# taz.de -- Jordanischer Prinz unter Hausarrest: König gegen Prinz
       
       > Es kriselt in Jordaniens Monarchie: König Abdullah II geht weiter gegen
       > seinen Halbbruder Prinz Hamza vor. Der legt aus Protest seinen Titel ab.
       
 (IMG) Bild: Hashem, Hamza und Faisal bei Eröffnungszeremonie des jordanischen Parlaments 2007
       
       Amman taz | Der Streit im jordanischen Königshaus geht weiter. In einem
       öffentlichen Brief hat König Abdullah II angekündigt, dass sein Halbbruder,
       Prinz Hamza, nun unter Hausarrest steht. Auch seine
       Kommunikationsmöglichkeiten würden eingeschränkt. Laut der [1][staatlichen
       Nachrichtenagentur Petra, die den Brief] am Donnerstagabend
       veröffentlichte, sei ein [2][entsprechendes Dekret] erlassen worden.
       
       In ungewohnt scharfen Worten kritisiert der König, Hamza lebe in einem
       „Zustand der Selbsttäuschung, in dem er sich als einziger Hüter des
       haschemitischen Erbes und Ziel eines systematischen Feldzuges unserer
       Institutionen sieht“. Sein Handeln sei unberechenbar, er habe sich seit dem
       vergangenen Jahr nicht geändert.
       
       Prinz Hamza [3][war im April vergangenen Jahres beschuldigt worden], in
       eine angebliche Verschwörung gegen den König involviert zu sein. Hamza
       lehnte die Anschuldigungen ab, schickte jedoch der britischen BBC ein
       Video, in dem er der jordanischen Regierung Korruption und Unfähigkeit
       vorwarf. Dabei behauptete er, unter Hausarrest zu stehen. Kurze Zeit später
       unterzeichnete er einen Brief, in dem er seine Loyalität dem König
       gegenüber beteuerte.
       
       Nach den Putsch-Vorwürfen nahmen jordanische Sicherheitskräfte mehr als ein
       Dutzend Menschen fest. Bei dem entsprechenden Verfahren im Juli sind ein
       Ex-Chef des königlichen Hofes und ein Mitglied der Königsfamilie zu jeweils
       15 Jahren Haft verurteilt worden, Hamza musste jedoch nicht vor Gericht.
       Das Königshaus gab bekannt, man wolle die Angelegenheit im familiären Kreis
       klären. Im März dieses Jahres veröffentlichte es einen Brief vom Prinzen,
       in dem er den König um Vergebung bat und sich für sein Handeln
       entschuldigte.
       
       ## Prinz Hamza ist unter jordanischen Stämmen beliebt
       
       Doch Anfang April postete Hamza noch [4][einen Brief] auf seinem
       [5][Twitter-Account] und legte seinen Adelstitel ab. Seine persönlichen
       Überzeugungen und Werte stünden „nicht im Einklang mit den Ansätzen, Trends
       und modernen Methoden unserer Institutionen“, so der 42-Jährige. Hamza war
       eigentlich designierter Kronprinz – bis 2004, als König Abdullah II ihm den
       Titel entzog und ihn seinem Sohn, Hussein, verlieh. Abdullah schrieb in dem
       gestrigen Brief, Hamza werde in Zukunft ein komfortables Leben führen
       können, jedoch nicht „den Raum haben, die Nation, ihre Institutionen und
       seine Familie zu beleidigen“ oder „Jordaniens Stabilität zu untergraben“.
       
       Es ist ein ungewöhnlicher Ton angesichts der Zurückhaltung, mit welcher der
       König die familiäre Fehde bislang behandelt hatte. Die gesamte Situation
       sei jedoch außergewöhnlich, sagt der jordanische Politikexperte Amer
       al-Sabaileh. Und die Art, wie man damit umgegangen sei, löse „das Problem
       nicht, sondern macht nur die Lage komplizierter.“ Beim jüngsten Schritt
       handele es sich um die „komplette Ausradierung des Prinzen aus der
       jordanischen politischen Szene“.
       
       Prinz Hamza ist offenbar unter jordanischen Stämmen, zumindest einem Teil
       davon, sehr beliebt. Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera bewertet daher
       den Schritt, seinen Hausarrest in einem solchen Brief öffentlich zu machen,
       als potenziell riskant. Denn traditionell gelten die Stämme als Rückgrat
       der Monarchie.
       
       Für al-Sabaileh sind die unmittelbaren Risiken für die Stabilität des
       Königshauses jedoch gering. „Die Theorie, dass die Stämme das Rückgrat der
       Monarchie sind, ist veraltet“, erläutert er. „Das große Problem ist
       momentan die wirtschaftliche Lage des Landes.“ Nach der Stagnierung der
       vergangenen Jahre, der hohen Arbeitslosigkeit und der Coronapandemie
       herrscht auch unter den Stämmen ein gewisser Frust, der sich in den
       vergangenen Monaten bei verschiedenen Protesten gezeigt hat.
       
       20 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://petra.gov.jo/Include/InnerPage.jsp?ID=41335&lang=en&name=en_news
 (DIR) [2] https://www.jordantimes.com/news/local/royal-decree-approves-recommendation-council-formed-under-royal-family-law-restrict
 (DIR) [3] https://www.bbc.com/news/world-middle-east-56626370
 (DIR) [4] https://twitter.com/HamzahHKJ/status/1510619201827917827?s=20&t=VVNdbaFyobETPAVsH8p_pA
 (DIR) [5] https://twitter.com/hamzahhkj?lang=de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Serena Bilanceri
       
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