# taz.de -- Auswirkungen der Hitzewelle auf Städte: Heißes Eisen
       
       > Bis zu 15 Grad kann der Temperaturunterschied zwischen Städten und Umland
       > betragen. Expert*innen fordern einen nationalen Hitzeschutzplan.
       
 (IMG) Bild: Der Rasensprenger erfrischt Bäume und Jogger im Tiergarten am Morgen
       
       Am [1][gefährlichsten ist die Hitze], wenn sie am wenigsten offensichtlich
       ist: nachts, wenn von der Sonne nichts zu sehen ist. Wenn die Thermometer
       dann immer noch mehr als 20 Grad messen, ist die Rede von einer
       Tropennacht. Für den Körper ist das besonders belastend. Er braucht die
       nächtliche Kühle zwischen zwei Hitzetagen.
       
       Beides, also Tropennächte und Hitzetage, erlebt auch Deutschland durch den
       Klimawandel immer häufiger. Das Land hat sich laut dem Deutschen
       Wetterdienst insgesamt schon um 1,6 Grad erwärmt, also noch mehr als der
       globale Durchschnitt von etwa 1,2 Grad. Besonders trifft die Hitze aber
       Städte. Beton, Glas, Asphalt und Stahl saugen die Hitze auf und geben sie
       auch nachts nur schlecht wieder ab.
       
       Bis zu 15 Grad kann der Temperaturunterschied zwischen den urbanen Hotspots
       und dem Umland betragen, hat kürzlich die Gemeinsame Forschungsstelle der
       EU-Kommission ermittelt. In einer Studie haben die
       Wissenschaftler:innen weltweit Satellitendaten zur Temperatur
       ausgewertet.
       
       Das Phänomen hat einen Namen: urbaner Hitzeinseleffekt. Damit
       zufriedengeben, dass Städte im Sommer nun mal zu Todesfallen werden, muss
       man sich aber nicht. „Wir sind dem Hitzeinseleffekt nicht schutzlos
       ausgeliefert“, sagt etwa Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamts. „Mit
       deutlich mehr Grün, vor allem neuen Bäumen und mehr Verschattung durch
       außenliegenden Sonnenschutz sowie Dach- und Fassadenbegrünung lässt sich
       der Aufenthalt im Freien und die Temperaturen in den Wohnungen wesentlich
       angenehmer gestalten.“
       
       ## Auch einfache Maßnahmen in Städten können helfen
       
       Grünflächen machen die Stadt also nicht nur hübscher – sondern auch
       gesünder. „Neben neuen Bäumen müssen wir vor allem den alten Baumbestand in
       den Städten schützen“, meint der Experte.
       
       Die Hitze belaste insbesondere „vulnerable Gruppen in stark verdichteten
       Innenstädten“, heißt es bei seiner Behörde, die im Juni eine Studie dazu
       veröffentlicht hat, wie die Städte sich an die zunehmende Hitze anpassen
       können. Gemeint sind diejenigen, die eben in den besonders grauen Gegenden
       wohnen. Das ist die soziale Komponente der Hitze: Sie trifft arme Menschen
       besonders, die nicht einfach in die teuren, grüneren Kieze oder ins
       Villenviertel ziehen können.
       
       Auch sonstige Maßnahmen können laut der Studie die Temperatur in der Stadt
       senken. Dazu gehören schon vergleichsweise einfache Maßnahmen wie helle
       Fassadenfarben. Außerdem wirkt sich natürlich auch eine bessere Dämmung
       positiv aus. Was im Winter beim Heizenergiesparen hilft, macht also im
       Sommer auch die Hitzewelle etwas harmloser.
       
       Für manche Gegenden, allerdings eher im subtropischen Raum, attestiert die
       Studie auch, dass es wohl ohne Klimaanlage nicht geht. Der Nachteil: Die
       Geräte fressen viel Strom und sind deshalb kein Allheilmittel. Für
       Deutschland kommt das Umweltbundesamt deshalb zu dem Schluss, dass sie
       höchstens etwa in Dachgeschosswohnungen zum Einsatz kommen sollten.
       
       Dass Deutschland sich dringend auf die Hitze einstellen muss, sieht auch
       eine Gruppe so, die qua Beruf nicht an den starken Auswirkungen auf die
       Gesundheit vorbeikommt: Ärzt:innen. „Hitzewellen werden immer häufiger und
       extremer“, warnt etwa Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.
       Neben baulichen Maßnahmen wünscht er sich, dass die Bundesregierung besser
       plant, was im Akutfall einer Hitzewelle zu tun ist. „Wir brauchen dringend
       einen nationalen Hitzeschutzplan auf Bundesebene.“
       
       22 Aug 2022
       
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