# taz.de -- Tommy Frenck bei Bürgermeisterwahl: 30 Prozent für den Neonazi
       
       > Der Thüringer Neonazi Tommy Frenck verliert die Bürgermeisterwahl in
       > seinem Dorf. Der Innenminister kritisiert, dass er antreten durfte.
       
 (IMG) Bild: T-Shirt des Neonazis Tommy Franck bei einem Rechtsrockkonzert
       
       Berlin taz | Am Sonntagmorgen war Tommy Frenck noch zuversichtlich. „Das
       kann eine ganz enge Geschichte werden“, erklärte der [1][Thüringer
       Rechtsextremist] in einer Videobotschaft und appellierte, ihn zum
       Bürgermeister seines Dorfs Kloster Veßra zu wählen. Am Ende verlor der
       35-Jährige deutlich gegen Amtsinhaber Wolfgang Möller (parteilos) – bekam
       aber immerhin 29,1 Prozent der Stimmen.
       
       Frenck zeigte sich zufrieden. Dafür, dass er alle gegen sich gehabt habe,
       sei das Ergebnis nicht schlecht, erklärte er auf seinem Telegram-Kanal.
       Auch Wahlgewinner Möller, Kandidat des Feuerwehrvereins und seit 23 Jahren
       im Amt, zeigte sich erleichtert. Auch er habe gedacht, es werde knapp,
       sagte der 68-Jährige am Montag der taz. Nun aber hätten die Bürger „eine
       klare Entscheidung getroffen“. Bei der Wahl erhielt Möller 139 Stimmen, auf
       Frenck entfielen 57 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 83,4 Prozent.
       
       Frenck ist seit Jahren ein überregional bekannter und aktiver Neonazi. In
       Kloster Veßra betreibt er die Gaststätte „Goldener Löwe“, die international
       Rechtsextreme anzieht. Dort betreibt er auch seinen rechtsextremen Versand.
       Frenck, der sich den Schriftzug „Aryan“ auf den Hals tätowierte,
       organisiert zudem Rechtsrockkonzerte und war auch 2017 am bisher größten
       [2][Szenefestival mit 6.000 Neonazis] im nahen [3][Themar] beteiligt. Er
       sitzt im Kommunalparlament und seit vielen Jahren auch im Kreistag.
       
       ## Wahlkampf entzweite Vereine im Ort
       
       Möller berichtet von einem polarisierten Wahlkampf. Vereine oder die
       Feuerwehr hätten sich über Frencks Kandidatur zerstritten. Dass sich am
       Ende auch die Thüringer Innenstaatssekretärin Katharina Schenk einschaltete
       und erklärte, dass die Rechtsaufsicht einen möglichen Amtsantritt von
       Frenck verhindern müsse, kritisiert Möller. „Das hat dieser Wahl nicht
       gutgetan. Die Bürger sollen diese Sache entscheiden.“
       
       Möller setzt auch sonst nicht auf Konfrontation mit Frenck. Er teile dessen
       politische Meinung überhaupt nicht, sagt er der taz. Aber er sitze nun mal
       in den Parlamenten. Man müsse jetzt zu Sachthemen zurückkehren und wieder
       „konstruktiv zusammenarbeiten“. Auf die Frage, wie das mit einem Neonazi
       gelingen soll, antwortet Möller nur, er habe Frenck bisher so erlebt, dass
       dieser keine Beschlüsse zum Wohle der Gemeinde blockiere.
       
       Frenck dagegen nutzte seinen Wahlantritt mal wieder für PR in eigener
       Sache. Und er veröffentlichte noch am Wahlabend einen Appell an die Szene:
       Auch andernorts sollten Gleichgesinnte seinem Beispiel folgen und zu Wahlen
       antreten. „Nehmt den Etablierten so viele Stimmen wie möglich weg.“
       
       In Sachsen etwa taten das am Sonntag bei Kommunalwahlen auch die [4][Freien
       Sachsen], ein Sammelbecken verschiedener Rechtsextremer – die ihr
       Spitzenergebnis in Dohna bei Dresden mit 30,1 Prozent erzielten, dort aber
       einem CDU-Mann unterlagen.
       
       ## Innenminister kritisiert Wahlbehörde
       
       Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) nannte das Ergebnis von Frenck
       ein Alarmzeichen. „Dass 30 Prozent der Wähler einem glasklaren
       Rechtsextremisten ihre Stimme geben, ist besorgniserregend“, sagte er der
       taz. Und Maier kritisiert, dass Frenck überhaupt zur Wahl antreten durfte.
       „Das Kommunalwahlgesetz ist hier eigentlich eindeutig: Verfassungsfeinde
       werden nicht zu Wahlen zugelassen.“
       
       Maier plädiert nun für verstärkte Aufklärung in den kommunalen Behörden.
       Die bereits gegen Rechtsrockkonzerte eingesetzte Taskforce in Thüringen
       werde sich jetzt auch darum kümmern. „Wir dürfen den Rechtsextremen keine
       so leichten Erfolge verschaffen.“
       
       13 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://xn--Rechtsextremist%20verliert%20Brgermeisterwahl-tje
 (DIR) [2] /Nazikonzerte-in-Thueringen/!5420506
 (DIR) [3] /Neonazis-und-organisierte-Kriminalitaet/!5761080
 (DIR) [4] /Freie-Sachsen-heizen-Coronaprotest-an/!5820715
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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