# taz.de -- 9-Euro-Monatsticket für ÖPNV: Tickets sollen bundesweit gelten
       
       > Der Verband der Verkehrsunternehmen fordert, das geplante
       > 9-Euro-Monatsticket soll nicht nur für einige Tarifzonen gelten. Im Juni
       > soll es losgehen.
       
 (IMG) Bild: Am Busbahnhof in Essen-Borbeck
       
       Berlin taz | Das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte
       [1][9-Euro-Monatsticket] soll nach den Vorstellungen des Verbands Deutscher
       Verkehrsunternehmen (VDV) bundesweit gelten und nicht nur für festgelegte
       Tarifzonen. Das Angebot soll zum 1. Juni eingeführt werden. Über die
       Details wie den Geltungsbereich berät zurzeit eine
       Bund-Länder-Arbeitsgruppe.
       
       Das günstige Monatsticket für den ÖPNV ist Teil des Entlastungspakets, auf
       das sich die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP verständigt haben, um
       Bürger:innen von den hohen Energiekosten zu entlasten. Neben Zuschüssen
       zur Senkung der Spritkosten sieht es unter anderem die Einführung eines
       Monatstickets für 9 Euro vor, das dreimal angeboten werden soll und deshalb
       etwas irreführend „9 für 90“ heißt. Bus- und Bahnkund:innen dürften bei
       der Entlastung nicht schlechter als die Autofahrenden gestellt sein,
       begründete ein Sprecher des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)
       den Vorstoß für das bundesweit geltende Ticket. „Autofahrer können ja auch
       bundesweit fahren – und nicht nur in einem Tarifgebiet“, sagte er. Den
       Fernverkehr der Deutschen Bahn oder die Busse des Fernbusbetreibers Flixbus
       werden Kund:innen mit dem Ticket allerdings nicht nutzen können.
       
       Nach wie vor sind noch etliche Details offen. Noch nicht abgeräumt ist die
       Forderung einer Mehrheit der Länderverkehrsminister:innen nach
       einem Null-Euro-Ticket für drei Monate. Das würde nach Angaben des VDV rund
       3,25 Milliarden Euro kosten, das dreimalige 9-Euro-Ticket nach Berechnungen
       2 bis 2,5 Milliarden Euro. Fest steht, dass auch Stammkund:innen mit
       Abo-Tickets von dem Angebot profitieren sollen. Eine Möglichkeit ist, dass
       ihnen der Differenzbetrag gutgeschrieben wird.
       
       [2][Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP)] hatte vorgeschlagen, das
       Ticket nur online anzubieten, damit es schnell und unkompliziert verfügbar
       ist. Das will die Branche nicht. „Nicht alle Kunden haben die
       erforderlichen digitalen Endgeräte“, sagte der VDV-Sprecher. Deshalb soll
       es das günstige Ticket auch an Automaten und in Kundenzentren geben. Der
       Bund ist formal nicht für den ÖPNV zuständig, das sind die Länder. Da er
       aber zugesagt hat, das 9-Euro-Ticket komplett zu finanzieren, hat er
       Einfluss auf die Gestaltung.
       
       ## Branche braucht Vorfinanzierung
       
       Der Start hängt davon ab, wann die versprochenen Mittel für die
       Verkehrsunternehmen fließen. In einem Brief an Verkehrsminister Wissing,
       der der taz vorliegt, drängen VDV-Präsident Ingo Wortmann und
       VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff darauf, das Geld vor Beginn
       bereitzustellen. Die Verkehrsbetriebe leiden noch immer unter
       [3][coronabedingten Ausfällen, die von Bund und Ländern zwar ausgeglichen]
       werden, aber rückwirkend. Da die Länder eine Vorfinanzierung des
       9-Euro-Tickets ausgeschlossen hätten, müsse der Bund die Mittel rechtzeitig
       bereitstellen, fordern die Branchenvertreter. „Ansonsten droht den
       Unternehmen aufgrund der Vorfinanzierungsnotwendigkeiten der Coronaschäden
       sowie den massiv gestiegenen Diesel- und Strompreisen ein im Extremfall
       existenzieller Liquiditätsengpass, der gegebenenfalls auch Insolvenzen
       nicht ausschließt“, schreiben sie. Sollte das Ticket am 1. Juni starten,
       müssten die Mittel bis zum 1. Mai bei den Ländern sein, um diese
       rechtzeitig an Verkehrsunternehmen und -verbünde weiterzuleiten.
       
       Das Bundesverkehrsministerium ließ auf taz-Anfrage offen, ob der Bund das
       gewährleisten kann. Ziel sei weiterhin, dass das Ticket zum 1. Juni
       eingeführt wird, sagte eine Sprecherin. „Darüber besteht Einigkeit zwischen
       allen Beteiligten.“ Zum Geltungsbereich des Tickets wollte sich das
       Ministerium mit Hinweis auf die noch laufende Abstimmung mit den Ländern
       und der Branche nicht äußern.
       
       5 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /9-Euro-OePNV-Fahrkarte-der-Ampelregierung/!5841584
 (DIR) [2] /Autobahnbau-in-Berlin/!5842942
 (DIR) [3] /Coronakrise-trifft-Verkehrsbetriebe/!5749447
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Bahn
 (DIR) Bus
 (DIR) Öffentlicher Nahverkehr
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Volker Wissing
 (DIR) Verkehrswende
 (DIR) Deutsche Bahn
 (DIR) Verkehrswende
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Entlastungspläne der Bundesregierung: Vielleicht mal verzichten
       
       Viele Menschen werden sich einschränken müssen, dank Inflation,
       Energiekrise, Kriegsfolgen, Alterung. Das sollte die Ampelregierung ehrlich
       sagen.
       
 (DIR) 9-Euro-Ticket der Bundesregierung: Bundesweit gültig
       
       Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe einigt sich auf wichtige Details. Im Juni,
       Juli und August können Interessierte für je 9 Euro überall den ÖPNV nutzen.
       
 (DIR) Deutsche Bahn ohne Klimakurs: Ignoranz an der Spitze
       
       Der Bahn-Chef räumt ein, sich noch nicht mit einem Klimaticket nach
       österreichischem Vorbild befasst zu haben. Das illustriert das
       Führungsproblem.
       
 (DIR) Bahninitiativen fordern Klimaticket: Deutsche Bahn unter Zugzwang
       
       Bahninitiativen kritisieren, dass der Staatskonzern seine Stammkunden
       vernachlässige. Sie fordern ein Klimaticket – nach österreichischem
       Vorbild.
       
 (DIR) Geplantes 9-Euro-Monatsticket: Besser gleich zum Nulltarif
       
       Das geplante Billigticket ist wegen der Energiepreise eine gute Idee. Es
       sollte aber gleich umsonst sein – und mehr in den ÖPNV investiert werden.