CSU-Landwirtschaftsminister,
       Militärexperten und jetzt deutschen Balkanpolitiker [2][Christian Schmidt]
       könnte zwar wie üblich bei solchen Formaten als Satire verhallen.
       
       Doch der [3][gutrecherchierte Beitrag] ist schon jetzt schon zu einem
       ernsthaften Politikum geworden. Und leitet Wasser auf die Mühlen der
       Kritiker des Christian Schmidt und seiner Politik in dem von serbischen und
       kroatischen Nationalisten angegriffenen und infrage gestellten Land Bosnien
       und Herzegowina.
       
       Es handelt sich bei dem Hohen Repräsentanten immerhin um eine wichtige
       diplomatische Figur der internationalen Staatengemeinschaft, die nach dem
       Krieg 1992–95 installiert wurde, um den Friedensprozess in dem vom Krieg
       zerstörten Lande zu überwachen und auch anzuleiten.
       
       Die Satiriker lassen Christian Schmidt, der seit Sommer 2021 im Lande ist,
       als Spielzeug-Superman über das Land fliegen, der mit seinen „Bonn-Powers“
       protzt und seine weitreichenden Befugnisse – so kann er Politiker entlassen
       und Gesetze verändern – vor allem für die Unterstützung radikaler
       Nationalisten nutzt.
       
       ## Mehrmalige Treffen mit kroatischen Extremisten
       
       Der CSU-Politiker sei wie seine Partei eng mit der ultrakonservativen
       kroatischen Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft)
       verbunden, deren Schwesterpartei in Bosnien und Herzegowina die
       kroatisch-katholische Bevölkerung der westlichen Herzegowina beherrscht,
       moniert auch eine Gruppe aus mehreren deutschen Diplomaten, die unabhängig
       voneinander jahrelang im Lande gewirkt haben.
       
       Diese Partei in Bosnien sei ideologisch noch immer eng mit dem kroatischen
       Ustascha-Staat während des Zweiten Weltkrieges verbunden und ehrt ihre
       Führungsspitze während des letzten Krieges 1992–95 als Helden, obwohl diese
       vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als „kriminelle Vereinigung“ zu
       langjährigen Haftstrafen verurteilt worden ist.
       
       Schmidt habe sich mehrmals mit diesen Extremisten unter der Flagge des
       kroatischen Parastaates 1992–95 (Herceg-Bosna) gezeigt, sodass der Eindruck
       entstanden sei, Deutschland unterstütze deren rechtsextremen Nationalismus,
       kritisiert die Gruppe. Dass jetzt kroatische Hassparolen auftauchen – wie
       „Tötet die bosnischen Muslime“ –, sei Ausfluss dieser Atmosphäre.
       
       Der Hohe Repräsentant habe sich neutral zu verhalten und zu versuchen,
       europäische und universelle Werte in Bosnien und Herzegowina durchzusetzen,
       fordern die Bevölkerungsmehrheit aus bosnischen Muslimen, die Minderheiten
       der Roma und Juden, vor allem aber die nichtnationalistisch eingestellten
       Bürger der Städte. Im Sommer letzten Jahres [4][demonstrierten] Tausende in
       Sarajevo gegen Schmidt, weil er schon damals versuchte, eine
       [5][Wahlrechtsreform] zugunsten der kroatischen Nationalisten
       durchzusetzen. Böhmermann regt sich zu Recht darüber auf, wie Schmidt am
       Wahlabend im Oktober, kurz nachdem die Wahllokale geschlossen waren, das
       Wahlrecht zugunsten der Kroaten änderte – und das rückwirkend.
       
       ## Kooperativ auch zu Serbiens Nationalisten
       
       Auch gegenüber den [6][serbischen Nationalisten] und deren Führer, dem
       Putin-Freund Milorad Dodik, zeige sich Schmidt kooperativ, kritisiert
       Böhmermann. Als am 9. Januar serbische Paramilitärs in einer Vorstadt von
       Sarajevo aufmarschierten, um der Gründung ihres Kriegsstaates „Republika
       Srpska“ zu gedenken, den sie von Bosnien abspalten wollen, gab es kein Wort
       der Kritik vom Hohen Repräsentanten.
       
       Vor allem die Teilnahme des Sohnes des serbischen Präsidenten, Alexandar
       Vučić, an der Parade gab Anlass, einen eklatanten Bruch diplomatischer
       Gepflogenheiten zu sehen. Vučić, der während des Krieges zu den glühendsten
       Propagandisten der serbischen Sache und damit des Völkermordes gehörte,
       wollte selbst nicht an der Parade in Sarajevo teilnehmen. Das wäre doch zu
       peinlich gewesen. Aber er schickte seinen Sohn Danilo in diplomatischer
       Mission.
       
       Und Schmidt hatte nichts anderes zu tun, als die Kritiker aus
       diplomatischen Zirkeln zu rüffeln, die dies aufs Korn genommen hatten.
       
       19 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
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