# taz.de -- Präsidentenwahlen auf den Philippinen: Diktatorenfamilie zurück im Palast
       
       > 36 Jahre nach ihrer Vertreibung kann die Marcos-Dynastie an die Macht
       > zurückkehren. Der Sohn des ehemaligen Diktators Marcos punktete auch auf
       > Tiktok.
       
 (IMG) Bild: „Gebt zurück, was ihr gestohlen habt“: Protest am 10. Mai vor der Wahlkommission in Manila
       
       Manila dpa | Bei der [1][Präsidentenwahl auf den Philippinen] zeichnet sich
       eine Rückkehr der einst aus dem Land gejagten Diktatorenfamilie Marcos an
       die Macht ab. Nach inoffiziellen Ergebnissen von Dienstag bekam Ferdinand
       „Bongbong“ Marcos Jr. nach Auszählung von 96,55 Prozent der abgegebenen
       Stimmen (Stand: 4.00 Uhr) mehr als doppelt so viele Stimmen wie seine
       schärfste Konkurrentin, die Oppositionsführerin Leni Robredo.
       
       An dritter Stelle lag weit abgeschlagen der frühere Box-Weltmeister
       [2][Manny Pacquiao]. Damit wird die Marcos-Dynastie 36 Jahre nach ihrer
       Vertreibung aus dem Inselstaat aller Wahrscheinlichkeit nach in den
       Malacañang-Palast in der Hauptstadt Manila zurückkehren.
       
       Offizielle Ergebnisse kann aber nur der Kongress (bestehend aus Senat und
       Abgeordnetenhaus) verkünden. Dies wird erst für Ende Mai erwartet.
       
       Rund 67 Millionen Bürger waren am Montag zur Wahl eines Nachfolgers für den
       [3][scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte] aufgerufen. Der Politiker ist
       international wegen seines brutalen Kampfes gegen Drogenkriminalität
       umstritten. Laut Verfassung durfte er nach sechs Jahren nicht für eine
       zweite Amtszeit kandidieren. Allerdings lag seine Tochter Sara
       Duterte-Carpio, derzeit Bürgermeisterin der Millionenstadt Davao im Süden
       des Landes, bei der Wahl zur Vizepräsidentschaft mit großem Abstand vorne.
       Sie hatte an der Seite von Marcos Jr. kandidiert.
       
       ## Marcos Jr. lockte auf Tiktok und Youtube
       
       Der 64-Jährige war im Wahlkampf in sozialen Netzwerken wie TikTok und
       YouTube aktiv, wo er Millionen Follower hat. Dort lockte er vor allem junge
       Wähler – die keine Erinnerung an das Regime haben – mit einem verklärten
       Blick auf die Vergangenheit und dem Traum von einem vermeintlichen
       „goldenen Zeitalter“. Bei allen Umfragen galt er im Vorfeld als klarer
       Favorit.
       
       Überschattet wurde die Abstimmung von Gewalt, vor allem im Süden des
       Inselstaates. Hier kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. Auch gab es
       teilweise Probleme mit defekten Stimmenzählmaschinen und fehlenden Namen
       auf Wählerlisten. „Trotz einiger Pannen und einiger Gewalt ist die Wahl
       aber im Allgemeinen gut verlaufen“, sagte George Garcia von der
       Wahlkommission.
       
       Politische Beobachter hatten im Vorfeld gewarnt, dass der südostasiatische
       Staat unter der Führung von „Bongbong“ Marcos (oder kurz: BBM) in eine noch
       autoritärere Richtung steuern könnte. Auch hat er bereits erklärt, den
       Kampf gegen Drogen fortführen zu wollen.
       
       Das [4][Marcos-Regime unter Ferdinand] (1917-1989) und seiner für ihren
       Schuhtick bekannten Frau Imelda (heute 92) machte einst mit Mord,
       Kleptokratie und dem spurlosen Verschwinden politischer Gegner von sich
       reden. Die beiden sollen im Laufe der Jahre auch Milliardensummen aus der
       Staatskasse abgezweigt haben. Nach der Flucht der Familie nach Hawaii
       wurden im Malacañang-Palast Hunderte Handtaschen und Kleider sowie Tausende
       Paar Schuhe von First Lady Imelda Marcos gefunden.
       
       10 May 2022
       
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