# taz.de -- Wahlen in Äquatorial-Guinea: 43 Jahre sind ihm nicht genug
       
       > In Äquatorial-Guinea verfehlt der dienstälteste Präsident der Welt knapp
       > die 100-Prozent-Marke bei seiner Wiederwahl. Obiang regiert seit 1979.
       
 (IMG) Bild: Der Präsident von Äquatorialguinea wird nicht aufhören
       
       Berlin taz | Als Teodoro Obiang im Jahr 1979 die Macht in
       [1][Äquatorial-Guinea] ergriff, atmeten die rund 300.000 Einwohner des
       Landes auf. Ihr Präsident Francisco Macias, der die einstige spanische
       Strafkolonie am Golf von Guinea 1968 in die Unabhängigkeit geführt hatte,
       war ein blutrünstigster Diktator gewesen, dessen Terrorregime dem der Roten
       Khmer in Kambodscha ähnelte.
       
       Nach seinem Sturz flohen Macias’ Frau und Kinder nach Nordkorea; Macias
       wurde 101-mal zum Tode verurteilt. Scharfschützen aus Marokko vollstreckten
       das Urteil; eine einzige Hinrichtung genügte.
       
       Aber der neue Machthaber Obiang war Macias’ Neffe, und der brutale
       Familienclan [2][regiert bis heute].
       
       Mittlerweile ist Obiang 80 Jahre alt, er ist der dienstälteste Präsident
       der Welt – nur ein paar Monarchen sind noch länger im Amt – und es reicht
       ihm immer noch nicht.
       
       ## Von einem der ärmsten zu einem der reichsten Länder Afrikas
       
       Am Sonntag hat sich Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, wie er mit vollem Namen
       heißt, zu einer sechsten gewählten Amtszeit bestätigen lassen.
       Teilergebnisse am Montag sahen ihn bei über 99 Prozent der Stimmen,
       deutlich mehr als die 93,7 Prozent vor fünf Jahren. Ob seine Demokratische
       Partei von Äquatorial-Guinea (PDGE) sein bisheriges Parlamentswahlergebnis
       von 99 der 100 Sitze verbessern konnte, stand noch aus.
       
       Wahlen im üblichen Sinne, wo die Bevölkerung sich frei zwischen
       rivalisierenden politischen Kräften entscheiden kann und der Ausgang offen
       ist, kennt Äquatorial-Guinea nicht. Nur ausgewählte Oppositionsparteien
       ohne Rückhalt dürfen gegen den Staatschef antreten; sobald sie beliebt
       sind, werden sie verboten.
       
       Diesmal traf es die „Bürger für Innovation“ (CI), die bei den letzten
       Wahlen den einzigen Nicht-PDGE-Sitz im Parlament ergattert hatte. Ihr
       Abgeordneter durfte damals seinen Sitz nicht einnehmen, sondern wurde zu 30
       Jahren Haft verurteilt und die Partei wurde verboten. Ihr Chef Gabriel Nse
       Obiang führte sie danach aus seinem Haus weiter; das Haus wurde am 30.
       September dieses Jahres von der Polizei gestürmt und Nse Obiang sowie 150
       weitere Menschen verhaftet. Fünf Oppositionsanhänger starben bei dem
       Sturmangriff.
       
       Nse Obiang leitete früher das Militärkabinett im Präsidialamt. Gegen
       Präsident Obiang durfte er jetzt nicht antreten, nur zwei bedeutungslose
       Zählkandidaten. Der Langzeitherrscher macht geltend, dass unter seiner
       Herrschaft Äquatorial-Guinea von einem der ärmsten Länder Afrikas zu einem
       der reichsten geworden ist – dank [3][gigantischer Ölfunde] in den
       Territorialgewässern des Landes.
       
       Vor zehn Jahren erreichte das Pro-Kopf-Einkommen laut Weltbank sagenhafte
       21.711 US-Dollar, mehr als Polen und fast so viel wie Saudi-Arabien.
       Dennoch lebten 80 Prozent der Bevölkerung weiter unter der absoluten
       Armutsgrenze. Bis zum Jahr 2021 ist das Pro-Kopf-Einkommen wieder auf 8.462
       US-Dollar gefallen. [4][Das Ölgeld ist weg] – Privatreichtum der
       Herrscherfamilie.
       
       Obiangs Sohn, Vizepräsident und Wahlkampfleiter Teodoro Obiang Nguema
       Mangue – genannt Teodorin, um ihn von seinem Vater zu unterscheiden – gilt
       als besonders dem Protzkonsum zugeneigt. Lange galt Teodorin als
       [5][Nachfolgefavorit des Alten]. Vor den Wahlen 2016 hatte Vater Obiang
       versichert, dies werde seine letzte Amtszeit und er könne nichts dafür,
       wenn Sohn Obiang „Talent“ habe.
       
       Aber 2021 wurde der Sohn in Frankreich zu 30 Millionen Euro Geldstrafe, auf
       Bewährung ausgesetzte drei Jahre Haft und Beschlagnahme seiner Güter
       [6][verurteilt], für einen Staatschef unpraktisch. Nun sichert der Vater
       daheim die Pfründe und der Sohn kämpft vor der französischen Justiz um
       seine Immobilien.
       
       21 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.britannica.com/place/Equatorial-Guinea
 (DIR) [2] /!701574/
 (DIR) [3] https://tradingeconomics.com/equatorial-guinea/crude-oil-production
 (DIR) [4] https://www.hrw.org/news/2017/06/15/equatorial-guinea-oil-wealth-squandered-and-stolen
 (DIR) [5] https://www.jeuneafrique.com/1384774/politique/guinee-equatoriale-dobiang-a-obiang-un-dernier-scrutin-avant-la-succession/
 (DIR) [6] https://www.jeuneafrique.com/1209914/politique/teodorin-obiang-condamne-vers-une-rupture-entre-malabo-et-paris/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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       Besitztümer.