# taz.de -- Pressefreiheit in Russland: Kritische Stimme verstummt
       
       > Die kritische russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ muss ihr Erscheinen bis
       > auf weiteres einstellen. Die Medienaufsicht hatte sie zuvor zweimal
       > verwarnt.
       
 (IMG) Bild: Eine der letzten Ausgaben: Titelblatt der Novaja Gaseta, Ende März
       
       Berlin taz | In Russland verstummt eine weitere kritische Stimme: Am Montag
       teilte das Medium [1][Nowaja Gaseta ] mit, seine Tätigkeit im Netz und auf
       Papier bis zum „Ende der Spezialoperation russischer Truppen in der
       Ukraine“ einstellen zu wollen. Bis dahin hatte die Nowaja Gaseta unter
       Auslassung des Wortes „Krieg“ aus ukrainischen Städten berichtet, die
       Schauplatz russischer Angriffe sind.
       
       Dieser Entscheidung der Redaktion vorausgegangen war eine zweite
       schriftliche Verwarnung des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich
       der Informationstechnologie und Massenkommunikation (Roskomnadsor),
       derzufolge einem Beitrag [2][nicht die Erwähnung „ausländischer Agent“
       beigefügt] gewesen sei.
       
       Der erste derartige Brandbrief war der Nowaja Gaseta am 22. März ins Haus
       geflattert. Auch da sei der Grund die fehlende Labelung als „ausländischer
       Agent“ gewesen. [3][Roskomnadsor] hatte eine Korrektur angeordnet, die
       öffentlich gemacht werden müsse. In der Regel ziehen zwei Verwarnungen
       innerhalb eines Jahres den Entzug der Lizenz nach sich.
       
       Bereits in der ersten Märzwoche hatten die Redakteur*innen mitgeteilt,
       dass sie [4][wegen der Androhung strafrechtlicher Verfolgung Berichte über
       die Feindseligkeiten in der Ukraine entfernt] und ihr Newsportal gestoppt
       hätten. Am 6. März ging der Nachrichtendienst wieder an den Start – trotz
       Militärzensur.
       
       Kurz darauf wurde bekannt, dass Zusteller*innen die Abonnent*innen
       der Nowaja Gaseta darüber informiert hätten, die russische Post habe die
       Auflage als „extremistisches“ Material beschlagnahmt. In der vergangenen
       Woche verweigerte die Post Interessent*innen den Abschluss eines Abos
       für die gedruckte Ausgabe. Nach entsprechenden Medienberichten hatte die
       Post versprochen, diese Entscheidung rückgängig zu machen und eine interne
       Untersuchung einzuleiten.
       
       Die jüngsten Schikanen sind offensichtlich eine Retourkutsche für einen
       Vorstoß des Chefredakteurs und letztjährigen Friedensnobelpreisträgers
       Dmitri Muratow. Der hatte angekündigt, [5][seine Medaille verkaufen und den
       Erlös an ukrainische Geflüchtete spenden] zu wollen.
       
       28 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://novayagazeta.ru
 (DIR) [2] https://www.dw.com/en/what-is-russias-foreign-agent-law/a-60652752
 (DIR) [3] https://twitter.com/roscomnadzor
 (DIR) [4] https://www.reuters.com/world/russias-novaya-gazeta-cuts-ukraine-war-reporting-under-censorship-2022-03-04/
 (DIR) [5] https://www.deutschlandfunkkultur.de/dmitri-muratow-will-den-erloes-seiner-nobelpreis-medaille-fuer-fluechtlinge-spenden-102.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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