# taz.de -- Debatte um eine „grüne RAF“: Klimakrise nicht verstanden
       
       > Warnungen vor einer „grünen RAF“ wurden von rechts bereitwillig
       > aufgenommen. Ökoterrorismus ist Fiktion – die Klimakrise aber ist real.
       
 (IMG) Bild: Klimaaktivisten am Münchner Flughafen sind nicht das Problem
       
       Stellen Sie sich vor, Fliegen wäre gefährlich. Eigentlich ist dafür nicht
       viel Fantasie nötig. Schließlich ist der Luftverkehr für deutlich mehr
       klimaschädliche Emissionen im Jahr verantwortlich als ganz Deutschland.
       Damit ist Fliegen gefährlich. Fliegen tötet. Nur eben in der Regel nicht
       unmittelbar. Aber wenn das plötzlich anders wäre?
       
       Es ist ein Szenario, das der Science-Fiction-Autor Kim Stanley Robinson in
       seinem Klimakrisen-Roman „Das Ministerium für die Zukunft“ zeichnet. Das
       Buch hat viel Aufmerksamkeit bekommen, nachdem der ehemalige US-Präsident
       Barack Obama es auf die Liste seiner Buchempfehlungen im Jahr 2020 gesetzt
       hatte. Darin gehen die Emissionen des Luftverkehrs irgendwann zurück. Der
       Grund: Die breite Öffentlichkeit ist zu verängstigt, um noch ins Flugzeug
       zu steigen, denn Ökoterrorist:innen schießen diese im Roman regelmäßig
       mit Drohnen ab.
       
       Als der frühere Klimaaktivist [1][Tadzio Müller] im vergangenen Jahr im
       Spiegel Klimaschutz einforderte, um eine „grüne RAF“ zu verhindern, hatte
       er wohl solche Szenen im Kopf. Nun hat er in einem Folge-Interview
       eingeräumt: Die Aussage damals war ein Fehler. Im rechten politischen
       Spektrum ist die „[2][grüne RAF“] zum Kampfbegriff geworden. Dort bezieht
       man sich auf Aktivist:innen wie die der [3][Letzten Generation], obwohl
       die ja Autos friedlich blockieren. Darüber kann man sich als
       Autofahrer:in ärgern. Mit Terrorismus hat es aber absolut nichts zu
       tun.
       
       Dass Müllers Aussage nach hinten losgegangen ist, hat viele Gründe. Nicht
       zuletzt vielleicht den, dass er für eine gewisse Freude an provokanten
       Aussagen und viel Reichweite bekannt ist. Aber es ist auch ein Symptom
       dafür, dass die Tragweite der Klimakrise und des nötigen Klimaschutzes kaum
       verstanden sind. Viele scheinen sich kaum vorstellen zu können, dass die
       Erderhitzung zu ernsten, auch gewaltvollen Auseinandersetzungen um
       Ressourcen führen könnte. Dass das ein Irrtum ist, zeigen nicht nur
       Sci-Fi-Romane. Ein Blick in die Berichte des Weltklimarats IPCC genügt.
       
       Die Welt ist aktuell schon um 1,2 Grad aufgeheizt. 2022 sind die weltweiten
       CO2-Emissionen weiter angestiegen.
       
       13 Dec 2022
       
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