# taz.de -- Frauenrechte in Afghanistan: Kein Zutritt für Studentinnen
       
       > Auch private Hochschulen in Afghanistan dürfen nun keine Studentinnen
       > mehr aufnehmen. Manchen wird die Ausstellung ihrer Zeugnisse verweigert.
       
 (IMG) Bild: Kabul, Ende 2022: Für Frauen wird die Lage in Afghanistan immer schwieriger
       
       Berlin taz | Die Taliban haben die privaten Hochschulen und
       Bildungseinrichtungen des Landes angewiesen, „bis auf Weiteres“ keine
       Studentinnen aufzunehmen.
       
       In einem Schreiben des Hochschulministeriums vom Sonnabend zur Bekanntgabe
       der Termine für die Aufnahmeprüfungen heißt es, dass ihnen „die
       Einschreibung und Ablegung von (Aufnahme-)Prüfungen für Master- und
       Promotionsstudiengänge entgegen schon bestehender Festlegungen nicht
       gestattet“ sei.
       
       Bei Zuwiderhandlung drohen den Einrichtungen Strafen. Damit sind Frauen von
       den landesweit einheitlichen, nach Regionen gestaffelten Aufnahmeprüfungen
       ausgeschlossen. Das Verbot gilt für staatliche wie private Hochschulen.
       
       Damit schließen die Taliban ein Schlupfloch. Verschiedene Hochschulen
       hatten jungen Frauen zuletzt zumindest die Möglichkeit zum Weiterstudium
       offengehalten, indem sie auch nach dem generellen [1][Studienverbot für
       Frauen im Dezember 2022] Studentinnen noch zu Prüfungen zuließen.
       
       ## Ausnahmen für Frauen im medizinischen Bereich
       
       Zuletzt hatte es Unklarheit darüber gegeben, ob auch Medizinstudentinnen
       von dem generellen Studienverbot für Frauen betroffen seien. Die Leitung
       der staatlichen Kabuler Medizinischen Universität (KMU) hatte nach
       Informationen der taz im Dezember Studentinnen ihr Semester noch regulär
       abschließen lassen.
       
       Im Gegensatz zu den anderen staatlichen Universitäten untersteht die KMU
       dem Gesundheits- und nicht dem Hochschulministerium. Letzteres versucht,
       das generelle Studienverbot für Frauen umzusetzen.
       
       Das Gesundheitsministerium setzte auch Ausnahmen vom generellen
       [2][Arbeitsverbot für Afghaninnen] durch: Bei Zivilorganisationen, die im
       nicht-staatlichen Gesundheitssektor aktiv sind, dürfen sie weiter als
       medizinisches Personal fungieren. Zudem bemüht es sich um eine Finanzierung
       für den Transport von Studentinnen im Studiengang Geburtshilfe zu ihrer
       Fakultät. Trotz der von der Talibanführung dekretierten
       Geschlechtertrennung an den Hochschulen soll so jungen Frauen das
       Weiterstudieren ermöglicht werden.
       
       Allerdings werden auch die KMU-Studentinnen gegenüber ihren männlichen
       Mitstudenten benachteiligt. Eine Studentin berichtete der taz, dass ihr im
       Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nach dem Studienabschluss ihre
       Zeugnisse nicht ausgehändigt worden seien. Ihr sei außerdem nicht klar, ob
       ihre Kommilitoninnen nach der derzeitigen Winterpause weiter studieren
       dürften oder nicht. Eine offizielle Verlautbarung dazu gäbe es bisher
       nicht.
       
       ## Generelles Betretungsverbot für Studentinnen
       
       Ähnliches berichtete der afghanische Exilsender Amu TV aus der
       nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif. Nach Berichten von Studentinnen an
       der dortigen Universität seien ihnen ihre Abschlusszertifikate verweigert
       worden, mit denen sie sich für ein Studium im Ausland bewerben wollten.
       Nachdem schon zuvor gesonderte Bürozeiten für Studentinnen und Studenten
       eingerichtet worden seien, gelte nun ein generelles Betretungsverbot der
       Universität für Studentinnen. Ein Dozent bestätigte anonym, dass bisher
       keine Abschlusszeugnisse für Studentinnen ausgefertigt worden seien.
       Zahlreiche ausländische Hochschulen haben Sonderstipendien für afghanische
       Studentinnen ausgeschrieben.
       
       Nach seinem jüngsten Afghanistanbesuch hatte der Chefkoordinator für
       Humanitäres der [3][Vereinten Nationen,] Martin Griffiths, Hoffnungen auf
       eine Milderung der Verbote für Frauen geweckt. Die neue Anordnung der
       Taliban dämpft diese wieder. Erste Proteste gegen die Verbote fanden wegen
       der Repression durch die Taliban online statt.
       
       30 Jan 2023
       
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