# taz.de -- Vom Boxer zum Präsidenten?: Manny Pacquiao wechselt den Ring
       
       > Der philippinische Boxstar wollte noch einmal Weltmeister werden – und
       > verlor. 2022 will er sich wohl um die Nachfolge von Präsident Duterte
       > bewerben.
       
 (IMG) Bild: Boxstar Manny Pacquiao verliert beim Comeback. Klappt es dafür mit der Präsidentschaft?
       
       Berlin taz | Das war anders gedacht: Manny Pacquiao hatte mit einem Sieg
       über den aus Kuba stammenden Yordenis Ugás noch einmal Boxweltmeister der
       WBA im Weltergewicht werden wollen. Es wäre ein weiterer Rekord des
       Ausnahmeboxers aus den Philippinen gewesen, der in seiner Karriere zwölf
       Weltmeistertitel in sieben verschiedenen Gewichtsklassen erkämpfen konnte.
       Aber in der Samstagnacht hatte der 42-Jährige dem sieben Jahre jüngeren
       Ugás ab der fünften Runde immer weniger entgegenzusetzen – der Kubaner
       gewann einstimmig nach Punkten.
       
       Ob Pacquiao noch einmal in den Ring steigt, ließ er im Interview nach
       diesem 72. Kampf seiner Profikarriere offen. Aber eigentlich hat er auch
       anderes zu tun. Denn schon seit 2010 ist Pacquiao nicht nur Boxer, sondern
       auch Politiker. Damals wurde er in den Kongress gewählt, seit 2016 ist er
       zudem Senator der Philippinen, seit Dezember 2020 Vorsitzender der
       Regierungspartei.
       
       Und in diesem Jahr hat er überall durchblicken lassen, dass er sich wohl im
       Mai 2022 als Präsidentschaftskandidat um die Nachfolge Rodrigo Dutertes
       bewerben will. Der wegen diverser Menschenrechtsverletzungen international
       [1][in der Kritik stehende Präsident] darf nicht wieder antreten.
       
       Pacquiao gehörte immer zu Dutertes willigsten Unterstützer*innen –
       dessen blutiger Kampf gegen Kleindealer*innen und
       Drogenkonsument*innen wurde von Pacquiaos genauso begeistert
       aufgenommen wie Dutertes Plädoyer für die Todesstrafe. 2016 verlor Pacquiao
       nach unqualifizierter Hetze gegen Homosexuelle einen Werbevertrag mit dem
       Sportartikelhersteller Nike: Schwule seien schlimmer als Tiere, sagte
       Pacquiao, entschuldigte sich dann auf Twitter, bekräftigte seinen Kommentar
       jedoch kurze Zeit später. Ganz Duterte-Stil.
       
       ## Die Distanz zu Duterte ist noch frisch
       
       Erst vor wenigen Wochen ging Pacquiao auf Distanz: Er warf der Regierung
       vor, 10,4 Milliarden Pesos (rund 175 Millionen Euro) an Coronahilfen für
       die arme Bevölkerung seien in dunklen Kanälen versickert. Die Antwort
       Dutertes ließ nicht lange auf sich warten. Er sorgte dafür, das Pacquiao
       als Parteichef seiner PDP-Laban abgelöst wurde.
       
       Pacquiao ficht das nicht an. Der Mann, der aus ärmsten Verhältnissen stammt
       und mit Boxen ein Vermögen verdiente, hat seine eigene Agenda. So oft, wie
       er sagt, dass er das Boxen liebt, sagt er auch, dass er den Menschen helfen
       will. Als reicher Sportler tut er das auf seine Art seit Jahren.
       
       Noch bevor er in die Politik ging, verteilte er Geld und Lebensmittel,
       kaufte Küstenfischern Außenbordmotoren, als ihre Ruderboote die immer
       weiter zurückgehenden Fischgründe nicht mehr erreichen konnten, erwarb
       Land, ließ 1.000 Häuser bauen und verschenkte sie.
       
       Das brachte ihm nicht nur zusätzliche Popularität, sondern ergab 2015 auch
       eine gute Storyline im wohl umsatzstärksten Boxkampf seiner Karriere gegen
       [2][Floyd Mayweather]: Hier der Junge aus armen Verhältnissen, der sein
       Geld nutzt, um seine Leute zu unterstützen, da der reiche Snob. Pacquiao
       verlor nach Punkten.
       
       22 Aug 2021
       
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 (DIR) Bernd Pickert
       
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