# taz.de -- Angriffe auf Kurden in Syrien: Nur die Nato kann Erdoğan stoppen
       
       > Die demokratische Kurdenrepublik gerät zunehmend unter Beschuss der
       > türkischen Armee. Doch solidarischer Protest aus dem Westen bleibt aus.
       
 (IMG) Bild: Zerstörtes Fahrzeug nach einem türkischen Luftangriff im syrischen Kurdengebiet am 20. November
       
       Die derzeit viel beschworenen westlichen Werte sind schon lange keine
       belastbare Kategorie mehr, wenn es um den türkischen Krieg gegen die Kurden
       geht. Das zeigen die aktuell ausbleibenden internationalen Reaktionen
       einmal mehr. Seit Samstagnacht fliegt die türkische Armee Luftangriffe auf
       Kobanê und andere Städte in Nordostsyrien. Mindestens 35 Personen sind
       bisher getötet worden, darunter etliche Zivilisten.
       
       [1][Kampfdrohnen und Artilleriegeschütz] zerstören gezielt Öl- und
       Gasfelder, Elektrizitätswerke. Die Bedrohung ist existenziell. Sollte es zu
       einer Bodenoffensive kommen, wie Erdoğan sie mehrfach angekündigt hat, dann
       stünde der kurdischen Bevölkerung in Nordostsyrien Flucht und Vertreibung
       bevor. Das Gebiet des demokratischen Autonomieprojekts würde wohl zwischen
       türkeinahen islamistischen Milizen und der syrischen Regierung aufgeteilt
       werden.
       
       Aber auch der IS wird diese Chance für sich zu nutzen wissen. Wir erleben
       die Eskalation eines seit Monaten andauernden hybriden Krieges. Ende
       September wurden zwei medico-Partner gezielt von einer türkischen Drohne
       getötet. Mit allen Mitteln versucht die türkische Regierung, die
       demokratische Entwicklung in der Region zu bekämpfen. Der [2][Anschlag in
       Istanbul], den die Türkei bis heute der PKK und PYD anlastet, dient nun als
       Vorwand. Dabei bestehen erhebliche Zweifel von Sicherheitsexperten. Die
       Ermittlungen laufen noch, und die PKK hat dementiert.
       
       [3][Im Juni 2023 sind Parlaments- und Präsidentschaftswahlen]. Der
       Wahlkampf in der Türkei hat offensichtlich begonnen. Nur die Nato kann
       Erdoğan stoppen, sie handelt jedoch nicht. Die deutsche [4][Innenministerin
       Nancy Faeser] übernimmt bei ihrem Türkeibesuch Erdoğans
       Terrorismusnarrativ, anstatt auf das Völkerrecht zu bestehen und die
       Angriffe zu verurteilen. Für die Bundesregierung sind Menschenrechte oder
       „feministische Außenpolitik“ scheinbar keine Grundsätze, sondern etwas, das
       man nach Belieben an- und ausknipsen kann. So wie es gerade passt.
       
       24 Nov 2022
       
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 (DIR) Anita Starosta
       
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