# taz.de -- Mittelerhöhung für die SPK gesperrt: Kein Weiter-so für Preußenpolitik
       
       > Die größte deutsche Kultureinrichtung muss dringend reformiert werden. Im
       > internationalen Vergleich liegen die Besucherzahlen weit hinten.
       
 (IMG) Bild: Museumsinsel mit Blick auf das Humboldt-Forum und den Berliner Dom
       
       Dass es schnell gehen würde, die dringend notwendige Reform der Stiftung
       Preußischer Kulturbesitz (SPK) voranzutreiben, hat niemand ernstlich
       erwartet. Nun macht die Ampelkoalition allerdings Druck: Die geplante
       Mittelerhöhung in Höhe von 6 Millionen Euro für die Stiftung wurde in den
       Haushaltsverhandlungen gesperrt und an „Bedingungen geknüpft“. Wie diese
       Bedingungen aussehen, weiß die Stiftung noch nicht, nur dass sie „mit dem
       Reformprozess zusammenhängen“, wird vermutet.
       
       Die Opposition prescht trotzdem schon mal vor: Der begonnene Reformprozess
       sollte nicht grundsätzlich infrage gestellt werden, ließ die CDU verlauten,
       mit der Sperrung werde gewachsenes Vertrauen zerstört. Wo im Reformprozess
       zuletzt Vertrauen gewachsen sein soll, bleibt jedoch fraglich. Die größte
       Kultureinrichtung Deutschlands ist derart unbeweglich, [1][dass der
       Wissenschaftsrat 2020 ihre Zerschlagung empfahl.]
       
       Das wollte die Stiftung nachvollziehbarerweise verhindern und schlug ein
       Jahr später Reformen vor, die man bedenkenlos „Reförmchen“ nennen kann oder
       aber: [2][einen Witz.] Die schon dem Namen nach mindestens eingestaubte
       Stiftung ist dysfunktional, unterfinanziert und zu zentralistisch, um den
       Anforderungen gerecht zu werden, die an die fünf ihr unterstellten
       Einrichtungen gestellt werden.
       
       Mit insgesamt 4,9 Millionen Besucher:innen 2019 gehören die 15 (!)
       staatlichen Museen Berlins im internationalen Top-Vergleich zu den
       Schlusslichtern. Der Pariser Louvre allein kommt auf gut doppelt so viele,
       London ist gleich viermal unter den Top 10 der meistbesuchten Museen
       vertreten. Zahlen sind nicht alles, klar. Die Museen brauchen mehr
       Autonomie, mehr Geld und mehr Entscheidungsgewalt, um eigene Schwerpunkte
       zu setzen, um den Anschluss an museumspolitische Debatten, wie die
       postkoloniale, nicht zu verpassen.
       
       Die Sperre kann somit als Warnschuss von Kulturstaatsministerin Claudia
       Roth (Grüne) verstanden werden und als entschiedenes Nicht-mehr-weiter-so
       in Richtung der Politik ihrer Vorgängerin Monika Grütters (CDU). Die hatte
       sich in ihrer Amtszeit bevorzugt mit teuren Neubauprojekten beschäftigt und
       kann getrost [3][zu den Anhängern der Preußenrenaissance gezählt werden.]
       
       14 Apr 2022
       
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