# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Totgeglaubte leben länger
       
       > Ostern ist das Fest der Auferstehung: Atomare Aufrüstung ist wieder da,
       > die Friedensbewegung vielleicht auch. Nur die autogerechte Stadt war nie
       > tot.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht bräuchte es neue Slogans, aber die Grundidee stimmt noch: Abrüstung und Pazifismus
       
       Die Osterfeiertage nahen und damit auch einer der traditionellen Höhepunkte
       der Friedensbewegung. Die Ostermärsche, die seit den 60ern jährlich in ganz
       Deutschland stattfinden, sind als Reaktion auf das atomare und
       konventionelle Wettrüsten der Supermächte entstanden. In der Zeit des
       Kalten Krieges, in denen Militärstrategen Opferzahlen eines möglichen
       Atomkrieges in [1][„Megatoten“] kalkulierten und Atomwaffenarsenale das
       Potenzial haben mussten, [2][die Weltbevölkerung mehrfach zu vernichten],
       war Pazifismus und Antimilitarismus eine durch und durch vernünftige und
       konsensfähige Grundhaltung.
       
       Traurigerweise hatte die Friedensbewegung in den letzten Jahren wenig
       Konstruktives zu komplexen Konflikten wie in Syrien zu sagen. Durch ihr
       [3][unverhältnismäßiges Wohlwollen gegenüber den russischen
       Großmachtbestrebungen] und ein teilweises Abdriften [4][in rechte und
       verschwörungstheoretische Milieus] verlor die Bewegung weiter an Bedeutung.
       
       Doch durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine feiert die totgeglaubte
       Logik des Kalten Krieges eine unerfreuliche Auferstehung. Zusätzlich
       [5][100 Milliarden will die Bundesregierung in neue Waffensysteme stecken],
       darunter atomwaffenfähige Tarnkappenbomber, die Deutschland „nukleare
       Teilhabe“ ermöglichen sollen.
       
       Auch wenn einige Deutungen und Forderungen der Initiator*innen zum
       Ukrainekrieg fragwürdig sind, ist der diesjährige Ostermarsch, zu dem die
       [6][Friedenskoordination Berlin unter dem Motto „Die Waffen nieder!“]
       aufruft, eine Chance für die Bewegung, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen –
       ein notwendiges gesellschaftliches Gegengewicht zur Logik der Aufrüstung
       und des Krieges. In der Demo wird es auch einen internationalistischen
       Block [7][„Gegen Aufrüstung, Kriegshetze und die Kriege der Herrschenden“]
       geben, der eine klassenkämpferische Perspektive betont (Samstag, 16. April,
       Oranienplatz, 12 Uhr).
       
       ## Fahrraddemo für gerechte Flächenverteilung
       
       Eine weitere Auferstehung feiert das [8][Ideal der autogerechten Stadt],
       das eigentlich schon in den 80ern längst hätte begraben sein müssen, doch
       nie ganz gestorben ist. So beschloss das FDP-geführte
       Bundesverkehrsministerium im Alleingang den Weiterbau der umstrittenen
       Stadtautobahn A100. Nun sollen weitere Hunderte Millionen dafür verfeuert
       werden, um eine Betonschneise für eine veraltete Mobilitätsform durch
       Wohngebiete, Kiezkultur und Stadtnatur zu ziehen.
       
       Dabei hätte es Berlin viel nötiger, das Geld in sichere Fahrrad-, Fuß- und
       ÖPNV-Infrastruktur zu investieren. Noch immer ist der Straßenraum extrem
       ungerecht verteilt. Über 70 Prozent werden durch stehende und fahrende
       Autos eingenommen. Aus dem Grund veranstaltet die Gruppe [9][Respect
       Cyclists] am Mittwochabend eine Fahrraddemo (Mittwoch, 13. April,
       Falkplatz, Treffpunkt 17:30 Uhr, Start 18:30 Uhr).
       
       11 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Megadeath
 (DIR) [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Overkill
 (DIR) [3] /Pazifist-ueber-Mahnwachenbewegung/!5026424
 (DIR) [4] /Anti-Kriegs-Protest/!5835170
 (DIR) [5] /Aufruestung-der-Bundeswehr/!5843022
 (DIR) [6] http://www.frikoberlin.de/
 (DIR) [7] https://ibnordberlin.noblogs.org/raus-zum-ostermarsch/
 (DIR) [8] /Autobahnbau-in-Berlin/!5842942
 (DIR) [9] https://adfc-berlin.de/aktiv-werden/bei-demonstrationen/1123-respect-cyclists-bikeride-20220413.html
       
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 (DIR) Jonas Wahmkow
       
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