# taz.de -- Rücktritt der RBB-Intendantin: Schlesingers Scherbenhaufen
       
       > Die RBB-Intendantin tritt zurück, bleibt aber uneinsichtig. Die
       > Öffentlich-Rechtlichen sollte der Fall zur kritischen Selbstbetrachtung
       > motivieren.
       
 (IMG) Bild: Bis zuletzt waren für sie nur die anderen Schuld: Patricia Schlesinger
       
       Nun also doch: Nach zahlreichen Vorwürfen der Vetternwirtschaft gegen
       [1][RBB-Intendantin Patricia Schlesinger] ist sie am Sonntagabend von ihrem
       Amt zurückgetreten. Eine richtige Entscheidung, aber eine, die viel zu spät
       kommt. Denn Schlesinger hinterlässt beim RBB nicht nur einen riesigen
       Scherbenhaufen, sondern auch eine Mammutaufgabe: das Vertrauen in den RBB
       wiederherzustellen, und zwar intern wie extern.
       
       Dass dieses angekratzt ist, sollte Schlesinger sich selbst zuschreiben.
       Denn nicht nur das ihr [2][vorgeworfene Fehlverhalten] – in Form von
       krummen Beraterverträgen, Luxusdienstwagen, falschen Abrechnungen und
       Gehaltserhöhungen – sät Misstrauen. Sondern vor allem ihr Umgang mit den
       Vorwürfen. Statt sich den Fragen des brandenburgischen Landtags oder des
       gesamten Hauses zu stellen, gab sie lieber Presseinterviews. Auf die
       Anschuldigungen gab es bislang, wenn überhaupt, nur halbgare Antworten.
       
       Und auch jetzt in ihrer Rücktrittserklärung ist kein Wort der Selbstkritik
       zu lesen – stattdessen sind immer die anderen schuld. Schlesingers
       Uneinsichtigkeit, ihre Unfähigkeit, die eigenen Fehler einzugestehen, fällt
       jetzt dem Sender auf die Füße. Sehen sich doch alle Kritiker*innen der
       Öffentlich-Rechtlichen nun in ihren pauschalen Vorurteilen bestätigt.
       
       Die lückenlose Aufarbeitung der Vorwürfe sollte zu diesem Zeitpunkt höchste
       Priorität haben. Doch wer das Vertrauen der (freien) Mitarbeiter*innen
       und Gebührenzahler*innen wiedergewinnen möchte, darf dort nicht
       stehen bleiben. Es gilt nämlich nicht nur zu klären, ob Schlesingers
       Verhalten legal war, sondern auch, ob es angemessen war.
       
       Dieser Fall sollte für den RBB und den gesamten Rundfunk ein Anlass sein,
       sich von Grund auf zu reformieren, neu formulierte Grundsätze und
       Aufsichtsgremien, die wirklich kontrollieren, was da im eigenen Haus
       passiert, inklusive. Denn ansonsten verfestigt sich das Bild, dass bei
       freien Mitarbeiter*innen und beim Programm trotz [3][Streiks] und
       Verhandlungen gespart wird, während es sich die Intendanz so richtig
       gutgehen lässt.
       
       8 Aug 2022
       
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