# taz.de -- Türkei-Besuch der Innenministerin: Keine explizite Kritik von Faeser
       
       > Bei ihrem Antrittsbesuch in der Türkei betont die Innenministerin
       > gemeinsame Interessen. Danach reist sie weiter nach Katar.
       
 (IMG) Bild: Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit dem türkischen Kollegen Süleyman Soylu in Ankara
       
       Istanbul taz | Erstaunlich freundlich im Umgang miteinander haben sich am
       Montag [1][die deutsche Innenministerin Nancy Faeser] und ihr türkischer
       Kollege Süleyman Soylu vor der Presse in Ankara präsentiert. Angesichts der
       Forderungen von Grünen und Linken, Faeser sollte nach den türkischen
       Luftangriffen und dem fortgesetzten Artilleriebeschuss von Nordsyrien am
       besten ihren Besuch gleich abbrechen, verhielt sich die SPD-Politikerin
       ihrem Kollegen gegenüber äußerst höflich.
       
       Seit Sonntag fliegt die Türkei in Syrien und im Irak Angriffe auf
       Stellungen kurdischer Milizen, die sie für [2][einen Anschlag am 13.
       November] im Zentrum Istanbuls verantwortlich macht. Faesers Antrittsbesuch
       in der Türkei war bereits vor den Angriffen geplant.
       
       Auf Fragen nach den Luftangriffen der Türkei antwortete Faeser,
       Terrorbekämpfung müsse sich immer verhältnismäßig und im Rahmen des
       Völkerrechtes darstellen und zivile Opfer müssten „auf jeden Fall
       vermieden“ werden. Die Angriffe verurteilte Faeser nicht explizit. Auch bei
       der Frage, ob die Bundesregierung die syrisch-kurdische Miliz YPG ebenfalls
       als Terrororganisation einstuft, legt sie sich nicht fest. Das würde nach
       „Recht und Gesetz entschieden“, so Faeser.
       
       ## Faeser hielt sich mit Kritik zurück
       
       Am Dienstag, nach dem Treffen mit Soylu, hob Faeser die gute Zusammenarbeit
       deutscher und türkischer Sicherheitsbehörden bei der Bekämpfung der
       organisierten Kriminalität und der illegalen Migration hervor. Insbesondere
       lobte sie die Rolle der Türkei für die Aufnahme von rund 4 Millionen
       Flüchtlingen und bei der Verhinderung weiterer Flüchtlingsbewegungen nach
       Europa. Tags zuvor hatte sie eine Art Gemeindezentrum besucht, in dem
       syrische Jugendliche auch auf einen Berufsabschluss vorbereitet werden. Sie
       sei von der Arbeit dort sehr beeindruckt, sagte sie.
       
       Ihr Gesprächspartner Süleyman Soylu gilt innerhalb der türkischen Regierung
       als skrupelloser Hardliner, was die Unterdrückung der Opposition und die
       Bekämpfung aller möglicher „Terroristen“ angeht. Faeser hielt sich jedoch
       mit Kritik an der türkischen Antiterrorbekämpfung zurück. Wohl auch, weil
       der wichtigste Punkt für die deutsche Innenministerin ist – wie schon unter
       Kanzlerin Merkel – die Flüchtlingspolitik ist. Vor allem für viele
       Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Iran und Afghanistan ist die Türkei nach
       wie vor häufig das erste Ziel auf dem Weg nach Europa. Aus Sicht der
       Bundesregierung ist es umso wichtiger, die Türkei bei der Aufnahme der
       Flüchtlinge zu unterstützen, damit diese möglichst dortbleiben.
       
       Faeser, die auch Sportministerin ist, reist im Anschluss weiter nach Katar
       zum ersten WM-Spiel der Fußball-Nationalmannschaft
       
       22 Nov 2022
       
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