# taz.de -- Jahresrückblick 2023: Nur gute Nachrichten
       
       > 2022 war kein gutes Jahr. Aber unsere Kolumnistin weiß, worüber wir uns
       > im kommenden Jahr freuen werden.
       
 (IMG) Bild: 130 für Christian Lindner und alle anderen
       
       Machen wir uns nichts vor: Das Jahr 2022 konnte im Großen und Ganzen nicht
       überzeugen. Zu viel [1][Krieg], zu viel [2][Krankheit], zu viele
       [3][Milliardäre], zu wenig Freiheit, zu wenig Klimaschutz, zu wenige
       Revolutionen. Ich werde Ihnen und mir daher [4][einen Jahresrückblick
       ersparen], der uns das Elend des vergangenen Jahres vor Augen führt. Wir
       haben das alles schon erlebt, warum weiter darauf herumreiten?
       
       Wäre es nicht viel besser, den Jahresrückblick 2023 zu kennen? Wie
       praktisch, sich wichtige Termine vorab im Kalender zu markieren. Dann
       hätten wir bei freudigen Ereignissen schneller das Handy für einen
       Schnappschuss zur Hand und könnten bei Katastrophen einfach im Bett
       bleiben. Ich habe deshalb schon mal einen Blick in die Zukunft gewagt und
       den Jahresrückblick 2023 studiert. Einige Highlights möchte ich Ihnen nicht
       vorenthalten.
       
       Nachdem Christian Lindner einen Autounfall mit einem außer Kontrolle
       geratenen SUV auf der A 1 wie durch ein Wunder vollkommen unverletzt
       überlebte, stimmte er einem generellen Tempolimit von 130 km/h auf allen
       deutschen Autobahnen zu. Damit die Bewohner*innen abgelegener Gebiete
       trotzdem zügig in die Metropolen gelangen können, wurde beschlossen, die
       seit 1990 stillgelegten über 6.000 Kilometer Bahnstrecke zu sanieren und
       schnellstmöglich an das bestehende Netz anzuschließen.
       
       Geld hierfür kam aus der Cannabissteuer, die alle Prognosen bei Weitem
       übertraf. Seit dem deutschen Freikifftag am 1. April 2023 sank nicht nur
       die Drogenkriminalität um 80 Prozent, auch die Rate der Gewaltdelikte sank
       beträchtlich. Dafür stieg der Umsatz der deutschen Süßwarenhersteller um
       120 Prozent.
       
       Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne wurde genug Geld gesammelt, um eine
       gemeinnützige Stiftung zu gründen, die sämtliche Twitter-Aktien aus der
       Insolvenzmasse des ehemals reichsten Manns der Welt herauskaufte.
       
       Überraschend beantragten 20.000 selbsternannte „Reichsbürger“ eine
       Einbürgerung in die Bundesrepublik und gaben über 60 Kilogramm Sprengstoff,
       74.000 Schuss Munition und sechs MG3-Maschinengewehre zurück, die in
       Bundeswehrbeständen vermisst wurden. Die Reichsbürger*innen waren zu
       der Überzeugung gelangt, dass der letzte Deutsche Kaiser Wilhelm II. wegen
       eines Impfschadens komplett unfruchtbar gewesen sei und nie legitime
       Nachkommen gezeugt haben könne, was alle selbsternannten Monarchen der
       Bewegung delegitimierte.
       
       Als ein Hackerangriff von Anonymous dafür sorgte, dass auf allen russischen
       Smartphones nur noch alberne Memes von Wladimir Putins Oben-ohne-Reitfotos
       angezeigt wurden, verstarb Putin an akutem Egoversagen. Die russischen
       Oligarchen befahlen daraufhin einstimmig den sofortigen Truppenabzug aus
       der Ukraine, noch bevor sie sich bei Tee und Blinys über die Machtübernahme
       in Moskau geeinigt hatten.
       
       Donald Trump wurde wegen Steuerhinterziehung, sexueller Belästigung,
       Verleumdung und weiteren 108 Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu 274
       Jahren Haft verurteilt.
       
       Eine Klimaaktivistin klebte sich an die Kopfhaut von Olaf Scholz. Als der
       Spezialkleber nach zwei Wochen entfernt werden konnte, stellte der Kanzler
       ein neues Klimapaket vor, das nicht vom Bundesverfassungsgericht gerügt
       wurde und die Klimaneutralität Deutschlands bis 2030 vorsieht.
       
       Ich freue mich auf 2023!
       
       1 Jan 2023
       
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