# taz.de -- Zwölf Thesen: Warum Masken super sind
       
       > Viele Coronabeschränkungen laufen weitgehend aus, darunter auch die
       > Maskenpflicht. Dabei gibt es genug Gründe, warum wir weiter Maske tragen
       > sollten.
       
 (IMG) Bild: Masken kann man auch für Statements nutzen, wie hier auf der Friedensdemo in Köln im Februar
       
       Pünktlich zum „Freedom Day“ an diesem Sonntag brechen die täglichen
       Neuinfektionen sämtliche Rekorde. Trotzdem will die Bundesregierung die
       geltenden Coronabeschränkungen weitgehend lockern – inklusive
       Maskenpflicht. Dabei gibt es genügend Gründe, warum man sich die Maske
       nicht voreilig vom Gesicht reißen sollte.
       
       ## Schau mir in die Augen
       
       Vielleicht können Sie sich noch an den alltäglichen Sexismus in der
       vorpandemischen Zeit erinnern. Damals verfingen sich die Augen des
       Gegenübers mit Vorliebe dort, wo sie nichts zu suchen hatten. Mal
       saugten sie sich am Hintern fest, dann krochen sie einem tief in den
       Ausschnitt, um im Anschluss daran eine nähere Untersuchung des Rachenraums
       vorzunehmen. Und das, obwohl man selbst nichts anderes im Sinn hatte, als
       sich auf Augenhöhe zu unterhalten. Doch dann kam die Maske und mit ihr die
       Erleichterung. Seitdem der Mund hinter einem Stück Stoff verborgen ist,
       liegt der Fokus derart auf den Augen, dass sogar die hartnäckigsten Glotzer
       manchmal hineinschauen. Und das soll bitte auch so bleiben!
       
       ## Urlaub vom Dauergrinsen
       
       Schon Kindern wird vermittelt, dass sie ein fröhliches Gesicht machen
       müssen, damit sie keine Zumutung für ihre Umgebung sind. Doch seit der
       Maskenpflicht können wir unsere verkrampften Mundwinkel auch im
       öffentlichen Raum mal so richtig schön hängen lassen. Bleiben wir doch noch
       ein wenig dabei, vor allem, weil es momentan sowieso nicht viel zu lachen
       gibt.
       
       ## Endlich Knoblauch en masse
       
       Die Maske ist auch deshalb so super, weil man dank ihr endlich so viel
       Knoblauch essen kann, wie man möchte, ohne dass man zur Geruchsbelästigung
       für andere wird: Dank FFP2 atmet man seinen Odeur nunmehr vor allem selbst
       ein. Wer das nicht aushält: Immer auch eine Packung Kaugummi dabeihaben.
       Die hat schon so manchen Theaterabend gerettet.
       
       ## Leise ist das neue Laut
       
       Wie angenehm leise es seit der Pandemie in den Zugabteilen oft zugeht.
       Keine nervigen Telefonate mehr, bei denen man jedes Wort mithört, keine
       passiv-aggressive Familienkommunikation. Stattdessen Ruhe, Frieden,
       Durchatmen. Nicht, dass nun gar nicht mehr gesprochen würde. Vielmehr hat
       sich das Material der Masken wie eine dicke, fette Decke über das Gerede
       gelegt. Himmlisch.
       
       ## Weniger schlaflose Nächte
       
       Wenn ich schon als 37-Jährige ohne Vorerkrankungen Angst vor dem Virus
       hatte, wie ist es dann erst Menschen über 80 oder solchen mit einer
       Herz-Kreislauf-Erkrankung in den vergangenen zwei Jahren ergangen? Erst die
       Angst vor Tröpfchen, dann der Horror vor Aerosolen. Und jetzt, da mehr als
       je zuvor herumschwirren, sollen wir die Maske wieder ablegen? Da sind
       durchwachte Nächte doch vorprogrammiert.
       
       ## Maske als Schnelltest
       
       Trägt jemand im Supermarkt keine Maske – oder nur einen zur Maske
       umfunktionierten Stringtanga –, kann man sich zu 99,9 Prozent sicher sein,
       dass es sich um ein ignorantes Arschloch handelt, dem andere Menschen egal
       sind. Baumelt die Maske hingegen unter der Nase, ist die Wahrscheinlichkeit
       sehr hoch, dass sich da jemand, egal welchen Alters, immer noch in der
       Pubertät befindet. Und dann gibt es noch all die Held*innen, die die Maske
       zwar tragen, sie aber zum Niesen kurz runterziehen. Wollen wir diesen
       schönsten aller Covidioten-Indikatoren allen Ernstes abschaffen?!
       
       ## Grippe adé
       
       Selbst hartgesottene Coronaleugner*innen würden wohl kaum abstreiten,
       dass Husten, Schnupfen und Heiserkeit existieren. Und unbeschadet durch die
       Grippesaison bringt uns, genau, die Maske. Durch den speziellen Filterstoff
       der FFP2-Masken (nein, OP- und Stoffmasken zählen nicht!) können uns auch
       die Bakterien und Viren anderer Hals-, Nasen- und Rachenerkrankungen kaum
       etwas anhaben. Es sei denn, man hat mal wieder Lust auf eine richtig schöne
       Influenza.
       
       ## Heute mal inkognito
       
       Vielleicht sollte man die Maske viel mehr feiern, bietet sie uns doch den
       besten Schutz vor ungewollten Blicken. Zieht man dazu noch eine
       Sonnenbrille und eine Kapuze auf, fühlt man sich ein bisschen wie ein
       Promi, der Selfies mit Fans aus dem Weg gehen möchte. Und muss den
       unangenehmen Nachbarn nicht grüßen.
       
       ## So kuschelig
       
       Bevor es die Maske gab, habe ich mich öfter gefragt, wie ich dieses
       einzigartige Gefühl, das ich immer nur dann habe, wenn ich gerade unter
       meiner fluffig weichen und super kuscheligen Bettdecke liege, in meinen
       harten, zackigen Alltag integrieren kann. Dann zog ich zum ersten Mal eine
       FFP2-Maske auf, und – Bäm! –, da war es, im handlichen Pocket-Format.
       
       ## Segelohren für alle
       
       Meine Schwester liebt Segelohren und befindet sich deshalb gerade auf Wolke
       7. Denn dank der elastischen Schlaufen, mit denen die Maske an den Ohren
       befestigt wird und sie dabei etwas nach vorne zieht, sehen wir alle ein
       bisschen aus wie Teletubbies. Doch nicht nur meiner Schwester gefallen die
       Maskengesichter gut, auch eine Studie besagt, dass wir insgesamt
       attraktiver mit Maske erscheinen. Na dann: Behalten wir sie doch einfach
       für immer auf.
       
       ## The Masked Singer
       
       Lieblings-Karaokebar geschlossen? Keine Zeit für Party aufgrund von
       Alltagsverpflichtungen? Einfach in die U-Bahn setzen, Spotify einschalten
       und hinter der Maske lautlos mitsingen. Das macht mindestens so viel Spaß,
       wie den Mitfahrenden heimlich die Zunge rausstrecken. Ehrenwort!
       
       ## Sorry, es ist noch nicht vorbei
       
       Und, ähm, war da nicht was? Existiert nicht seit zwei Jahren dieses Virus?
       Mehr als 6 Millionen Tote und 462 Millionen Erkrankte gab es bisher
       weltweit – und ein Ende ist nicht in Sicht. Klar, es gibt seit Längerem die
       Impfung, die bei den meisten von uns das Schlimmste wohl verhindern wird.
       Ebenso klar ist, dass wir das Virus nicht mehr loswerden und deshalb mit
       ihm leben müssen. Das heißt aber nicht, dass nun alles wieder normal ist:
       Wer trotz der aktuellen Zahlen, die in Deutschland so hoch sind wie noch
       nie, die Maske in den Müll werfen will, hat den Verstand verloren.
       
       18 Mar 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Fastabend
       
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