# taz.de -- Kritik an Lastenradförderung in Bremen: Die Klientel sind wir
       
       > Wer eine finanzielle Förderung für die Mobilitätswende mit
       > Klientelpolitik verwechselt, hat den Schuss nicht gehört. Der Klimawandel
       > betrifft alle.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht Profiteur grüner Klientelpolitik, vielleicht auch nur Kleinsparer: ein Lastenradfahrer
       
       Die Bremer Mobilitätsbehörde hat eine halbe Million Euro Fördergeld für
       Lastenräder und Fahrradanhänger verteilt. Nun schreit plötzlich ein Bremer
       SPD-Politiker auf, „Klientelpolitik“ sei das, und wer Langeweile hat,
       wiederholt das noch mal in den sozialen Medien. Was an der Kritik stimmt,
       ist schnell aufgezählt: Das Windhund-Prinzip, nach dem die zuerst
       eingehenden Anträge Vorrang haben, benachteiligt diejenigen, die mehr Zeit
       und Hilfe beim Ausfüllen brauchen. Und knapp zwei Drittel der Anträge kamen
       aus eher privilegierten Stadtteilen.
       
       Es ist bemerkenswert, dass hier ein SPD-Politiker [1][die Verkehrspolitik
       eines rot-grün-roten Senats] anprangert, aber das macht den Befund nicht
       zutreffender. Bremen hat bewusst nicht nur [2][Lastenräder], sondern auch
       die günstigeren Fahrradanhänger gefördert. Aber auch für die Lastenräder
       gilt: Sie sollen eben nicht Statussymbol einer bildungsbürgerlichen
       Öko-Elite bleiben – die grüne Mobilitätsbehörde will in einem nächsten
       Schritt ein Verleihnetz von Lastenrädern in der gesamten Stadt einrichten.
       Es geht also nicht um das Buhlen um die eigene Klientel, sondern darum
       konkrete Alternativen zum Auto zu etablieren.
       
       Klimaschutzpolitik ist, anders als die heilig gesprochene
       Dienstwagensubventionierung, eben keine Klientelpolitik. Sie kommt allen
       zugute, alle brauchen sie. Dass dieser Vorwurf überhaupt verfängt, zeigt,
       wie dramatisch wenig weite Teile der Politik begriffen haben, dass der
       Klimawandel kein Problem ist, das nur die anderen betrifft, kein
       Schrebergarten der Grünen und ihrer Klientel ist.
       
       Dass man in Bremen auf das Gemaule aus der SPD überhaupt reagiert, zeigt
       eine tief sitzende Furcht der Grünen: sich als sozial kalte Öko-Partei der
       Besserverdienenden wiederzufinden, eine grüne FDP-Schwester.
       
       26 Jul 2022
       
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