# taz.de -- Widerstand im Nationalsozialismus: Mit Mythen aufräumen
       
       > VVN-BdA organisiert Gedenken an die „Rote Kapelle“ in Lichtenberg. An der
       > Gruppe zeigen sich die unterschiedlichen Gedenkkulturen in Ost und West.
       
 (IMG) Bild: Ein Filmposter des 1971er DEFA-Films „Die Rote Kapelle“
       
       Am 22. Dezember jährt sich die Hinrichtung der ersten elf
       Widerstandskämpfer*innen der „Roten Kapelle“, einem der größten
       Berliner Netzwerke gegen den Nationalsozialismus. An diesem Tag im Jahr
       1942 wurden die Nazigegner in der berüchtigten NS-Blutstätte Plötzensee im
       Minutentakt gehenkt oder enthauptet.
       
       Zum 80. Jahrestag organisiert die Vereinigung der Verfolgten des
       Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) eine
       Gedenkveranstaltung vor dem Denkmal für die Rote Kapelle in der
       Schulze-Boysen-Straße 12 in Lichtenberg. Dort wird neben Erika Rathmann und
       Trille Schünke von der VVN-BdA auch der Bürgermeister von Lichtenberg,
       Michael Grunst (Linke), eine Ansprache halten. Die Besucher*innen der
       Veranstaltung werden gebeten, Blumen mitzubringen.
       
       Mit der Gedenkveranstaltung 2 Tage vor Weihnachten beginnt eine
       Veranstaltungsreihe der Berliner VVN-BdA zur Roten Kapelle. Am 22. Januar
       2023 wird es ab 14 Uhr bei einem Rundgang durch die Gedenkstätte Deutscher
       Widerstand in der Stauffenbergstraße 13–14 um die Geschichte der
       Widerstandsgruppe gehen. Dabei kommen auch die Mythen zur Sprache, die es
       um die Widerstandskämpfer*innen in Ost- wie Westdeutschland gab.
       
       ## Vereinnahmtes Gedenken
       
       In der BRD wurden die Antifaschist*innen pauschal als Spionagegruppe
       für die Sowjetunion und als Landesverräter*innen diffamiert. Damit
       wurde die Klassifizierung der NS-Zeit übernommen. In der DDR gab es
       hingegen früh Ehrungen und Gedenken der Mitglieder der Roten Kapelle.
       Allerdings wurde behauptet, sie hätten unter Leitung der Kommunistischen
       Partei (KPD) ihren antifaschistischen Widerstand organisiert. Nach
       aktuellem Stand der historischen Forschung handelte es sich um ein
       politisch unterschiedliches Widerstandsnetzwerk, dem von den Nazis die
       Bezeichnung Rote Kapelle gegeben wurde.
       
       „Der ‚Roten Kapelle‘ gehörten mehr als 150 Antifaschist*innen ganz
       unterschiedlicher sozialer Herkunft und weltanschaulicher Traditionen an.
       Ebenso breit aufgestellt muss heute das gesellschaftliche Gedenken sein, um
       an die Verbrechen der Nazi-Diktatur zu erinnern und damit auch aktuell
       gegen jede Form menschenverachtender Politik Position zu beziehen“, zieht
       der Vorsitzende der VVN-BdA Lichtenberg Olaf Ruhl den Zusammenhang zwischen
       der Gedenkpolitik und der aktuellen antifaschistischen Praxis.
       
       20 Dec 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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